Zoologie:Frosch-Kamasutra im Urwald

Zoologie: Paarungsstellungen beim Frosch. SZ-Grafik: Sead Mujić; Quelle: S. D. Biju / Duellman und Trueb

Paarungsstellungen beim Frosch. SZ-Grafik: Sead Mujić; Quelle: S. D. Biju / Duellman und Trueb

Sechs Sexstellungen waren bisher bei Fröschen bekannt. Jetzt haben Zoologen im indischen Regenwald eine siebte beobachtet: die Rückengrätsche.

Sechs verschiedene Paarungsstellungen waren bisher von den etwa 6600 bekannten Froscharten weltweit bekannt. Nun wurde bei Nachtfröschen im Westen Indiens eine siebte Variante entdeckt: Die Männchen der nachtaktiven Art setzen sich auf den Rücken eines Weibchens, ejakulieren darauf und verschwinden wieder. Direkt im Anschluss legt die Froschdame Eier, die vom herabtropfenden Sperma befruchtet werden, berichten indische Wissenschaftler im Fachmagazin Peer J. Bei vielen anderen Froscharten ist es üblich, dass das Männchen ein Weibchen während der Paarung umklammert und Eier und Sperma gleichzeitig abgegeben werden. Dieser sogenannte Amplexus soll die Befruchtung der Eier sichern.

Die etwa fünf Zentimeter großen Nachtfrösche der Art Nyctibatrachus humayuni klettern für ihren merkwürdigen Paarungsakt, den die Zoologen als "dorsal straddle" (Rückengrätsche) bezeichnen, bis zu sechs Meter hoch auf Äste oder Blätter. Die Art zeige eine weitere Besonderheit, berichtet das Team um Sathyabhama Das Biju von der Universität Delhi: Anders als bei den meisten Fröschen ließen nicht nur die Männchen, sondern auch die Weibchen während der Paarungssaison Lockrufe erklingen. Ähnliches sei nur von etwa 25 weiteren Arten weltweit bekannt.

"Nur bei einem Drittel aller Froscharten wissen wir, wie die Fortpflanzung abläuft."

Biju und seine Kollegen haben die Tiere, deren englische Bezeichnung Bombay Night Frog lautet, in den Regenwäldern der Westghats, einem Gebirge im Westen Indiens, beobachtet. Während der Regenzeit in den Jahren 2010 bis 2012 studierten sie 40 Nächte lang das Verhalten der Frösche. Dabei beobachteten sie einmal auch, wie deren Eier von einer Schlange gefressen wurden.

Dennis Rödder vom Zoologischen Forschungsmuseum Koenig sieht in der Studie einen Beitrag zur Klärung der vielen Rätsel, die es bei Amphibien noch zu lösen gilt. "Nur bei etwa einem Drittel aller uns bekannten Froscharten wissen wir, wie die Fortpflanzung abläuft." Und es würden jährlich etwa 200 weitere Froscharten entdeckt. Statt des Befruchtungsakts untersuchten Wissenschaftler bisher eher den Ablageort der Froscheier, erklärt Rödder. "Die Position, in der die Ei-Befruchtung stattfindet, ist wenig relevant."

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