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Aktuelle Erkenntnisse verändern das Verständnis von Multipler Sklerose

Aktuelle Erkenntnisse verändern das Verständnis von Multipler Sklerose

Foto: shidlovski/stock.adobe.com

Was ist MS, und wie verändern neue Erkenntnisse den Blick auf die Erkrankung? Dr. Robin White, Medizinischer Leiter der Neurologie bei Sanofi, klärt auf.

Multiple Sklerose, kurz MS, ist eine fortschreitende Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), die bei Betroffenen zu motorischen und kognitiven Einschränkungen führen kann. In Deutschland leben mehr als 280.000 Menschen mit MS, Tendenz steigend. Die Ursachen einer MS sind noch nicht vollständig geklärt, weshalb die Krankheit derzeit nicht heilbar ist. Inzwischen gibt es jedoch neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die das Verständnis der Erkrankung entscheidend verändern. Was das genau bedeutet und woran aktuell geforscht wird, erklärt Dr. Robin White, Molekularbiologe und Leiter der medizinischen Abteilung in der Neurologie bei Sanofi Deutschland.

Herr Dr. White, was passiert bei Multipler Sklerose im Körper?

Multiple Sklerose (MS) ist eine fortschreitende Autoimmunerkrankung. Das bedeutet, dass das Immunsystem aktiviert wird und körpereigene Zellen angreift, als wären sie fremd. Im zentralen Nervensystem, zu dem das Gehirn und Rückenmark zählen, wird so das Myelin, das Axone der Nervenzellen als eine Art Isolierschicht ummantelt, geschädigt. Die Folgen sind motorische und kognitive Einschränkungen, wobei die Symptome von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein können und der Verlauf einer MS sehr individuell sein kann. Der Begriff „Sklerose“ beschreibt im Allgemeinen Verhärtungen oder Vernarbungen. Bei MS treten diese an verschiedenen Stellen im zentralen Nervensystem auf, daher der Name „Multiple Sklerose". 

Dr. White

Foto: martinjoppen.de

Wie äußert sich eine Multiple Sklerose, und wie verläuft sie?

Je nachdem welche Bereiche des zentralen Nervensystems betroffen sind, unterscheiden sich die Symptome. Typische Anzeichen sind Sehstörungen und Missempfindungen wie Kribbeln und Taubheitsgefühle sowie Lähmungserscheinungen vor allem in den Armen und Beinen. Auch Gang- und Blasenstörungen können auftreten.

Der Verlauf der Multiplen Sklerose ist schwer vorherzusagen, da er von vielen Faktoren beeinflusst wird, unter anderem vom Alter, vom Geschlecht und davon, welche Bereiche des zentralen Nervensystems vom Immunsystem angegriffen werden. Eine hohe Anzahl von Schädigungen zu Beginn der Erkrankung und eine starke Beteiligung des Rückenmarks sowie männliches Geschlecht und hohes Alter können auf eine ungünstige Prognose hinweisen. Grundsätzlich sind Frauen häufiger betroffen als Männer.

Bei MS denkt man als Erstes an Schübe. Treten diese immer auf?

Nicht bei allen Formen von MS haben die Patienten Schübe. In der Medizin versteht man die MS zwar als Kontinuum, nutzt aber eine Einteilung in Phasen, um verschiedene Erkrankungsverläufe voneinander abzugrenzen. Man unterscheidet die schubförmig remittierende MS (RRMS), die meist zu Beginn der Erkrankung auftritt. Sie ist gekennzeichnet durch akute Schübe, in denen neue Symptome auftreten oder sich bestehende Beschwerden verschlimmern. Nach einem Schub folgt eine sogenannte Remissionsphase, in der Symptome sich mehr oder weniger vollständig zurückbilden können. Darüber hinaus gibt es die sekundär progrediente MS (SPMS), die sich aus der schubförmigen MS entwickeln kann: Die Schübe werden seltener, aber es kommt weiterhin zu einer Verschlechterung der Symptome bei den Betroffenen. Und dann gibt es noch die primär progrediente MS (PPMS), bei der von Anfang an keine Schübe auftreten. Stattdessen schreitet die Erkrankung voran, und die Symptome verschlechtern sich über Jahre hinweg.

Welche Prozesse sind für die Schübe und die schleichenden Verschlechterungen verantwortlich?

Aktueller wissenschaftlicher Konsens ist, dass der Krankheitsverlauf der MS maßgeblich von zwei Prozessen bestimmt wird, die bereits zu Beginn der Erkrankung parallel und unabhängig voneinander ablaufen können: dem akuten Entzündungsprozess und dem chronisch schwelenden Entzündungsprozess.

Der akute Entzündungsprozess ist primär für die MS-Schübe verantwortlich und kann bleibende Schäden wie kognitive und motorische Beeinträchtigungen, Taubheitsgefühle oder Gleichgewichtsprobleme verursachen. Durch moderne Therapien kann der akute Entzündungsprozess in den meisten Fällen medikamentös bereits gut kontrolliert werden. Der chronisch schwelende Entzündungsprozess führt unabhängig von Schüben zu einer langsamen, aber stetigen Verschlechterung der Symptome. Besonders bei der primär oder sekundär progredienten MS steht eine schwelende Entzündung im Vordergrund, und Schübe bleiben eher aus. Diese chronische Entzündung ist wahrscheinlich für den überwiegenden Teil der Behinderungsprogression bei den Patienten verantwortlich. Eine gezielte medikamentöse Behandlung ist bisher jedoch noch nicht möglich, weil die verfügbaren Wirkstoffe die Blut-Hirn-Schranke zum zentralen Nervensystem nicht ausreichend durchdringen können, um dort chronisch schwelende Entzündungsprozesse zu beeinflussen.

Welche Ansätze werden aktuell verfolgt, um den chronisch schwelenden Entzündungsprozess zu adressieren?

Die aktuelle Forschung konzentriert sich unter anderem auf kleine Moleküle, die die Blut-Hirn-Schranke überwinden und direkt im zentralen Nervensystem wirken können. Das ist ein Unterschied zu vorhandenen Antikörpertherapien, denn ein Antikörper ist ein sehr großes Molekül und kann nur zu einem sehr geringen Anteil ins zentrale Nervensystem eindringen. Die sogenannte Bruton-Tyrosin-Kinase wurde als ein Enzym identifiziert, das eine wichtige Rolle bei der Aktivierung von Schlüsselzellen in beiden Entzündungsprozessen bei MS spielen kann, also auch im zentralen Nervensystem. Forschungsziel ist es, mit diesen neuen Ansätzen im zentralen Nervensystem dem Fortschreiten einer Behinderung bei MS effektiver entgegenwirken zu können.

Gut zu wissen

Symptome, die unabhängig von MS-Schüben auftreten, können auf eine Krankheitsprogression hinweisen. Regelmäßige Gespräche mit Neurologen sind wichtig, um diese Veränderungen zu erkennen. Weitere Hintergründe dazu gibt es auf: www.ms-perspektivwechsel.de  

MAT-DE-2501850-1.0 (05/2025)

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