Elektromobilität:Chinas mysteriöser Tesla-Konkurrent

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Schnittig wie ein Ferrari - aber irgendwie chinesisch: der EP9 von Next-EV. (Foto: oh)
  • Die Firma Next-EV hat das nach eigenen Angaben schnellste Elektroauto der Welt vorgestellt. Es soll ein Höchsttempo von 313 km/h schaffen.
  • Das Start-up wurde vor zwei Jahren in Shanghai gegründet. Zu den Unterstützern gehören die Größen der chinesische Internetindustrie.
  • Es soll demonstrieren, wie weit die chinesische Autobranche bei der Entwicklung von E-Fahrzeugen inzwischen gekommen ist.

Von Christoph Giesen, Peking

Es ist wohl das schnellste Elektroauto der Welt, 313 Kilometer pro Stunde fährt es, und genau sechs Stück wurden an einem geheimen Ort, irgendwo in Großbritannien produziert. Sehr viel mehr lässt sich noch nicht über das Modell EP9 von Next-EV sagen, das am Montag in London vorgestellt wurde. Alle sechs Wagen sollen demnächst nach China transportiert und dort verkauft werden. Der Preis wurde ebenfalls nicht bekannt gegeben. Fast kein Wunder. Das chinesische Unternehmen, das dieses rasante Elektroauto gefertigt hat, ist ähnlich mysteriös. Next-EV wurde vor zwei Jahren in Shanghai gegründet, zu den finanziellen Unterstützern des Unternehmens gehören die Größen der chinesische Internetindustrie. Wie etwa Tencent, deren App Wechat auf den meisten chinesischen Smartphones installiert ist, genauso wie der Chef des Online-Kaufhauses JD.com oder der Boss der Handyfirma Xiaomi. Sie alle hoffen auf den Erfolg von Elektroautos. Das gilt auch für den chinesischen Staat.

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Gerangel um Position Zwei - hinter Tesla

Allein im vergangenen Jahr gab Peking mehr als 90 Milliarden Yuan, umgerechnet zwölf Milliarden Euro, an Subventionen für Elektroautos aus. In diesem Jahr dürfte es noch deutlich mehr Geld sein. Das Problem nur: Bislang ist es keinem Hersteller in der Volksrepublik gelungen, ein Auto zu entwickeln, dass zur internationalen Spitze gehört. Auch deshalb ist die Führung in China zweigleisig unterwegs.

Neben der Subventionen der heimischen Hersteller haben die chinesischen Behörden jüngst mehreren Start-ups begehrte Lizenzen zum Bau von Elektrofahrzeugen erteilt. Diese Unternehmen entwickeln vor allem im Silicon Valley, ihre Ingenieure haben sie teilweise für Gehälter von Bundesliga-Fußballern bei der Konkurrenz abgeworben. Finanziert wird all das von chinesischen Konzernen, die viel Geld bereitstellen.

Einige dieser Start-ups rangeln bereits um die künftige Position zwei - hinter Tesla, dem Taktgeber. Sie tragen selten gehörte Namen wie Faraday Future, Le-Eco, Atieva oder eben Next-EV, dessen neuer Rennwagen nun der erste Beleg sein soll, dass die chinesische Elektroautoindustrie mehr kann, als ein paar hoch subventionierte Standardfahrzeuge zusammenzuschrauben.

© SZ vom 22.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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