Nach dem Abgasskandal:Das müssen VW-Kunden über den Rückruf wissen

Lesezeit: 2 min

Der Rückruf wegen des Dieselskandals betrifft allein in Deutschland fast 2,5 Millionen Autos und wird sich wohl über das gesamte Jahr 2016 erstrecken. (Foto: REUTERS)

In wenigen Tagen startet der größte Rückruf der VW-Geschichte. Hier erfahren Sie, wann Ihr Auto dran ist, wie lange die Reparatur dauert und was in den Werkstätten gemacht wird.

Von Thomas Fromm, München

Der VW-Konzern steht vor dem größten Rückruf seiner Geschichte - fast 2,5 Millionen Autos mit manipulierten Diesel-Motoren müssen in den nächsten Monaten zurück in die Werkstätten geholt werden. Die SZ beantwortet die wichtigsten Fragen.

Welche Autos sind betroffen und warum?

Weltweit hat Volkswagen in rund elf Millionen Autos mit dem Dieselmotor EA189 eine illegale Software eingebaut. Das Problem des betrügerischen Programms: Es erkennt, wann ein Auto nicht im Straßenverkehr unterwegs ist, sondern auf dem Prüfstand getestet wird. Dort werden dann die Werte bei Stickoxid-Abgasen künstlich gedrückt.

Gibt es einen konkreten Zeitplan?

Ja. VW wird ein Modell nach dem anderen zurückrufen und umrüsten. Die ersten Fahrzeughalter sollen noch Ende dieser Woche einen Brief vom Hersteller bekommen - vorausgesetzt, dass bis dahin die offizielle Zustimmung zum Rückrufplan durch das Kraftfahrt-Bundesamt vorliegt. Hier, beim KBA, liegen auch die Adressen und Namen der betroffenen Fahrer vor. Die eigentliche Aktion könnte dann in der kommenden Woche starten.

VW-Abgas-Skandal
:Baumarkt-Lösung für den Skandal-Motor

VW präsentiert eine simple Lösung für seine manipulierten Motoren. Warum kam der Konzern nicht früher darauf?

Von Joachim Becker und Thomas Fromm

VW will dabei Schritt für Schritt vorgehen: Als erste an der Reihe sind Amaroks. Es handelt sich dabei um Pick-Up-Trucks mit 2,0-Liter-Dieselmotor in Abgasnorm Euro-5 . Anschließend sollen Passat-Diesel mit 2,0 Liter Hubraum und Euro-5 zurückgerufen werden - dies könnte laut Plan im Februar der Fall sein. Gegen Ende des zweiten Quartals sollen die Fahrer von 1,2-Liter-Motoren angeschrieben werden; ab dem dritten Quartal die von 1,6-Liter-Motoren. Für den Zeitpunkt der Reparatur gilt grundsätzlich: Die Fahrzeughalter sollen die Möglichkeit haben, die Termine mit ihrer Werkstatt vorher zu vereinbaren.

Wie lange soll die Umrüstung dauern?

Experten gehen davon aus, dass Kunden mit einer Arbeitszeit von etwa 90 Minuten pro Wagen rechnen müssen - inklusive der anfallenden Büroarbeit vor und nach dem technischen Umbau. Bei VW geht man von einer reinen Arbeitszeit von 30 Minuten aus - für die 1,2- und 2-Litermotoren, bei denen ein reines Software-Update ausreicht. Bei den Motoren mit 1,6 Litern muss dann neben der Aktualisierung der Software auch noch ein Bauteil - ein kleines Plastik-Röhrchens mit einem Gitternetz - eingebaut werden, was weniger als eine Stunde dauern soll. VW wolle seinen Kunden aber eine angemessene und kostenfreie Ersatzmobilität zur Verfügung stellen, heißt es aus Wolfsburg.

Sollten die betroffenen Fahrzeughalter an dem Rückruf teilnehmen?

Ja, unbedingt. "Die Maßnahme ist darauf ausgerichtet, die Fahrzeuge in den ordnungsgemäßen Zustand zu versetzen", heißt es beim KBA. Das heißt im Umkehrschluss: Wer nicht mitmacht, riskiert, die Betriebserlaubnis für das Fahrzeug zu verlieren.

Kann man sich die Werkstatt selber aussuchen?

Die Kunden können frei wählen, allerdings sollten diese wegen der Dimension des Dieselskandals Vertragswerkstätten von VW sein. Allerdings gibt es bislang keine festen zeitlichen Fristen - theoretisch könnten die Kunden also auch noch bis zum Wechsel ihrer Sommerreifen warten, um das Problem beheben zu lassen.

Abgasskandal
:Auffällige Abgase bei Opel und Renault

Weitet sich der Diesel-Skandal aus? Nach VW geraten zwei weitere Hersteller durch auffällige Emissionswerte immer stärker unter Druck.

Von Joachim Becker

Wird es zu langen Wartezeiten kommen?

Das ist ziemlich wahrscheinlich. Zwar versucht der Konzern, durch seine nach Modellen gestaffelte Rückrufaktion die Aktion zu entzerren. Allerdings kommen deutschlandweit nur 2173 Volkswagen-Partnerwerkstätten für den Rückruf in Frage. Bei 2,4 Millionen zurückgerufenen Dieseln kämen statistisch an die 1100 Fahrzeuge auf eine Werkstatt - bei der die Umrüstung zusätzlich und neben den ohnehin zu erledigenden Arbeiten wie Reifenwechsel oder Reparaturarbeiten durchgeführt werden muss. Bei vielen Werkstätten dürfte es daher zu Engpässen und zeitlichen Verzögerungen kommen. Bei VW geht man davon aus, dass sich die technischen Umrüstungen bei allen Autos über das gesamte Kalenderjahr 2016 hinziehen werden.

Ich kaufe in Zukunft einen gebrauchten Diesel - wie weiß ich, ob mein Auto schon in der Werkstatt war?

Ein Aufkleber im Kofferraum - in der Nähe des Reserverads - soll über die Umrüstung informieren. Außerdem sollen die Wagen die Informationen künftig ins Serviceheft eingetragen bekommen. Gibt es hier keine Hinweise und fehlt auch der Aufkleber im Kofferraum, sollte der Käufer also vorsichtig sein.

© SZ vom 26.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

VW-Affäre
:Deutsche VW-Kunden sollen Geld bekommen

Die Bundesregierung erhöht im Abgasskandal den Druck auf VW. Justizminister Maas fordert, dass auch deutsche Kunden entschädigt werden.

Von Markus Balser und Thomas Fromm

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: