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Gegen den Fachkräftemangel

Handwerkskammer, Tourismusbranche und Gastgewerbe werben mit neuen Initiativen um Azubis

Foto: Unsplash

2022 erreichte die Zahl der unbesetzt gebliebenen Ausbildungsstellen laut Bundesagentur für Arbeit einen neuen Höchststand: So waren in Deutschland im vergangenen September 68.868 Stellen unbesetzt – ein Anstieg von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Allein in Bayern gab es noch 18.483 freie Ausbildungsplätze. Zu den Branchen, die besonders vom Ausbildungs- und Fachkräftemangel betroffen sind, gehören unter anderem das Handwerk sowie insbesondere nach den schwierigen Corona-Jahren das Hotel- und Gaststättengewerbe.

Um dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen, hat die Handwerkskammer für München und Oberbayern (HWK) bereits 2021 eine Art Speed-Dating für Schülerinnen und Schüler mit Betrieben im Handwerk ins Leben gerufen: „Innerhalb einer fünftägigen Praktikumswoche während der Sommerferien können interessierte Jugendliche jeden Tag ein neues Unternehmen kennenlernen und die Unternehmen umgekehrt ebenfalls viele potenzielle Auszubildende“, sagt Tobias Mandel, stellvertretender Leiter der Abteilung Grundsatzfragen der Berufsbildung, Ausbildungsberatung bei der HWK.

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Tobias Mandel von der HWK. Foto: Handwerkskammer für München und Oberbayern

Das Ganze läuft über eine Plattform, welche das Start-up „stafftastic“ aus Fulda entwickelt hat. Darauf werden Unternehmen in München und im Umland, die Auszubildende suchen, mit Schülerinnen und Schülern zusammengebracht, die noch nicht genau wissen, was sie später machen wollen. Mit insgesamt 22 Bereichen wie etwa „EDV und IT“, „Metallverarbeitung“ oder „Beauty und Mode“ ist die Auswahl bewusst nach Interessengebieten geordnet und für die Jugendlichen ziemlich groß. „Es haben 100 Handwerksbetriebe auf der Plattform circa 3000 Praktikumstage erstellt. Die Betriebe wurden von uns zuvor geprüft, ob sie auch berechtigt sind, auszubilden“, sagt Mandel. Entstanden sei dieses Projekt als Reaktion auf den deutlichen Rückgang an Bewerbungen von Auszubildenden sowie die von beiden Seiten vermisste persönliche Ansprache bei der Berufsorientierung während der Corona-Pandemie. „Das haben uns sowohl die Betriebe und Innungen als auch die Schulen etwa über unser Nachwuchswerbeteam sowie Partner, wie zum Beispiel das Netzwerk „Schulewirtschaft“, mitgeteilt. Da war klar, dass wir etwas unternehmen müssen“, berichtet Mandel. Für diese innovative, niedrigschwellige Maßnahme zur Berufsorientierung, bei der sogar anschließend Ausbildungsverträge abgeschlossen werden konnten, sowie wegen der positiven Resonanz auf beiden Seiten wurde die HWK jetzt von der „Allianz für starke Berufsbildung in Bayern“ – darunter die Bayerische Staatsregierung sowie die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit – ausgezeichnet. Nach 2021 und 2022 soll das Projekt auch heuer fortgeführt werden.

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Raphael Breuer ist für Inklusion zuständig. Foto: Handwerkskammer für München und Oberbayern

Ein weiteres Projekt der HWK will Jugendlichen mit (Schwer-)Behinderung verstärkt eine berufliche Ausbildung ermöglichen. „Diese werden noch zu selten in der Regelausbildung ausgebildet“, meint Raphael Breuer, der in der Abteilung für Grundsatzfragen der Berufsbildung bei der HWK für Inklusion und Nachteilsausgleich zuständig ist. Im Vergleich zu Ausbildungen in Bildungsstätten führe nämlich eine betriebliche Ausbildung deutlich häufiger dazu, dass Jugendliche mit Behinderung eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufnehmen können. „Und weil das Handwerk mehr Auszubildende braucht, ist Inklusion hier absolut notwendig. Außerdem entspricht die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen den Forderungen der Behindertenkonvention der Vereinten Nationen, die Deutschland 2009 unterzeichnet hat“, betont Breuer. Das von ihm betreute Projekt „InKas – Inklusionsstrukturen bei Kammern stärken“ wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales finanziert und begleitet. Damit soll nun etwa über Schulungen und Vorträge mehr Wissen innerhalb der Handwerkskammer und über diese wiederum in den Unternehmen zum Thema Behinderung und Ausbildung vermittelt werden. Denn oftmals ist nicht bekannt, dass es verschiedene Schweregrade der Behinderung gibt und somit ein Handicap nicht automatisch bedeutet, dass die davon betroffene Person im Arbeitsleben weniger leistungsfähig ist. „Außerdem brauchen Betriebe häufig Aufklärung über finanzielle Hilfen, zum Beispiel für die technische Ausstattung des Arbeitsplatzes oder unterstützende Angebote wie die Assistierte Ausbildung der Bundesagentur für Arbeit“, weiß der gelernte Schreiner, der eine Zeit lang mit behinderten Menschen in einer Wohngemeinschaft zusammengelebt hat. Wenig bekannt seien zudem die sogenannten Nachteilsausgleiche: „Diese sollen die Nachteile ausgleichen, die Auszubildenden etwa bei einer Prüfung durch ihre Behinderung entstehen. So braucht ein Diabetiker wegen der Insulingaben mehr Zeit für die Aufgaben oder ein hörbehinderter Prüfling einen Gebärdendolmetscher“, erklärt Breuer.

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„Wir machen Urlaub“ heißt die neue Kampagne der Tourismusbranche, um gezielt junge Leute anzusprechen. Beim Startschuss war Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Mitte) dabei. Foto: StMWi/E. Neureuther

Mit ihrer aktuellen Imagekampagne „Wir machen Urlaub“ will hingegen die bayerische Tourismusbranche dem Mangel an Fachkräften und Auszubildenden etwas entgegensetzen. „Ich bin überzeugt davon, dass dies für viele junge Leute die Zukunft ist, die wissen es nur noch nicht“, sagte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger Mitte Januar auf der Pressekonferenz zum Startschuss der Kampagne. In deren Zentrum steht die Kampagnenseite „die-tourismusbranche.bayern“, auf der etwa per Video unterschiedliche „Urlaubsmacher“ über ihren Beruf berichten und somit zeigen, wie vielfältig diese Branche ist. Ferner gibt es auf der Seite ein Arbeitgeberportal: „Dort können sich die Arbeitgeber gewissermaßen mit ihren Soft Skills präsentieren. So umfasst es neben den Berufen und den Ausbildungsmöglichkeiten zum Beispiel auch die Darstellung der Unternehmenskultur, des Beitrages, den das Unternehmen für den Ort und die Region leistet, oder Aspekte wie Work-Life-Balance, faires Gehalt und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten“, erklärt Susanne Droux, Geschäftsführerin Berufsbildung und Fachkräftesicherung beim Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Bayern. Die nötige Aufmerksamkeit erhält die Kampagnenseite samt Arbeitgeberportal durch crossmediale Werbeaktivitäten, bei denen auch die Betriebe selbst mitmachen können. „Diese Kampagne ist bewusst aufs Digitale fokussiert, weil ja zum einen die jungen Menschen heute sehr stark digital unterwegs sind und zum anderen sich auch kompliziertere Sachverhalte auf diese Weise wunderbar einfach erklären lassen“, so Droux, die 2022 an den vom Bayerischen Zentrum für Tourismus initiierten Runden Tischen teilgenommen hat, aus denen auch diese Imagekampagne hervorgegangen ist. Weil sich „Wir machen Urlaub“ in erster Linie auf Menschen in Bayern konzentriert, hofft auch das bayerische Hotel- und Gaststättengewerbe auf viele junge Bewerberinnen und Bewerber aus den hiesigen Urlaubsparadiesen. Denn schließlich könne keiner seine Region besser vertreten als die Menschen vor Ort, die zudem ihre Heimat nicht verlassen müssten, um eine Arbeit zu finden.

Gerade weil der Tourismus sowie das Hotel- und Gaststättengewerbe Wachstumsbranchen sind, spüren sie bereits seit mehreren Jahren den demografischen Wandel sehr stark: „Wir verlieren jedes Jahr 280.000 Menschen, weil sie in Rente gehen. Und nur 120.000 junge Menschen kommen aus den Schulen für eine Ausbildung zu uns“, berichtet die Geschäftsführerin. Abhilfe schafft hier gerade eine Kooperation der Dehoga Bayern mit der Firma „V-Unite International“ aus Regensburg. Mit deren Hilfe rekrutiert der bayerische Gaststättenverband Auszubildende aus Vietnam für Hotel- und Gastronomiebetriebe. „Die Rekrutierung erfolgt in Vietnam in Sprachenschulen, an denen Deutsch unterrichtet wird. Nach erfolgreich bestandener Prüfung können sie, wenn sie Interesse haben, nach Deutschland kommen“, sagt Droux. Nach einem weiteren Sprachkurs sowie dem „Onboarding“, der zielgerichteten Integration mit Hilfe eines systematischen Einarbeitungsprogrammes, starten die ausländischen Auszubildenden mit Berufsschule und betrieblicher Ausbildung – flankiert von wiederholten Deutschkursen.

Franziska Günther

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