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Gespräch Peter Giesel

Ganz ehrlich relaxen

Foto: Kabel Eins

„Die Urlaubszeit ist so wertvoll“ – TV-Moderator und Urlaubsexperte Peter Giesel gibt wichtige Tipps

Die erste Staffel der TV-Reihe „Achtung Abzocke“ lief bereits 2015 über die Bildschirme, und seitdem führt der Journalist, Moderator und TV-Produzent Peter Giesel ein Leben aus dem Koffer. Die Hälfte des Jahres ist er weltweit unterwegs, immer den kleinen und großen Gaunereien auf der Spur, die einem mitunter den Urlaub ziemlich vermiesen können. Inzwischen hat die Sendung fast schon Kultstatus und bedeutet für viele Zuschauer vor allem eine echte Orientierungshilfe für ihre Reisevorbereitungen. Im Interview verrät der Mann, der selber gerne in den USA und am Gardasee entspannt, wie man sich vor dreisten Tricksereien schützt, was für ihn das nächste Trend-Urlaubsland ist und worauf man bei einem Besuch der diesjährigen Olympiastadt Paris besonders achten sollte.

Herr Giesel, so viele Jahre bringen Sie mittlerweile Betrügereien im Urlaub ans Licht – können Sie selber eigentlich noch ganz locker in die Ferien fahren?
Peter Giesel: Ja, wahrscheinlich gerade deswegen. Denn nach der ganzen Zeit des Unterwegsseins auf fast allen Kontinenten läuft man einfach mit wachem Auge durch die Gegend. Was allerdings nicht heißt, dass mir nicht auch noch ab und zu was passiert. Vor zwei Jahren in Venedig zum Beispiel. Da bin ich mit der Familie auf dem Parkplatz vor der Stadt angekommen, und als wir auf den Markusplatz wollten, steht da direkt hinter dem Parkhaus so eine Bande, die einen vor der offiziellen Fähre abfängt und auf so ein Schiff verfrachtet, für ein Vielfaches des normalen Preises. Und da waren wir schon an die 80 Euro los, bevor wir die Stadt überhaupt betreten hatten. Meine Schwiegermutter war dabei, hat das gemerkt, und der musste ich das dann auch noch erklären …

Wie werden Sie denn eigentlich auf die Maschen der Urlaubsbetrüger aufmerksam?
Es gibt genau zwei Wege: Unsere E-Mail-Adresse, da schreiben uns die Leute, was sie erlebt haben, wo sie zu viel bezahlt haben oder wo sie sich betrogen fühlen, und das nehmen wir in die Recherche mit. Und der andere Weg läuft über meine tolle Redaktion, die alle relevanten touristischen Portale scannt, auch in mehreren Sprachen. So bekommen wir eine Ahnung, wo es sich lohnt genauer hinzuschauen. Es gibt dann immer ein Vorausteam, das ein paar Tage vor mir im Land ist und vorab schon mal prüft, ob unsere ganzen Hinweise auch hinhauen. Ganz wichtig an der Sendung ist, dass wir da nichts vorspielen, sondern dass mir die Dinge auch wirklich passieren, wenn ich persönlich vor Ort bin. Und obwohl ich da vielleicht sozusagen als ahnender Tourist rüberkomme, war es durch die gute Vorbereitung bisher immer so, dass ich dann tatsächlich auch abgezockt worden bin. Ich will es ja erleben, damit es unseren Zuschauern nicht widerfährt.

Seit vielen Jahren deckt Reise-Experte Peter Giesel die frechsten Abzockmaschen im Urlaub auf und gibt hilfreiche Tipps. Auch in Vietnam war er bereits unterwegs.

Seit vielen Jahren deckt Reise-Experte Peter Giesel die frechsten Abzockmaschen im Urlaub auf und gibt hilfreiche Tipps. Auch in Vietnam war er bereits unterwegs. Foto: Kabel Eins

Welche Art der Abzocke begegnet Ihnen denn besonders häufig?
Zunehmend ist es preislicher Natur. Aber nicht nur. Viel schlimmer sind teilweise die Abzocken auf emotionale Art. Wenn ich zum Beispiel eine lange Stadtrundfahrt mache und am Ende eines zehnstündigen Tages nichts von der Stadt gesehen habe und mich nur von einer Verkaufsveranstaltung zu anderen habe fahren lassen, dann ist der seelische Schaden teilweise viel höher als der finanzielle. Der vergebene Urlaubstag ist das Wertvollste, was man hat und nervt die Leute manchmal viel mehr als ein paar Euro fünfzig, die man vielleicht verloren hat.

Ist Ihnen in der ganzen Zeit eine Abzocke in Erinnerung geblieben, die ganz besonders dreist gewesen ist?
[Es waren so viele, aber eine ist so ikonisch, dass ich sie immer wieder gerne erzähle: Es geht um den Mercado dos Lavradores auf Madeira. Ein wirklich idyllischer Markt, auf dem Früchte verkauft werden. Hochgestapeltes Obst, und ganz oben liegen immer Probierhälften, die einem die Händler ständig mit einem Löffelchen dazu anbieten. Dann probierst Du zum Beispiel so eine Maracuja und denkst Dir: Die schmeckt aber echt sensationell. Dann kaufst Du welche und merkst dann im Hotel oder auch erst zu Hause: Die sind ja total sauer. Der Grund ist: Es gibt Händler, die den Früchten zum Probieren eine Zucker-Lösung injizieren! Wir haben das mit einem Verfahren nachweisen können, mit dem man auch den Zuckergehalt im Wein bestimmt. Da wird also teilweise gepanschtes Obst angeboten, und das finde ich unfassbar dreist.

Habe ich denn im Urlaub eine Chance, einen Betrug zu riechen, gibt es da irgendwelche Anhaltspunkte?
Das kommt darauf an, in welchem Urlaubsland man ist. Es gibt welche, da werden wir als Freunde gesehen – für andere sind wir aber schlicht wandelnde Geldbörsen. Wenn mich jemand offensiv anspricht oder gar anschreit, um mich zum Beispiel in ein Restaurant zu locken, dann ist für mich immer höchste Vorsicht geboten. Ähnlich ist das auch mit Schildern oder sogenannten Kundenstoppern. Solche Aufsteller, auf denen vermeintlich tolle Angebote gemacht werden. So etwas wie „kauf drei, zahl zwei“. Das ist meist ausschließlich für Touristen gedacht und man sollte ganz genau hinschauen, ob man da mit den ganz normalen Angeboten für etwas nicht einfach besser fährt.

Wenn ich auf eine Masche reingefallen bin, wie reagiere ich am besten, wie komme ich zu meinem Recht?
Es kommt darauf an, wie hoch der entstandene Schaden ist. Man muss sich immer überlegen, ob es einem die Zeit vor Ort wert ist, sich zu beschweren oder etwa eine Anzeige zu machen. Die Urlaubszeit ist so wertvoll, dass man da wirklich abwägen muss. Wenn es tatsächlich in die kriminelle Richtung geht, dann sollte man schon zur Polizei oder der teilweise vorhandenen Touristenpolizei gehen. In Thailand gibt es die zum Beispiel. Etwas anders sieht es bei den touristischen Leistungen aus. Da gibt es einen klaren rechtlichen Rahmen, und wenn etwas nicht gepasst hat, dann kann man das auch im Nachhinein noch gut beim Veranstalter geltend machen.

Japan ist als Reiseland absolut im Kommen.

Japan ist als Reiseland absolut im Kommen. Foto: Kabel Eins

Für unser Gespräch habe ich Sie in Osaka erreicht – was hat Sie für Ihre Sendung nach Japan gezogen?
Japan ist die neue Trend-Destination. Das liegt daran, das der Yen so schwach ist und der Euro so stark. Eine Portion Sushi, die bei uns 30 Euro kostet, bekommen Sie hier im Moment für unter zehn Euro, inklusive Getränken. Wir alle im Team haben gedacht, dass Japan teuer ist, aber wir sind wirklich eines Besseren belehrt worden. Ich habe hier auch schon viele Deutsche getroffen, sogar mit Rucksack, Backpacking hält also auch schon so langsam Einzug.

Aber das gängige Klischee beschreibt Japaner als überkorrekt, zuvorkommend und immer freundlich – da kann es doch keine Abzocke geben?
Die Freundlichkeit schließt ja die Abzocke nicht aus. Und die besteht dann zum Teil in preislichen Dingen oder in der Qualität. Wenn Sie zum Beispiel zum Karaoke gehen wollen, dann bitte nicht in den Touristen-Vierteln, sondern zu den ganz normalen Karaoke-Ketten, zu denen die Japaner selber gehen. Ansonsten kann es Ihnen passieren, dass irgendwann am Abend plötzlich das Personal anfängt, auf Ihre Kosten mitzutrinken. Oder wir haben zum Beispiel eine Sake-Tour für 100 Euro pro Person gebucht. Nur hat der japanische Guide in den drei Stunden kaum mit uns geredet, sondern hat uns eigentlich nur von Shop zu Shop zu Shop gebracht. Immer zurückhaltend, immer höflich, immer mit einer tiefen Verbeugung, aber es ging halt nur um die Geschäftemacherei.

Beim Dreh nimmt Peter Giesel die Position des ganz normalen Touristen ein.

Beim Dreh nimmt Peter Giesel die Position des ganz normalen Touristen ein. Foto: Kabel Eins

In Ihrer Ratgeber-Sendung „Achtung Abzocke“ haben Sie sich auch die Olympiastadt Paris auf spezielle Weise vorgenommen…
Ja, wir haben für diese Staffel im „Champ de Mars“, also um den Eiffelturm herum gedreht, und da haben wir es in den Restaurants und Bars fast in Serie erlebt, dass sich die Kellner heimlich oder halb-heimlich bis zu 25 Prozent Trinkgeld in die EC-Geräte reindrücken. Ungefragt. Und das ist in Frankreich sonst überhaupt nicht üblich. Hier gibt es keine Trinkgeldkultur wie in den USA zum Beispiel. Und das wäre so ein Fall, wo ich wirklich vor Ort auch im Nachhinein noch nachhaken würde, denn es ist immerhin ein Viertel mehr auf meiner Rechnung. Und am besten lässt man sich auch immer eine Quittung geben. Keine handgeschriebene, sondern eine maschinelle.

Das Gespräch führte Kai-Uwe Digel.

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