Bis vor Kurzem dominierten auch dort die Autos, Radwege oder gar separate Spuren für Radler gab es so gut wie nicht. Doch das ändert sich nun: In der Bismarckstraße etwa, direkt vor dem Schloss, gibt es seit Mitte März nun breite, teils rot markierte Fahrstreifen nur für Radler. OB Kurz feierte bei der Eröffnung den fünf Millionen Euro teuren Straßenumbau als "wichtiges Element unserer nachhaltigen Stadtentwicklung". Den Autofahrern indes stehen nun zwei Fahrspuren weniger zur Verfügung.
Das bringt Kurz und seinen Planern auch Kritik ein. Immer wieder beschweren sich Autofahrer über die breiten Radwege; nicht wenige beklagen, so würden zusätzliche Staufallen erst geschaffen. Das Problem ist: Wie in fast allen Städten ist der Platz für den innerstädtischen Verkehr begrenzt. Die Zeiten, als ganze Häuserzeilen abgerissen wurden, um Raum zu schaffen für neue Straßen - solche Zeiten sind passé.
Kontroverse Diskussionen am Runden Tisch
Es allen Seiten recht zu machen, ist schwierig. In Mannheim versucht es die Stadtspitze mit einem runden Tisch, an dem Vertreter aller Gemeinderatsfraktionen sowie Lobbygruppen sitzen. Dennoch wird fast jede größere Planung kontrovers diskutiert. So hatten beispielsweise Einzelhändler befürchtet, der Umbau der Bismarckstraße könnte sie Umsatz kosten.
Lobbyisten wie Burkhard Stork vom Radlerverband ADFC versuchen daher, das Drais-Jahr zu nutzen, um für den klaren Vorrang für Radfahrer, Fußgänger sowie Busse und Bahnen zu werben. Bei einer Sternfahrt am vergangenen Sonntag in Berlin mit laut Veranstalter 100 000 Teilnehmern forderte der Verband unter anderem vom Bund eine Aufstockung des Etats für den Radverkehr von 130 Millionen auf 800 Millionen Euro pro Jahr. Zielmarken von 25 Prozent wie in Mannheim seien zwar gut und teils ambitioniert, sagt Stork. In Städten wie Utrecht, Amsterdam oder Kopenhagen liegt die Radfahrerquote aber teilweise bei weit mehr als 50 Prozent.