Helene-Fischer-Show "Ein Abend im Rausch":Laaangweilig!

'Wetten, dass...?' 40th Anniversary Show From Nuremberg

Die bessere Show: Helene Fischer bei "Wetten, dass...?"

(Foto: Andreas Rentz/Getty Images)

In ihrer neuen Show auf Sat 1 will sich Helene Fischer ganz nahbar geben. Spätestens nach der zweiten Werbepause aber wünscht man sich Windmaschine und Pyrotechnik zurück.

Von Kathrin Müller-Lancé

Man kann ja von Helene Fischer halten, was man will - erfrischend war bisher immerhin, dass sie, im Gegensatz zu so vielen anderen, nicht unbedingt den Eindruck erweckte, nahbar wirken zu wollen. Vor tausenden Menschen performte sie alles und jeden nieder, schwebte über ihrem Publikum von der Decke, setzte sich selbst eine Krone auf. Ihre "Helene-Fischer-Show" beim ZDF war irgendwo angesiedelt zwischen Roland Emmerich und Roland Kaiser, viel Feuer, viel Humtata.

Nachdem das Spektakel im vergangenen Dezember coronabedingt ausfallen musste und auch für dieses Jahr abgesagt wurde, ist die Sängerin zum Privatsender Sat 1 gewechselt. Der versprach im Vorfeld eine Show mit "ungewöhnlichen und neuen Einblicken" in das Leben und die Karriere von Helene Fischer. Und verpflichtete sogar Stefan Raab als "Music Supervisor", was auch immer das heißen mag.

Mit den alten Fischer-Sendungen im ZDF hat das neue Format in etwa so viel zu tun wie ein Handventilator mit einer Windmaschine. Alles, was die "Helene-Fischer-Show" bisher ausmachte, fehlt an diesem Abend: Es gibt keine Akrobatik, keine Gaststars, keine Pailletten. Nicht mal ein Publikum. Stattdessen eine Kulisse aus Flauscheteppich und Flohmarktlampen. Die Sängerin performt ohne Outfitwechsel und in flachen Schuhen (ja, sie ist schwanger) ein paar Songs ihres neuen Albums. Etwas ungelenk dazwischen geschnitten sind Interview-Sequenzen, in denen sie Fragen des Moderators Steven Gätjen beantwortet.

Eine leicht gekürzte Kostprobe: "Wenn ich mir so einen ganz normalen Sonntag vorstelle. In was für Outfits lümmelst du dann zu Hause und pupst vielleicht in deinen Jogginganzug?" - "Ich liebe Sonntage, das sind absolut meine Lieblingstage." "Warum, ganz kurz?" - "Keine Ahnung, vielleicht liegt es daran, dass ich am Sonntag geboren bin."

Lieblingsobst Äpfel, Vorbild Céline Dion

Helene Fischer beherrscht diese Balance perfekt: Ihre Antworten sind gerade so konkret, dass sich fast jeder damit identifizieren kann - und so belanglos, dass sie nirgends anecken. "Wilder oder Englischer Garten?" - "Ich steh nicht so auf diese vielen kleinen Blümchen, auch wenn ich es entzückend finde, wenn ich an einem Feld vorbeilaufe. Aber auch nicht Englischer Garten, das ist mir dann zu spießig."

Nach mehr als zwei Stunden Sendung hat man über die Sängerin weiterhin erfahren, dass sie gerne "was Leckeres" kocht, steife Kleidung ein "No-Go" findet und dass ihrem Album ein "musikalischer Entwicklungsprozess" voranging. In Einspielfilmen dürfen mehr und weniger prominente Menschen Fischer abwechselnd bewundern und ihr noch mehr Fragen stellen, zum Beispiel nach ihrem Lieblingsobst (Äpfel) und ihrem Vorbild (Céline Dion). Viel näher als bei ihren bisherigen Shows kommt man der Sängerin dadurch natürlich nicht - und es macht deutlich weniger Spaß.

Der Abend plätschert derart höhepunktarm vor sich hin, dass man spätestens nach der zweiten Werbepause laut "Laaangweilig!" rufen und eine DVD von einem Helene-Fischer-Konzert aus präpandemischen Zeiten einlegen möchte. War ja auch nicht alles schlecht an Pyrotechnik und Windmaschine.

Helene-Fischer-Show "Ein Abend im Rausch": Kathrin Müller-Lancé würde gern von sich behaupten, nur in der Arte-Mediathek unterwegs zu sein. Aber dann schaut sie doch zu gern bei RTL exklusiv nach, was die Promis so machen.

Kathrin Müller-Lancé würde gern von sich behaupten, nur in der Arte-Mediathek unterwegs zu sein. Aber dann schaut sie doch zu gern bei RTL exklusiv nach, was die Promis so machen.

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