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Alexander Spitzner ist Leiter der Akademie für Unternehmensführung bei der Handwerkskammer für München und Oberbayern. Wir sprachen mit ihm über die „Ausbildung der Ausbilder“ und worauf es dabei ankommt.
„Bildung aktuell“: Herr Spitzner, wie sieht die Ausbildung der Ausbilder aus und an wen wendet sie sich?
Alexander Spitzner: Die Handwerkskammer für München und Oberbayern bietet im Bildungszentrum München einen Fortbildungskurs an, der sich an Gesellen aller Gewerke wendet. Durch die Ausbildung der Ausbilder, kurz AdA, wird gewährleistet, dass eine qualifizierte Ausbildung der Auszubildenden im Betrieb stattfinden kann. Die AdA ist Bestandteil des Meisterkurses, weshalb auch jeder Meister Lehrlinge ausbilden darf. Wir haben aber auch Teilnehmer, die nicht aus dem Handwerk kommen, sondern aus dem kaufmännischen Bereich. Die brauchen für ihren Fachwirt, der dem Meister entspricht, ebenfalls die AdA.
Wie lange dauert die Fortbildung und was sind die Inhalte?
Der Kurs umfasst insgesamt 100 Unterrichtsstunden und kann in Vollzeit in drei Wochen absolviert werden, in Teilzeit dauert es entsprechend länger. Wir bieten im Jahr etwa zehn Kurse an, dazu kommt die gleiche Fortbildung als Teil des Meisterkurses, die es ebenfalls zehn Mal jährlich gibt. Die Inhalte sind vielfältig: Theorie im Bereich Recht vom Jugendarbeitsschutzgesetz über den Eintrag in die Handwerksrolle bis zum Betriebsrat, dazu Methodik, Didaktik und Pädagogik. Wie erstellt man Ausbildungspläne, wie motiviert man junge Menschen und verbessert Lernerfolge. Die Praxis wird durch die Vier-Stufen-Methode vermittelt. Also vormachen, erklären, nachmachen lassen und verbessern. In der Prüfung muss der AdA-Absolvent dann in einer Unterweisungsprobe zeigen, wie er einem Azubi die Arbeitsschritte erklärt.
Alexander Spitzner, Leiter der Akademie für Unternehmensbildung – Foto: Argum Fotografie München
Das klingt umfangreich. Was muss der angehende Ausbilder noch wissen?
Manchen Lehrlingen muss man erst mal das duale System erklären, also dass ihre Ausbildung praktisch im Betrieb und theoretisch in der Berufsschule stattfindet. Auch Lernverhalten von Jugendlichen und Kommunikation sind wichtige Themen. Die Kommunikation findet nicht nur mit dem Azubi selbst, sondern auch mit den Eltern der Minderjährigen und den Berufsschullehrern statt. Im Idealfall ist der Ausbilder die Vertrauensperson des Azubis – bei allem rund um seine Ausbildung. Er kümmert sich nicht nur um die Vermittlung der praktischen Inhalte und die Unterweisung der Lehrlinge, sondern auch um die Organisation. Er hält den Kontakt zur Berufsschule und zur Kammer, kennt Rechte und Pflichten des Azubis sowie des Betriebs.
Was passiert, wenn der Azubi Probleme in der Berufsschule hat?
Auch dann ist der Ausbilder der erste Ansprechpartner. Er hilft seinem Schützling mit zusätzlichen Übungen, schließlich wollen beide, dass er seine Ausbildung erfolgreich abschließt. Immerhin 84 Prozent der Lehrlinge schaffen ihre Gesellenprüfung im ersten Anlauf – das ist auch der umfassenden Unterstützung der Ausbilder zu verdanken.
Wie sieht der Arbeitsalltag eines Ausbilders im Betrieb aus?
Das kommt ganz auf die Betriebsgröße an. In einem großen Betrieb betreut der Ausbilder nur die Lehrlinge, in einem kleinen arbeitet er auch normal im Alltagsgeschäft mit. Besonders wichtig sind die Sicherheitsunterweisungen im Handwerk, um gefahrenfreie Ausbildungssituationen zu schaffen, damit der Elektro-Azubi zum Beispiel nicht an den falschen Draht langt. Dann wird nach dem Vier-Stufen-Modell ausgebildet, der Lehrling gefordert und gefördert. Dazu zählen auch die Vermittlung von Werten, Charakterbildung und soziales Verhalten. Schließlich ist der Azubi nach abgeschlossener Lehre ein potentieller neuer Mitarbeiter für den Betrieb.
Wie viele Ausbilder gibt es derzeit im Handwerk in Bayern?
In den knapp 140 verschiedenen Ausbildungsberufen im Handwerk gibt es in Bayern zurzeit etwa 41.000 Ausbilder in 26.000 Ausbildungsbetrieben, die meisten davon eher klein und mit einer durchschnittlichen Mitarbeiterzahl von vier. Deshalb ist die Ausbildungsquote im Handwerk auch deutlich höher als in der Industrie.
Woher kommt die Motivation bei den Kursteilnehmern?
Das ist unterschiedlich. Manche kommen, weil ihr Betrieb noch einen Ausbilder braucht, der die Verantwortung übernimmt. Viele Teilnehmer arbeiten einfach gerne mit Jugendlichen und wollen ihr Wissen weitergeben. Und wer seinen Meister machen will, braucht ebenfalls die AdA.
Herr Spitzner, vielen Dank für das Gespräch.
Interview: Silvia Schwendtner
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