Süddeutsche Zeitung

41. Tokyo Motor Show:Ausfahrt verpasst

Noch vor zwei Jahren wollte die Tokyo Motor Show das Tor zur weiten Autowelt aufstoßen. Die diesjährige Schau gleicht aber eher einem düsteres Trauerspiel.

Stefan Grundhoff

Noch vor zwei Jahren wollte die Tokyo Motor Show das Tor zur großen Automobilwelt weit aufstoßen. Die diesjährige Leistungsschau gleicht aber eher einem düsteren Trauerspiel. Schwere Zeiten für die japanische Autolandschaft. Die blühenden Wiesen, die seit den neunziger Jahren in Tokyo wucherten, sind längst Vergangenheit. Der japanische Nachwuchs begeistert sich für ...

... iPod, Handy-TV, Spielzeug, Ausbildung und Beruf - das Auto als Fortbewegungsmittel und fahrbares Lustobjekt kriegt dagegen kein Rad mehr auf den Boden.Die einstige Sogwirkung der Tokyo Auto Show wurde längst von den asiatischen Konkurrenzmessen in Shanghai und Peking weggeblasen. Den Rest erledigt die Krise.

Auf dem Wachstumsmarkt China will heute jeder auftrumpfen. Da strahlen prachtvolle Karossen auf gigantischen Ständen, sorgen bekannte Stars mit Live-Auftritten für Aufmerksamkeit und Applaus. Im Vergleich dazu kommt einem die 41. Tokyo Motor Show vor wie die Leistungsschau des Metzgereihandwerks in Oer-Erkenschwick. Die heimischen Hersteller zaudern auf ihrer eigenen Messe, füllen die Hallen mit Spielzeugfirmen, Zulieferern ...

... und unzähligen Themenausstellungen auf. Trotzdem sind viele Gänge breiter als die mickrigen Messeauftritte. Selten gab es auf einer Fläche so viel leeren Teppich zu sehen wie im Messezentrum Makuhari.Dass Europäer, Amerikaner und Koreaner die Messe in diesem Autojahr komplett aus ihrem Terminplan geworfen habe, stellte sich schlichtweg als Katastrophe heraus. Die Auswirkungen dürften Jahre andauern.

Konnte man bei der Messe vor zwei Jahren noch Studien des Audi A1, des BMW 1er Tii oder dem VW Space Up bewundern, kommt aus Deutschland diesmal nur eine winzige Gesandtschaft. Die eine gehört zum BMW-Tuner Alpina, die in den luftigen Messehallen von Tokio die Langversion des B7 BiTurbo zeigt."Das sind wir unseren lokalen Kunden schuldig", sagt Verkaufsleiter Günther Schuster, "schließlich feiern wir in diesem Jahr unseren 30. Geburtstag auf dem japanischen Markt. Wir erwarten auf der Messe viele treue Kunden".

Nissan-Chef Carlos Ghosn ließ sich seinen großen Auftritt in dem Hightech-Kabinenroller ...

... Nissan Land Glider denn auch nicht nehmen und rief das Rennen um "Zero-Emissions" aus.Der Land Glider ist ein 3,10 Meter langes und 1,10 Meter breites Elektromobil, in dem zwei Insassen hintereinander Platznehmen können. So könnte 2010 die Zukunft in Tokyos Innenstadt aussehen.

Deutlich realitätsnäher ist da schon der Nissan Leaf, der als erstes Großserien-Elektromobil Ende 2010 auch nach Europa kommen soll.Mit seinem 80 Kilowatt starker Elektromotor hat der Golf-Konkurrent eine Reichweite von immerhin 160 Kilometern.

Das kleine Gelände-Cabriolet von Daihatsu mit Namen Basket ist kaum mehr als eine nette Spielerei, so dürfte die ...

... schmucke Studie e:s mehr Realitätsbezug haben. Der japanischen Kleinwagen in der Machart eines Mini Cooper will die beiden Begriffe "eco" und "smart" in Fahrt umsetzen.Dank eines kleinvolumigen Triebwerks mit Start-Stopp-System soll der 700 Kilogramm schwere Daihatsu e:s nur rund drei Liter Kraftstoff auf 100 Kilometern verbrauchen.

Ein Designtrend ist auf der 41. Tokyo Motor Show klar abzulesen. Für den heimischen Markt müssen es kleine Autos mit einer maximalen Raumausnutzung sein.Das Design von Microvans wie Daihatsu Deca Deca oder ...

... dem Tanto ist boxy und fernab aller aerodynamischen Finessen. Doch die Japaner stehen drauf.

Deutlich sehenswerter zeigt sich der neue Nissan Fuga, der nahezu identisch im kommenden Jahr als Infiniti M auch nach Europa kommen wird. Mit einer Länge von 4,95 Metern ist er zwischen 5er und 7er BMW platziert.

Noch eindrucksvoller ist der Auftritt im neuen Lexus LF-A. Nachdem der Supersportwagen mit seinem 560 PS starken Zehnzylinder jahrelang nur als Messemodell zu sehen war, feiert er in Tokyo seine offizielle Weltpremiere. 325 km/h Spitze muss man mit 375.000 Euro jedoch teuer bezahlen.

Etwas günstiger dürfte das zukünftige kleine Schwestermodell aus dem Hause Toyota werden. Die Studie des Toyota FT-86 könnte in ...

... zwei bis drei Jahren sportliche Realität werden. Für den Antrieb sorgt ein Boxermotor aus dem Hause Subaru.

Sein Erfolgsmodell iQ rpäsentierte Toyota wiederum wie eine Reihe von - Bonbons.

Auf Elektroantriebe setzt auch Mitsubishi mit dem PX-MIEV Concept sowie ...

... Subaru mit dem leicht futuristischen Hybrid Tourer.Alle Fotos: Pressinform

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