Caravan und Wohnmobil:Wertvolle Tipps für Caravan-Neulinge

ADAC Campingplatz-Inspekteure auf dem Caravan Salon

Bevor es im Wohnmobil in die Berge geht, sollten sich Neueinsteiger intensiv mit dem Fahrzeug vertraut machen.

(Foto: ADAC/NIESMANN BISCHOFF/obs)
  • Caravans und Wohnmobile werden immer beliebter: Zuletzt feierte der Branchenverband CIVD einen neuen Zulassungs-Rekord.
  • Auf dem Caravan-Salon in Düsseldorf stellen Hersteller mehr als 2100 Fahrzeuge aus.
  • Camping-Neulinge erfahren in der "Starter-Welt", worauf sie achten sollten.

Von Marco Völklein

Es sind gleich mehrere Trends, die den Caravan- und Wohnmobilherstellern ein gutes Geschäft bescheren. Die niedrigen Zinsen und die wachsende Vorliebe zu Ferien in Deutschland und seinen Nachbarländern - um mal nur zwei zu nennen. In den ersten sieben Monaten 2017 wurden nach Angaben des Branchenverbands CIVD mehr als 48 000 Freizeitfahrzeuge neu zugelassen - das waren 13,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum und ein neuer Rekord.

Von kommendem Freitag an lädt der Verband zum Caravan-Salon in Düsseldorf, der wichtigsten Branchenmesse. Zu sehen sind mehr als 2100 Fahrzeuge. Für Camping-Neulinge gibt es dort die "Starter-Welt": Fachleute erklären, worauf man achten sollte.

Das Fahrzeug

"Eine Grundfrage sollte sich jeder vorab stellen", sagt Thomas Heitkämper. "Was genau möchte ich machen?" Heitkämper steht seit 1979 dem Camping-Club Münster vor. Er kennt sich also aus auf den Campingplätzen - und berät jedes Jahr in Düsseldorf die Camping-Neulinge.

Wer nur einmal im Jahr in einen längeren Urlaub plant, für den böte sich ein Wohnanhänger an, sagt Heitkämper. Wer dagegen öfter mal Kurztrips unternimmt, womöglich gerne nahe eines Stadtzentrums übernachten möchte, für den sei ein Wohnmobil interessant. "Das ist vom Handling her besser als ein Gespann." Zudem dürfen Wohnmobile auch Strecken befahren, die für Gespanne gesperrt sind, ergänzt der ADAC. Im Gegenzug ist man mit einem Reisemobil am Urlaubsort weniger mobil als mit einem Pkw, von dem der Wohnanhänger nur abgekoppelt wird.

Ebenfalls zu klären sei, wer alles regelmäßig mit in den Urlaub fährt, sagt Heitkämper. Sind kleine Kinder an Bord? Wenn ja, müsse das Ferienmobil größer ausfallen, vielleicht in Form eines Alkoven-Wohnmobils, das eine zusätzliche Schlafkoje über dem Fahrerhaus bietet. Und Jugendliche benötigten auch mal eine "Motzecke", rät Heitkämper, um sich zurückzuziehen. Da könne ein Zusatzzelt helfen.

Der Führerschein

Ein Thema, das gerade Einsteiger oft nicht im Blick haben. Dabei spielt es beim Kauf eine sehr wichtige Rolle: Denn alle, die ihren Pkw-Führerschein (Klasse B) nach 1998 erworben haben, dürfen nur Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse von nicht mehr als 3,5 Tonnen bewegen. Große Reisemobile sowie Gespanne mit schweren Wohnanhängern sind damit für diese Fahrer in der Regel tabu.

Um zumindest Gespannfahrern das Leben zu erleichtern, hat der Gesetzgeber 2013 den B96-Schein eingeführt: Klasse-B-Besitzer können eine siebenstündige Schulung absolvieren, dann ist das Steuern von Gespannkombinationen bis 4250 Kilogramm erlaubt. Für Wohnmobile gibt es eine solche Regelung aber (noch) nicht. Wer in den Jahren bis 1998 die Führerscheinprüfung abgelegt hat (damals: Klasse 3), darf Kraftfahrzeuge und Gespanne mit einer zulässigen Gesamtmasse von bis zu 7,5 Tonnen lenken.

Vorbereitung, Ärger, Preis

Das Probe-Campen

Fachmann Heitkämper rät jedem Interessierten, vor dem Kauf eines Campingmobils ein solches zu mieten - und es einfach mal auszuprobieren. Deshalb boomt auch der Mietmarkt seit geraumer Zeit. Große Vermietketten wie McRent oder Rent Easy buhlen um Kunden ebenso wie lokale Händler. Nach Angaben des Fachblatts Reisemobil International berechnen sie je nach Modell und Saison zwischen 70 und 180 Euro pro Tag, für einen mittelgroßen Caravan werden laut ADAC etwa 60 Euro pro Tag fällig.

Eine Anmietung beim Händler am Ort kann sich lohnen, ergänzt Heitkämper: Unter Umständen verrechne der die Mietgebühr später mit dem Kaufpreis, sofern sich der Kunde nach den Testferien zum Kauf entschließt. Wichtig zu wissen: In der Regel sind die Mietmobile - anders als beispielsweise Ferienwohnungen - nicht mit Geschirr und Kochutensilien bestückt. Vermieter helfen da zwar gerne weiter, lassen sich das aber mitunter teuer bezahlen, warnt Reisemobil International.

Das Fahrtraining

Auch wenn sich viele Basisfahrzeuge fast wie ein Pkw fahren - ein Wohnmobil unterscheidet sich dennoch, allein schon wegen der Maße. Ein paar Proberunden mit Rangierübungen auf einem abgelegenen Areal oder gar ein spezielles Training beispielsweise beim TÜV könnten daher nicht schaden, rät Heitkämper. Auch wer einen Wohnanhänger transportiert, sollte besonders umsichtig und vorausschauend fahren, ergänzt der ADAC. Wichtig sei unter anderem, die zulässige Anhängelast für das Zugfahrzeug zu beachten sowie den Hänger nicht zu überladen. Heitkämpers Campingklub beispielsweise führt regelmäßig Wiege-Aktionen durch.

Eine Herausforderung stellten insbesondere für Anfänger Gebirgspässe dar, warnen zudem die Campingfachleute des ADAC: "Meiden Sie steile, lange Pässe, nehmen Sie lieber einen Umweg in Kauf." Der Vermieter McRent empfiehlt Anfängern heimische Einsteigerstrecken, um sich mit einem Freizeitmobil vertraut zu machen - beispielsweise die Hochtaunusstraße nordwestlich von Frankfurt oder die Barockstraße Saarpfalz im Saarland.

Der Vorbereitung

Heute einen Camper kaufen und morgen damit losfahren - "das sollte man auf keinen Fall machen", sagt Heitkämper. Wichtig sei die richtige Vorbereitung: Automobil- und Campingklubs bieten Länderinfos an, etwa mit Hinweisen zu Geschwindigkeitsbegrenzungen. Wiegt das Reisemobil zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen, gilt in Deutschland laut ADAC auf Autobahnen Tempo 100, Gespanne dürfen nicht schneller als 80 Kilometer pro Stunde fahren. Zudem sollte man sich mit der Bordtechnik vertraut machen, also mit Stromversorgung, Gas und Wasser. Nicht selten benötigt man im Ausland Adapter.

Der Ärger

Die Branche eilt schon seit Jahren von Absatzrekord zu Absatzrekord. Doch die vielen neuen Fahrzeuge müssen auch irgendwo abgestellt werden. Immer öfter beklagen Campingfreunde, dass es eng wird auf den Plätzen. Vor allem freitags setze ein regelrechter Ansturm ein, bestätigt Dirk Dunkelberg vom Deutschen Tourismusverband (DTV): "Wer sich nicht bis zur Mittagszeit einen Stellplatz gesichert hat, geht leer aus." Der Verband und die Hersteller versuchen, Kommunen und private Betreiber dazu zu bewegen, mehr Stellflächen anzulegen. Laut DTV müsste die Zahl der bundesweit geschätzt 3500 bis 3700 Stellplatzanlagen verdoppelt werden, um der Nachfrage insbesondere in der Hochsaison gerecht zu werden.

Die Preisfrage

In den Fünfziger- und Sechzigerjahren begannen die Deutschen damit, am Steuer eines Käfers oder einer Isetta und einem Zelt auf dem Dachgepäckträger Europa zu erkunden. Aus dieser Zeit hat sich der Eindruck festgesetzt, Camping sei eine günstige Urlaubsform. "Diesen Zahn muss man den Leuten sofort ziehen", sagt Heitkämper. "Camping ist nicht billig." Addiert man alle Aufwendungen - also unter anderem für Anschaffung, Zubehör, Abschreibung, Steuer, Versicherung, Wartung - kostet ein mittelgroßer Caravan laut ADAC etwa 2800 Euro im Jahr. Ein ausgebauter Kastenwagen kommt auf gut 4600 Euro jährlich, ein vollintegriertes Reisemobil auf 7600 Euro. Wer einen Wohnwagen oder ein Reisemobil besitze, der unterhalte einen "kompletten zweiten Haushalt", sagt Heitkämper. "Das muss man bedenken."

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