Medien:Trumps Lieblingsfeinde

Der US-Präsident beklagt immer öfter "negative Berichterstattung". Nun streitet er sich öffentlich mit dem New-York-Times-Herausgeber.

Arthur Gregg (A.G.) Sulzberger and his father Arthur Ochs Sulzberger Jr. on the 16th floor of the New York Times building in New York

Der Herausgeber der "New York Times", Arthur Gregg Sulzberger, 37, steht im Mittelpunkt der Kontroverse zwischen US-Präsident Trump und den Medien.

(Foto: Reuters)

US-Präsident Donald Trump hat seine Attacken gegen kritische Medien verstärkt und ihnen eine unpatriotische Haltung vorgeworfen. In einem Twitter-Ausstoß am späten Sonntagabend warf er zunächst nicht näher bezeichneten Medien vor, dass sie Leben riskierten, wenn sie - "getrieben von ihrem Trump-Geistesgestörtheits-Syndrom" - über interne Überlegungen der Regierung berichteten. Dann beschwerte er sich über die Berichterstattung, die über seine Regierung zu 90 Prozent negativ ausfalle. "Ich werde es nicht zulassen, dass unser großartiges Land dem Ausverkauf preisgegeben wird von Anti-Trump-Hassern" (sic), schrieb der Präsident, ehe er speziell die New York Times und die Washington Post für "schlechte Geschichten selbst über sehr positive Errungenschaften" angriff.

Mit dem Ausbruch reagierte Trump offenbar auf eine unmittelbar zuvor veröffentlichte Erklärung des Herausgebers der New York Times, Arthur Gregg Sulzberger. Dieser hatte Trump davor gewarnt, dass seine gegen die Medien gerichtete Rhetorik nicht nur spalterisch, sondern auch gefährlich sei. Sulzberger bezeichnete die Sprache Trumps als "aufrührerisch", sie gefährde Journalisten und führe zu mehr Drohungen gegen Redaktionen.

Die "New York Times" warnt Trump vor dem Gebrauch des Begriffs "Volksfeind"

Trump hatte Sulzberger am 20. Juli zu einem Gespräch ins Weiße Haus eingeladen, über das eigentlich Stillschweigen verabredet worden war. Trump brach die Absprache und schrieb, man habe über die große Menge falscher Nachrichten gesprochen, die von den Medien verbreitet würden und "die sich in den Begriff 'Volksfeinde' verwandelt" hätten.

Sulzberger reagierte auf diese Veröffentlichung mit einer detaillierten Stellungnahme, aus der hervorgeht, dass er selbst dem Präsidenten den Gebrauch des Begriffs "Volksfeind" vorgehalten und ihn auf die gefährliche Wirkung hingewiesen habe. Tatsächlich war es Trump, der den Begriff erstmals im Februar 2017 auf Twitter benutzte und nach heftigem Protest wieder löschte. Seitdem gebraucht er ihn immer wieder, um eine ideologische Konfrontation zwischen Medien und dem "Volk" zu konstruieren. Der nationalsozialistische Propagandaminister Joseph Goebbels oder der sowjetische Diktator Josef Stalin nutzten Technik und Begriff exzessiv.

Seit dem stark kritisierten Treffen mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin hat sich Trump verstärkt über die Berichterstattung empört. Eine Reporterin des TV-Senders CNN wurde von einem Pressetermin ausgesperrt, weil ihre Fragen dem Präsidenten nicht behagt haben sollen. Auch soll sich Trump darüber empört haben, dass der Fernseher seiner Frau an Bord der Regierungsmaschine Air Force One auf den Sender CNN eingestellt war. Seitdem ist das Flugpersonal angewiesen, sämtliche Fernseher auf den Sender Fox News voreinzustellen.

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