Plug-in-Hybrid von Jaguar Land Rover:Ein Stromer, der kaum stromert

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Stecker rein: Erste Fahreindrücke zeigen, dass die neuen Hybride mehr als genug Leistung haben. (Foto: Jaguar Landrover)

Jaguar Land Rover setzt wie viele andere Hersteller auf Elektro-Antriebe, macht das aber nicht konsequent genug.

Von Peter Fahrenholz

Noch vor wenigen Jahren galt für die meisten Autohersteller bei der Präsentation neuer Motorvarianten: noch leistungsfähiger, noch dynamischer, aber auch einen Zacken sparsamer als die Vorgängergeneration. Heute gilt: noch schneller irgendwie elektrisch, sei es als reines Batterieauto, als Hybrid, Plug-in-Hybrid oder wenigstens als Mild-Hybrid mit 48-Volt-System. Alle Hersteller stehen unter dem Druck, ihre Flotten möglichst schnell zu elektrifizieren und die Verschärfung der CO₂-Ziele bis 2030, die die EU jüngst beschlossen hat, erhöht diesen Druck erheblich.

Besonders groß ist dieser Druck für Hersteller, die viele große, schwere und spritschluckende Fahrzeuge im Programm haben. Jaguar Land Rover ist so ein Hersteller, vor allem SUVs von Land Rover sind gefragt. Entsprechend schlecht ist der aktuelle Flottenwert der Briten, er liegt bei 150 Gramm CO₂ pro Kilometer (g/km), der europäische Durchschnitt beträgt ungefähr 118,5 g/km. Von 2021 an gilt aber ein CO₂-Grenzwert von 95 g/km. Bis zum Jahr 2030 soll der CO₂-Ausstoß nach dem Willen der EU nochmals um 37,5 sinken.

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Ein sehr weiter Weg also für die Premium-Marke aus Großbritannien. Bis 2020 will sie für die gesamte Modellpalette auch elektrifizierte Varianten anbieten. Den Anfang hat 2018 der Jaguar i-Pace gemacht, ein reines Elektroauto. Jetzt präsentieren die Briten den Range Rover und den Range Rover Sport als Plug-in-Hybrid. Sie kombinieren dabei im ersten Schritt einen Vierzylinder-Benziner mit einem Elektromotor. Später sollen dann auch Hybridvarianten mit Dieselmotoren folgen. Das kombinierte Triebwerk leistet insgesamt 404 PS, wobei 300 auf den Verbrenner entfallen. Das ist sicherlich gewaltig, aber die Motoren müssen auch einen sehr schweren Wagen antreiben. Der Range Rover Sport wiegt als Plug-in-Hybrid fast zweieinhalb Tonnen, der klassische Range Rover liegt knapp über dieser Marke.

Die rein elektrische Fahrleistung wird mit 48 Kilometern angegeben und das ist ganz bewusst kalkuliert. Denn damit erfüllen die beiden Range-Rover-Modelle die neuen Steuerkriterien für Dienstwagen, wonach Autos, die mindestens 40 Kilometer rein elektrisch fahren können, nur noch mit 0,5 Prozent des Listenpreises versteuert werden müssen statt wie bisher einem Prozent. Bei den Preisen, die Land Rover für die Fahrzeuge aufruft, ist das schon ein Argument. Der Range Rover Sport beginnt als Plug-in-Hybrid bei 88 000 Euro, der klassische Range Rover bei 120 000 Euro und damit deutlich über den Preisen für den Sechszylinder-Diesel. Jaguar Land Rover zielt mit den Hybriden auf eine Klientel, die viel in der Stadt unterwegs ist und keine hohe Jahreskilometerleistung hat.

Erste Fahreindrücke zeigen, dass der Hybrid in jeder Situation mehr als genug Leistung hat. Die Boost-Funktion des E-Motors, mit der der Verbrenner beim Beschleunigen an das Drehmoment eines Diesel heranreichen soll, braucht man im Grunde nicht. Fährt man aber im Hybridmodus und tritt kräftig aufs Gas, schmilzt die elektrische Reichweite rasch dahin. Ein Nachteil des Hybridkonzepts von Jaguar Land Rover ist, dass sich das Auto nicht in einem rein elektrischen Modus fahren lässt, sondern nur über den Umgang mit dem Gaspedal: Tritt man sanft aufs Gas, fährt der Wagen elektrisch, solange die Reichweite eben reicht. Bei stärkerem Pedaldruck schaltet sich sofort der Verbrenner dazu.

© SZ vom 26.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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