Ausstellung:Das Große im Kleinen

Die Pinakothek der Moderne zeigt druckgrafische Werke aus vier Jahrhunderten.

Von Jürgen Moises

Wer heute die Deckenfresken von Annibale Carracci im Palazzo Farnese in Rom sehen will, der muss nur ein paar Buchstaben in den Computer tippen und schon kann er die um 1600 herum gemalten Meisterwerke des römischen Barock bestaunen. Diesen Komfort gab es im 17. Jahrhundert nicht. Aber auch damals hatte man die Möglichkeit, weit entfernte oder sonst schwer zugängliche Kunstwerke zu sehen, und zwar dann, wenn druckgrafische Kopien davon vorlagen. Klar, einen Besuch der Originale ersetzt das alles nicht. Aber anhand der Radierungen, die etwa Carlo Cesio 1657 basierend auf Carraccis Fresken geschaffen hat, konnte man schon damals dessen Kompositionstalent studieren.

Genau das kann man nun auch in der Ausstellung "Grande Decorazione - Italienische Monumentalmalerei in der Druckgraphik" in der Pinakothek der Moderne machen, die rund 120 druckgrafische Werke aus der Zeit des 15. bis 18. Jahrhunderts präsentiert. Dazu gehört etwa ein Kupferstich, den Jan Wierix nach Michelangelos Fresko "Das Jüngste Gericht" geschaffen hat. Oder ein Chiaroscuro-Holzschnitt von Andrea Andreani, der Andrea Mantegnas Monumentalbild "Julius Cäsar auf seinem Triumphwagen" zeigt. Zum selben Gemälde von Mantegna ist ein auch ein Kupferstich aus dessen eigener Werkstatt vorhanden. Und er ist schon alleine deshalb interessant, weil er einen alternativen Kompositionsentwurf für das berühmte Bild zeigt.

Allgemein zeugen viele der Druckgrafiken von einer besonderen Wertschätzung ihrer Vorbilder, andere wurden eher als Arbeitsinstrumente in der Werkstatt eingesetzt. Insgesamt kann man sie aber auch als Ausdruck eines Epochenwandels sehen, weil noch vor Erfindung der Fotografie viele Werke der Kunst durch sie weltweit "zugängig" wurden. Das bedeutete eine Art der Demokratisierung, aber auch, dass viele Künstler wichtige Werke ihrer nationalen und internationalen Kollegen sehen und studieren konnten. Wodurch nicht nur bestimmte Motive, sondern auch neue Stile oder Techniken eine größere Verbreitung fanden.

Grande Decorazione - Italienische Monumentalmalerei in der Druckgraphik, Sa., 13. Okt. bis 6. Jan., Pinakothek der Moderne, Barer Str. 40, t 23 80 53 60

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