Bunt, grell und laut - jahrelang tigerte die Kunstfigur Jilet Ayşe mit klimperndem Goldschmuck, toupierten Haaren und Trainingsanzug samt Bauchtasche über deutsche Comedybühnen. Dafür schlüpfte die Kabarettistin İdil Baydar in die Rolle der Ghettobraut aus Berlin-Neukölln. Ihr Motto "Isch schwöre isch bin Türkin und raste aus, wenn mir was nicht passt!" war Programm. Und ihr hat vieles nicht gepasst: der Alltagsrassismus, die deutsche Flüchtlingspolitik, die Integrationsdebatte. Mittlerweile tritt die 45-jährige Deutschtürkin anders auf. Ohne Trainingsanzug, Bauchtasche und den Goldschmuck. Aber die Wut, die ist geblieben. Denn seit Monaten erhält Baydar rechtsextreme Drohschreiben. Im vergangenen Jahr habe sie acht Morddrohungen erhalten, alle Verfahren wurden eingestellt.
Rechtsextremismus:"Das hat auch Hexenjagd-Elemente"
Eine Frankfurter Rechtsanwältin, Politikerinnen der Linken und die Kabarettistin İdil Baydar: Sie alle werden wüst beschimpft und bedroht - offenbar von Neonazis. Warum sind Frauen so oft Ziel rechtsextremer Hassbotschaften?
Von Boris Herrmann und Dunja Ramadan
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