Von Volkstanz bis Urban Brass: Wo Bayern das Leben feiert

Ob Volkstanz, Weinfeste, Kirchweih oder Volkfeste – über das ganze Jahr verteilt gibt es zahlreiche Anlässe, Events und Festivals. Bayerns Klänge und Tänze sind Ausdruck dieser Lebensfreude und Verbundenheit und lassen sich täglich erleben – und dabei klingt die Musik immer wieder anders, von Volksmusik über Brass bis hin zu Hip-Hop.

Instrumente, soweit das Auge reicht

Rund tausend Gäste des Blasmusik-Festivals Blasius in Fremdingen im schwäbischen Landkreis Donau-Ries stehen jedes Jahr im Juli mit ihren unterschiedlichsten Instrumenten vor der Bühne. Der Dirigent hebt den Taktstock und gibt den Einsatz. Die Teilnehmer des Festivals erhalten die Noten bereits mit dem Ticket, damit sie sich vorbereiten können. Ohne jemals vorher gemeinsam geübt zu haben, spielen dann tausend Hobby-Musiker im sogenannten Gemeinschaftschor den Blasius-Marsch – der eigens für das Festival komponiert wurde. So manch schiefer Ton ist dabei, aber insgesamt klingt es erstaunlich harmonisch und es herrscht eine ganz besondere Stimmung.

Alles, außer brav – und Humtata

Blasmusik und Mundart haben in Bayern lange Tradition und sind auf Volksfesten nicht wegzudenken. Dabei sind sie heutzutage alles andere als volkstümlich und altbacken – denn die Musik lebt durch junge, innovative Musiker und macht immer gute Stimmung. Den Bayern-Groove verkörpern junge Musiker und Bands wie die „wahrscheinlich kleinste Blaskapelle der Welt“ – die Fexer aus der Oberpfalz.

Ihren bayerischen Wurzeln bleibt auch Mundart-Rapperin RiA treu und mischt sie mit modernen Sounds. Afrobeats und Reggae! Rock, Pop und Funk! Hip-Hop und Gospel! Es gibt kaum eine Stilrichtung, die die Erfinderin des Jodelpop aus der Hallertau nicht beherrscht und in ihren Sound mit einfließen lässt.

Wenn alljährlich im August die Brass Wiesn in Eching zum Feiern lädt ist Partylaune garantiert. Das Musikfestival, 15 Kilometer nördlich von München, bringt traditionelle Blasmusik mit modernen Rhythmen zusammen. Rund sechzig Bands treten an vier Tagen auf. Internationale Künstler spielen neben bekannten bayerischen Volksmusikern. Der bläserlastige Sound reicht von traditionell über rockig und jazzig bis poppig. Neben Tuba, Trompete und Posaunen hört man Alphörner oder E-Gitarren.

Blasmusik trifft auf Klassik und Jazz

Das internationale Musikfestival „Bluval“ im Straubinger Land blickt auf eine 30-jährige Geschichte zurück und findet über fünf Wochen lang im September und Oktober statt. In dem Zeitraum spielen mehr als siebzig Ensembles Musik aus Klassik, Jazz sowie dem volksmusikalischen und geistlichen Repertoire. Gespielt wird in Kirchen und Wirtshäusern, Hinterhöfen, auf öffentlichen Plätzen und in Konzertsälen, aber auch außergewöhnliche Locations wie Baugruben oder Industriegebäude werden zur Bühne. Höhepunkt ist der sogenannte Bluval-Samstag, der letzte Samstag im September, mit zahlreichen Konzerten in Straubings Innenstadt.

Tradition erleben statt zusehen

Das urfränkische Kirchweihfest in Limmersdorf, 15 Kilometer nordwestlich von Bayreuth gilt als eines der letzten seiner Art. Seit 1729 ist die Lindenkirchweih urkundlich nachgewiesen. Dabei dreht sich alles um eine uralte knorrige Tanzlinde, wenn „Kerwaburschen“ mit ihren „Kerwamadla“ Dreher und Walzer um den 16 Meter hohen Baum tanzen.

Und zwar auf einem Tanzpodest unter seiner Krone auf rund vier Meter Höhe. Gefeiert wird vier Tage lang von Samstag bis Dienstag um oder nach Bartholomä (24. August). Bei der Limmersdorfer Lindenkirchweih kann jeder mitfeiern und dazu beitragen, dass die Tradition noch weitere Jahrhunderte weiterlebt.

So feiert Bayern!

Auf ihren Volksfesten feiern die Bayern das Leben und auch sich selbst. Viele Feste haben historische Wurzeln und sind geprägt von regionalen Traditionen. Die beliebtesten ziehen Jahr für Jahr, meist im Frühjahr oder Herbst, Hunderttausende Besucher an. Allen voran das weltweit berühmte Oktoberfest in München. Aber auch andernorts lässt es sich in Bayern ausgiebig feiern.

Die Passauer Dult, mit Bierzelten, Fahrgeschäften und Buden, findet zwei Mal im Jahr statt und dauert zehn Tage. Im Frühjahr beginnt sie am Freitag der letzten Aprilwoche, im Herbst am Freitag der zweiten Septemberwoche. Zur Maidult gehört außerdem ein großer Trachten- und Schützenumzug am ersten Festsonntag. Er führt durch die Altstadt der Drei-Flüsse-Stadt. Ende August findet in Bamberg die Sandkerwa statt. Sie ist hervorgegangen aus der Kirchweihfeier von St. Elisabeth im Sand, einer mehr als 600 Jahre alten Kirche. Von Donnerstag bis Montag wird an vielen Ständen in den Gassen Bier aus Bamberg und Umgebung ausgeschenkt. Höhepunkt der Sandkerwa ist das Fischerstechen vor der Kulisse „Klein-Venedigs“.

Das Rosenheimer Herbstfest entstand aus einer Landwirtschaftsausstellung und wird seit 1861 veranstaltet. Es zählt jedes Jahr über eine Million Besucher und ist das größte Volksfest im Südosten Oberbayerns. Das Fest beginnt am letzten Samstag im August und dauert sechzehn Tage.

Darüber hinaus gibt es in Bayern zahlreiche weitere Feste, die das ganze Jahr über stattfinden und die verschiedenen Aspekte der bayerischen Kultur und Traditionen feiern.

Bayern pflegt seine Musiktraditionen nicht nur mit vielen Konzerten und Festivals, Orchestern und Musikschulen. Auch Museen erinnern an bedeutende Komponisten, die das Land hervorgebracht hat, an Instrumentenbauer und ihre Kunst sowie an die Bewegung der Laienchöre. Hier findet man 15 Tipps für Museen rund um das Thema Musik. Mehr zu Musik und Tanz in Bayern findet man hier.