Große Bauwerksmängel sowie ein mäßiges Sanierungs- und Verwaltungsmanagement: Deutschlands kommunale Brücken sind überwiegend in einem schlechten Zustand. Zu diesem Ergebnis kommt der ADAC-Brückentest 2014. Dafür wurden 30 Brücken in zehn deutschen Städten getestet, sieben von ihnen fielen glatt durch. Nur vier erreichten ein gutes Urteil, 19 Brücken wurden immerhin mit "ausreichend" bewertet.
Die schlechtesten getesteten Brücken befinden sich im Norden Deutschlands, vor allem in Lübeck und Schwerin. Sowohl die Brücke an der Schweriner Stadionstraße als auch die Lübecker Rehder-, Sandberg- und Hüxtertorbrücke sind besonders marode und bekommen in Bezug auf ihren baulichen Zustand das schlechteste Testurteil "sehr mangelhaft". Zwar finden in beiden Städten laut ADAC regelmäßge Prüfungen seitens der Stadtverwaltungen statt, aber konkrete Sanierungsmaßnahmen seien noch nicht ergriffen worden.
Häufigste Mängel im Test waren beschädigte oder undichte Fugen. Durch diese kann Feuchtigkeit ins Bauwerk eindringen, was das Bauwerk von innen heraus instabil werden lässt. Weitere große Probleme identifizierten die Tester durch Rost an tragenden Teilen der Konstruktion, was die Standsicherheit beeinträchtigen kann.
Deutschlands beste Überführung steht in Schwerin. Als einzige erhielt die "Dreeschbrücke" die Note "gut". Hier hatten die ADAC-Prüfer kaum etwas auszusetzen. Der Bauwerkszustand sei gut, es gäbe ein ausreichend hohes und stabiles Geländer, die Fahrstreifen, Geh- und Radwege seien breit angelegt und alle wichtigen Unterlagen, etwa zur Statik, waren bei der Prüfung vorhanden.
Regelmäßige Prüfungen, aber kaum Sanierungen
Es war das zweite Mal nach 2007, dass der ADAC deutsche Brücken untersuchen ließ. Damals bemängelte der Automobilclub vor allem die unzureichenden Kontrollen ihrer Brücken seitens der Stadtverwaltungen. 40 Prozent der getesteten Städte wiesen in diesem Punkt teils erhebliche Unregelmäßigleiten auf. Inzwischen sei hier ein deutlicher Fortschritt erreicht worden. Dennoch blieben die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen meist aus. Ein Kostenproblem, denn das für Brücken vorgehaltene Budget reiche in den meisten Kommunen bei weitem nicht für die erforderlichen Arbeiten aus. Deshalb könnten viele ernsthafte Schäden über Jahre nicht behoben werden. Stattdessen würde mit Verkehrsbeschränkungen für die betroffenen Brücken reagiert.
Dennoch rät der ADAC dazu, Brücken frühzeitig und nachhaltig instandzuhalten. "Rechtzeitig zu handeln ist die deutlich bessere und kostengünstigere Option, als eine Schadensbehebung so lange zu verschieben, bis sie unbedingt notwendig wird", sagt der ADAC-Vizepräsident für Verkehr, Ulrich Klaus Becker. "Wir können den Städten nur empfehlen, hierfür ausreichend finanzielle Mittel bereitzustellen."
"Allgemeiner Handlungsbedarf"
Obwohl nur 30 Brücken in zehn Städten getestet wurden, seien die Ergebnisse laut ADAC auf ganz Deutschland anwendbar. "Es ergibt sich ein relativ klares Bild, es herrscht allgemein Handlungsbedarf", sagt ein Sprecher des Automobilclubs. Vor allem die vielen "ausreichend" getesteten Brücken, deren Zustand gerade noch okay sei, dies aber nicht mehr lange so sein würde, würden dies bestätigen. Da der Test sehr kostspielig sei und eine aufwändige Logistik dahinter stecke, hätte man sich auf diese Anzahl beschränken müssen.
Mit der Durchführung des Tests hatte der ADAC das Ingenieurbüro Hampf Consult beauftragt. Die Deutsche Gesellschaft für Qualität hat die rechnerische Richtigkeit der Auswertung und die daraus abgeleiteten Aussagen im Test-Abschlussbericht überprüft.