Süddeutsche Zeitung Logo

Anzeigen-Spezial

Home Icon
Freizeit für alle

Gemeinsam gut entscheiden

Foto: Adobe Stock

Paartherapeutin Ulrike Fuchs gibt Hinweise, wie ein Urlaub ohne Nervenkrieg besser gelingen kann

Endlich Ferien. Die schönste Zeit des Jahres soll möglichst ungetrübt und harmonisch verlaufen. Gut, wer sich da auf Augenhöhe mit dem Partner oder den Kindern zu verständigen weiß. Wie möglichst alle auf ihre Kosten kommen, wie man den Ärger des Alltages hinter sich lässt und entspannt die freien Tage genießt – darüber haben wir mit Ulrike Fuchs, Paartherapeutin und Heilpraktikerin für Psychotherapie aus München, gesprochen:

Frau Fuchs, bergen Urlaubsreisen auch familiären Sprengstoff in sich?
Ulrike Fuchs: Ja. Für viele ist der Urlaub eine gute Gelegenheit, in der sie wieder mehr Zeit füreinander haben und das auch genießen. Genau darin liegt jedoch auch das Problem, denn wenn zu hohe Erwartungen bestehen, kann dies zu Streit führen. Die übermäßigen Erwartungen, alles muss harmonisch zugehen und man muss alles nachholen, was im Alltag fehlt, erzeugt Druck und Stress bei allen Beteiligten. Das ist dann nur eine Frage der Zeit, bis die Spannung eskaliert.

Ist es nicht besser, dass jeder schon bei der Planung der freien Tage genau sagt, was er will und was nicht?
In einer Partnerschaft, die das Wohl aller Beteiligten im Sinn hat, sollte es dazu gehören, dass man über die unterschiedlichen Bedürfnisse und Erwartungen offen spricht, gerne einige Tage vor der Abreise. Vielen fehlt dafür im Alltag die Zeit, oder besser gesagt, sie nehmen sich diese Zeit nicht. Mein Tipp: Sprechen Sie über den anstehenden Urlaub. Wer hat welche Erwartungen und Vorstellungen? Wie kann ein Urlaub gestaltet sein, den alle Beteiligten als schön und angenehm empfinden? Ebenso ist es von Vorteil, schon vor der Abreise entspannt zu sein. Die meisten Menschen fahren nämlich in den Urlaub, um zu entspannen. Das dauert in der Regel einige Tage und der Urlaub verfliegt, bis man überhaupt relaxed ist. Nehmen Sie sich direkt vor der Abreise ein oder zwei Tage Puffer, um etwas Angenehmes zu tun und vom Alltagsstress runterzukommen.

Paartherapeutin Ulrike Fuchs

Schlechte Stimmung, obwohl eigentlich alle allen alles gönnen – Paartherapeutin Ulrike Fuchs kennt die Herausforderungen schöner gemeinsamer Urlaubstage. Foto: Privat

Und wie löst man dann Probleme wie: Sie will ans Meer, er in die Berge und die Kinder gar nichts von beidem?
Versuchen Sie, einen Kompromiss zu finden, der allen gerecht wird. Vielleicht können Sie einen Urlaubsort wählen, der sowohl Berge als auch Meer in der Nähe hat, sodass alle ihre Vorlieben genießen können. Oder Sie wählen einzelne Tage, an denen man auch mal unterschiedliche Aktivitäten wahrnimmt. So kann jeder seinen Interessen nachgehen und beim Abendessen kann man sich über das Erlebte austauschen. Planen Sie abwechselnde Urlaube, bei denen jedes Familienmitglied die Chance hat, sein bevorzugtes Reiseziel zu besuchen. Zum Beispiel könnten Sie in diesem Jahr ans Meer fahren und im nächsten Jahr in die Berge – oder Sie stimmen als Familie gemeinsam ab.

Was raten Sie Paaren, die sich dabei regelmäßig in Dispute verstricken – wie können sie diesen Streit entschärfen?

Einander aufrichtig zuhören. Das klingt leichter als es tatsächlich sein kann, denn wer seine eigenen Interessen durchsetzen möchte, wird auf einem Ohr taub sein. Schließlich geht es ja darum, dass man sich mit seiner Sicht durchsetzen möchte. Dabei geht es aber beim Zuhören nicht darum, dass man gleich ein geniales Argument nachlegt, sondern dass man versteht, was der Partner beziehungsweise die Partnerin sich gerade wünscht. Wenn alle Wünsche und Bedürfnisse benannt sind, kann man immer noch eine faire Lösung miteinander aushandeln. Wir dürfen an den Urlaub auch gewisse Erwartungen haben. Wir sollten nur wissen, was genau für uns „perfekte Ferien“ bedeuten. Wenn Sie das für sich erkannt haben, dann ist der nächste Schritt, dass Sie mit Ihrem Partner beziehungsweise Ihrer Partnerin darüber sprechen. Das heißt nicht, dass jede Erwartung immer erfüllt werden muss, sondern dass Sie sich beide darüber austauschen, um so viel wie möglich der beiderseitigen Bedürfnisse zu erfüllen.


Raus aus dem Büro, rein in den Flieger – ist da nicht Stress vorhersehbar?
Ja, in den meisten Fällen ist es so. Wer den Stress aus der Arbeit mit in den Urlaub nimmt, muss sich nicht wundern, wenn das Umfeld genervt ist über die schlechte Laune. Jeder Mensch ist anders und stimmt sich auch anders auf die Ferien ein. Wichtig ist deshalb, dass Sie für sich herausfinden, was Sie in Urlaubslaune bringt und danach handeln.

Also besser langsam angehen, lieber weniger aber länger wegfahren?
Das ist eine Typfrage. Die einen fahren lieber öfter weg und planen verlängerte Wochenendtrips, die anderen brauchen weniger, dafür längere Urlaube. Es kommt letztendlich darauf an, wie die Familiensituation oder die Urlaubswünsche aussehen. Für eine junge Familie mit kleinen Kindern kann es beispielsweise sehr viel mehr Erholung sein, mal ein kinderloses Wellnesswochenende miteinander zu haben.

Streit im Urlaub ist manchmal schnell entfacht. Vor allem, wenn tiefer liegende Konflike mitreisen.

Foto: Adobe Stock

Am Traumziel angekommen – welche Beziehungskiller erwarten Paare oder Familien?
Es kann sein, dass im Urlaub vermehrt Themen aufkommen, die im Alltag zu wenig Raum finden, weil man da mehr abgelenkt ist. Diese ungelösten Konflikte nimmt man dann mit in den Urlaub. Unbewusst hat man nun Zeit, diese ungeklärten Themen zur Sprache zu bringen. Prinzipiell ist das okay, wenn das Gegenüber aber nun ausgerechnet seine Ruhe möchte, kann es zu Streit kommen.

Angestaute Konflikte fahren oder fliegen (leider) mit. Soll man die am Ferienort ansprechen, oder besser nicht?
Ungelöste Konflikte, die im Handgepäck heimlich mitfliegen, können meist nicht einfach so in den Ferien gelöst werden. Diese Konflikte bestehen ja häufig seit längerer Zeit. Warum sollte ein Konflikt, der seit Wochen, Monaten und manchmal sogar Jahren besteht, innerhalb weniger Tage gelöst sein? Da rate ich Paaren dazu, miteinander Vereinbarungen zu treffen, wann und wieviel Zeit Urlaubs- beziehungsweise Diskussionszeit sein darf.

Ein gelungener Urlaub ist oft das Ergebnis gut vereinbarter Kompromisse.

Ein gelungener Urlaub ist oft das Ergebnis gut vereinbarter Kompromisse. Foto: Adobe Stock

Endlich ausspannen – kann das Plus an Zeit zu zweit oder für die Familie nicht auch für neuen Konfliktstoff sorgen?
Das kommt tatsächlich auf das Paar an. Es gibt Paare, die sich im Alltag mehr und mehr aus den Augen verlieren und der Urlaub eine willkommene Gelegenheit ist, sich als Paar wieder näher zu kommen. Andere Paare dagegen haben ein höheres Bedürfnis nach Eigenständigkeit und Selbstbestimmung. Wenn sich Paare diesbezüglich einig sind, gibt es in der Regel weniger ein Problem. Zum Streit kommt es meist dann, wenn einer mehr gemeinsame Zeit möchte und der andere seine Ruhe – das wird oft als Ablehnung verstanden, auch wenn es nicht so gemeint ist. Es sind lediglich unterschiedliche Bedürfnisse, die verhandelt gehören.

Wohin fahren Sie diesen Sommer in den Urlaub?
Zum Wandern in die Berge.

Ganz ohne Ärger?
Mit Sicherheit. Wir sprechen uns gut ab und verhandeln, was jeder gerne möchte. Wir erlauben uns auch gegenseitig die Freiräume, wenn wir mal etwas Unterschiedliches unternehmen möchten. Ebenso hat sich als Ritual für uns bewährt: vor dem Urlaub einen Tag „Entspannung“, an dem nichts gearbeitet wird; und nach Ankunft am Reiseziel bekommt jeder erst einmal Zeit zum Ankommen und Durchschnaufen. Erst dann beginnt der Urlaub.

Das Gespräch führte Christoph Trick.

Zurück zu „Sommerurlaub“

Das könnte Sie auch interessieren

Die Süddeutsche Zeitung ist weder für den Inhalt der Anzeigen noch die darin enthaltenen Verlinkungen noch für ggf. angegebene Produkte verantwortlich.

Impressum