Autoland Brasilien:Volltreffer Gol

Volkswagen ist der Pionier in Brasilien, dem Land des Biosprits. VW do Brasil hat mit seinem Bestseller Gol Höhenflüge erlebt. Aber auch Abstürze - als Vorstände mit Lustreisen an die Copacabana auffielen.

Von Peter Burghardt

Brasiliens Automobilindustrie hat viel zu tun, nach schlechten Zeiten meldet die Branche Rekorde. Fast drei Millionen Fahrzeuge werden 2007 im größten Land Lateinamerikas produziert, ein Viertel mehr als im Jahr zuvor, 2012 sollen es bis zu fünf Millionen sein. 14 ausländische Konzerne sind mit Fabriken vertreten, vorneweg Volkswagen, Fiat, Ford und General Motors. Sie investieren wieder kräftig in das gewaltige Gebiet zwischen Amazonas und Atlantik.

VW Gol; Foto: Hersteller

Der Gol von Volkswagen ist seit 20 Jahren das meistverkaufte Auto Brasiliens.

(Foto: Foto: Hersteller)

Besonders im Inland steigt die Nachfrage dank stabiler Wirtschaftslage und verbesserten Kreditmöglichkeiten unter Präsident Luiz Inácio Lula da Silva rapide, vor allem Kleinwagen wie der VW Gol oder der Chevrolet Celta verkaufen sich prächtig. Und gelten obendrein als umweltschonend, denn an den Tankstellen riecht es nach scharfem Alkohol.

Motorrad mit Flexfuel

Acht von zehn brasilianischen Neuwagen sind mit Flexfuel-Motoren ausgestattet, sie vertragen gleichermaßen Benzin, Ethanol oder eine beliebige Mischung aus beidem. Der billige und abgasarme Biotreibstoff wird aus Zuckerrohr destilliert, Brasilien ist dabei führend. Nebenwirkungen sind abgeholzte Wälder und ausgebeutete Arbeiter. Eigene Pkws stellt Brasilien - anders als Busse und Flugzeuge - noch nicht her, die Firma Delphi wird bei der IAA aber das weltweit erste Motorrad mit Flex-Motor vorstellen.

Ansonsten stecken europäische, amerikanische und asiatische Unternehmen Milliarden in neue Modelle, obwohl der hohe Kurs der Landeswährung Real das Auslandsgeschäft bremst. Ford entwickelt einen Mini-Jeep namens EcoSport, VW den Fox und Lastwagen. Brasilien ist beliebtes Experimentierfeld und bei 185 Millionen Einwohnern vielversprechender Absatzmarkt.

Volltreffer Gol

Volkswagen war dort Pionier. Die Wolfsburger fertigen seit 52 Jahren nahe São Paulo, der Stadt mit den meisten deutschen Firmen weltweit. Mehr als 15 Millionen Fahrzeuge liefen in Brasilien vom Band. VW do Brasil hat Höhenflüge erlebt und Abstürze wie in den vergangenen Jahren, als das Unternehmen in eine Finanzkrise geriet und Vorstände mit Lustreisen an die Copacabana auffielen.

Der Konzern verschätzte sich mit Autos, die den meisten Brasilianern zu teuer sind. Statt wie früher dicke Gewinne machte VW do Brasil hohe Verluste. Die Zentrale drohte mit Entlassungen und Fabrikschließung, Arbeiter streikten und schimpften auf Deutschland. Mitunter fühlte man sich an die Anfänge von Staatschef Lula erinnert, einst kämpferischer Gewerkschaftsführer in São Bernardo do Campo, wo ein wichtiges VW-Werk steht. Schließlich einigte man sich auf den Abbau von 3600 der 22.000 Arbeitsplätze bis 2008. Jetzt ist die Stimmung besser. Das VW-Kommando über Südamerika führt seit Jahresbeginn ein Mann namens Klima, Vorname Viktor, früher österreichischer Bundeskanzler und seit 1999 VW-Chef in Buenos Aires.

Seit 20 Jahren Bestseller

Nun steckt VW in den kommenden fünf Jahren eine Milliarde Euro ins Brasilien-Geschäft. In São Carlos wurde 1996 eines der modernsten Motorenwerke des Konzerns eröffnet. Im Programm ist nach wie vor der gute alte VW-Bus, für den populären Käfer alias Fusca fand man Ersatz: Der Gol von Volkswagen ist seit 20 Jahren das meistverkaufte Auto Brasiliens - ein Volltreffer, Gol bedeutet auf Spanisch und Portugiesisch Tor.

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