Neue App "Straßensheriff":Falschparker zurechtweisen leichtgemacht

Neue App "Straßensheriff": Kampf den Falschparkern: Eine App soll Gehwegparker auf ihr Vergehen hinweisen. Reagieren diese nicht, wird mit Anzeige gedroht.

Kampf den Falschparkern: Eine App soll Gehwegparker auf ihr Vergehen hinweisen. Reagieren diese nicht, wird mit Anzeige gedroht.

(Foto: Imago Stock&People)

"Straßensheriff" klingt nach Karnevalscowboy, ist aber eine App. Das Programm ermutigt Bürger, Falschparker anzuzeigen, ganz einfach per Smartphone. Aufforderung zum Denunziantentum oder Kommunikationsplattform?

Von Sascha Gorhau

Berlin ist eine schöne Stadt. Doch seit geraumer Zeit muss man das Gefühl habe, dort herrsche kein Verkehr, sondern Krieg auf der Straße. Im August hatten zwei Autofahrer eine Polizeistreife ausgebremst und einer Beamtin ins Gesicht geschlagen. Verkehrsminister Ramsauer beschwert sich vehement über sogenannte Kampfradler. Als vorerst letzte Eskalationsstufe der vermeintlichen Zwietracht auf dem Asphalt gibt es jetzt die App "Straßensheriff".

Der Name klingt nach betrunkenem Cowboy am späten Rosenmontag. Tatsächlich handelt es sich aber um ein Programm für Smartphones, mit dem Passanten Falschparkern eine Nachricht zukommen lassen können, notfalls sie auch anzeigen. "Ein Klick, ein Foto und GPS-Daten fügen sich zu einer Anzeige zusammen und werden mit den eigenen Absenderdaten an Amt oder Polizei übermittelt", beschreiben die Berliner Initiatoren ihr Produkt im Internet. Die Idee des Petzens per Smartphone ist nicht neu: In Kanada gibt es bereits eine App, mit der Falschparker angezeigt werden können.

Die Idee hinter dem Berliner Projekt klingt in Teilen sinnvoll: "Gedankenlosigkeit, zugeparkte Wege und autogerechte Städte sind eine Gefahr für Kinder und Menschen mit Rad, Rolli oder Kinderwagen", schreibt Initiator Heinrich Strößenreuther auf der Hompage Strassensheriff.de. Stört ein falsch geparktes Fahrzeug den Verkehrsfluss eines Fahrrads, Kinderwagens oder Rollators, soll die App den Fahrzeughalter auf sein Vergehen aufmerksam machen. Als Drohkulisse bauen die Betreiber die Möglichkeit einer Anzeige auf, wenn dem Verkehrssünder nicht anders beizukommen ist. Die würde dann direkt an das Ordnungsamt weitergeleitet.

Ohne den guten Willen der Autofahrer bleibt die App ein Papiertiger

Im Klartext lautet die Botschaft an den Autofahrer: Fahr dein Auto weg. Ich kann herausfinden, wer du bist. Wenn du dich sträubst, kann ich dich auch anzeigen.

Das ist unfair, denn die Parteien begegnen sich nicht auf Augenhöhe. Der Autofahrer ist registriert, sein Fahrzeug hat ein Nummernschild und liefert eine transparente und für jeden zugängliche Möglichkeit, die Identität des Halters zu bestimmen. Radler geben ihre Identität nicht preis, die Eltern mit Kinderwägen ebenfalls nicht und auch keine Senioren mit Gehhilfe.

Der ehemalige Bahnmanager Strößenreuther sieht darin kein Problem, da Autos aufgrund ihrer Masse und ihrer Geschwindigkeit ein ungleich höheres Bedrohungspotenzial hätten.

Hier setzt die App nach Strößenreuthers Vorstellungen an: Sie soll kein asymmetrisches Drohinstrument sein, sondern vielmehr ein Kommunkationsangebot für alle Verkehrsteilnehmer. Bereden statt bedrohen. In dieser romantischen Welt weisen aufmerksame Fußgänger per App den Halter eines Autos darauf hin, dass er vergessen hat, das Licht am Auto auszuschalten. Beide müssten sich bei der App registriert haben und nutzen das Programm dann als Kommunikationsplattform. Ohne registrierte Autofahrer bleibt "Straßensheriff" allerdings ein Papiertiger - und verkommt zum Anzeigengenerator.

Ob es überhaupt so weit kommt, ist unklar: Momentan sammeln die Initiatoren Geld für ihr Projekt auf der Finanzierungsplattform Startnext. Bisher konnten sie allerdings erst fünf Prozent der benötigten Summe auftreiben.

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