Center Parcs:"Center Park Allgäu" muss nach Chaos-Start gleich wieder schließen

Center Parcs in Leutkirch öffnet

Bis zu 300 000 Gäste jährlich sollen ihren Urlaub im neuen Freizeitpark der Firma Center Parcs im Allgäu verbringen. Doch bereits kurz nach Eröffnung am 1. Oktober musste die Anlage wieder geschlossen werden.

(Foto: dpa)
  • Wenige Tage nach dem offiziellen Start des "Center Park Allgäu" am 1. Oktober musste das Unternehmen "Center Parcs" die erste Anlage in Süddeutschland wieder schließen.
  • Weil elektronische Türschlösser, Heizungen, die Wasserversorgung und vieles mehr nicht funktionierten, haben die Verantwortlichen die Reißleine gezogen und etliche Gäste wieder ausgeladen.
  • Als vorige Woche die ersten Gäste anreisten - insgesamt 2800 - sahen Teile der Anlage noch immer aus wie eine Baustelle.

Von Christian Rost

Immerhin sind die Fledermäuse gut untergebracht im schwäbischen Urlau. Sie finden in einem umgebauten Bunker auf dem Gelände der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt genau auf der Grenze von Bayern und Baden-Württemberg einen Unterschlupf. "Fledermaushotel" heißt der Bunker jetzt, und er befindet sich auf einem bewaldeten Hügel, der vom einstigen Waffendepot der Nazis in einen Freizeitpark umgebaut wurde. Das Unternehmen "Center Parcs" hat hier seine erste Anlage in Süddeutschland errichtet, um jährlich 300 000 Touristen inmitten einer heimeligen Welt mit geschützten Tieren unterzubringen. Was bei den Fledermäusen klappt, gelingt mit den Menschen noch nicht so gut. Wenige Tage nach dem offiziellen Start des "Center Park Allgäu" am 1. Oktober musste er wieder schließen. Weil elektronische Türschlösser, Heizungen, die Wasserversorgung und vieles mehr nicht funktionierten, haben die Verantwortlichen die Reißleine gezogen und etliche Gäste wieder ausgeladen.

Etwa auf halber Strecke zwischen Memmingen und Wangen im Allgäu gelegen, ist Hitlers ehemaliger Giftgashügel, der durchsetzt war mit Lagerstätten für Granaten, umgewandelt worden in ein gigantisches Feriendorf. 1000 Ferienhäuser, ein tropisches Spaßbad mit Rutschen, mehrere Restaurants und Geschäfte hat "Center Parcs" für rund 350 Millionen Euro errichtet - oder ist eben noch dabei. Denn als vorige Woche die ersten Gäste anreisten - insgesamt 2800 - sahen Teile der Anlage noch immer aus wie eine Baustelle.

700 Häuser sind bislang fertig für den Bezug, die restlichen erst zum Ende des Jahres. Und auch in den vermeintlich funktionierenden Unterkünften stellte sich das versprochene Urlaubserlebnis nicht ein. Das Unternehmen spricht von "Unannehmlichkeiten", von "Verzögerungen" auf der Baustelle, die zur Folge hatten, dass es mal kein fließendes Wasser gab oder die Gäste nicht in die Häuser kamen, weil die Schließvorrichtung nicht funktionierte. Möbel waren nicht fertig zusammengebaut, und auch das Spaßbad funktionierte noch nicht, weshalb laut Betreiber rund 300 Urlauber vorzeitig wieder abreisten. Park-Manager Christoph Muth sagte in einem Interview: "Wir haben zum Teil erhebliche technische Probleme." Zum Ende der vergangenen Woche fiel dann die Entscheidung, bis frühestens 12. Oktober keine neuen Gäste mehr aufzunehmen. Insgesamt 650 sind davon betroffen.

Bei "Center Parcs" gibt man sich zerknirscht über das Chaos. Alle Betroffenen seien kontaktiert worden, um über "angemessene individuelle Lösungen" zu sprechen. Angeblich wurden Urlauber teils umgebucht auf einen der anderen 27 Parks der Gruppe in Norddeutschland, den Niederlanden, Belgien und Frankreich, wo sie kostenlos untergebracht wurden. Teils sollen auch Entschädigungen angeboten worden sein wie die Erstattung der Buchungs- und Reisekosten. Damit niemand strandete im ländlichen Allgäu, hat der benachbarte Kurort Isny eine Notfall-Hotline für Familien eingerichtet, die plötzlich ohne Unterkunft dastehen.

Ein Familienvater aus Altötting, der mit seiner Frau und seinen beiden Kindern im Alter von neun Monaten und fünf Jahren seinen Urlaub im "Center Parc Allgäu" verbringen wollte, war allerdings völlig entnervt ob der chaotischen Zustände und wollte nur noch weg. "Wir wollen unser Geld zurück und fahren dann heim", sagte er der Schwäbischen Zeitung. Am Montag waren dann alle Gäste planmäßig abgereist. Die Ferienanlage bleibe nun für einige Tag komplett geschlossen, um die Probleme mithilfe von Spezialfirmen zu lösen, so Unternehmenssprecherin Sabine Huber.

Bereits im März hatte es sich bei einer Baustellenbegehung abgezeichnet, dass der Zeitplan für das Projekt sehr ambitioniert angelegt ist. 800 Arbeiter waren täglich auf dem 180 Hektar großen Areal zugange, um Straßen und Teiche anzulegen, 130 000 Bäume und Sträucher zu pflanzen und beinahe im Minutentakt Ferienhäuser hochzuziehen. Der damalige Projektleiter gab sich noch optimistisch und sagte mit Blick auf den Eröffnungstermin am 1. Oktober: "Das klappt." Notfalls werde die Zahl der Bauarbeiter auf 1000 aufgestockt.

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