Zoologie:Gentausch

Kamele haben überall auf der Welt sehr ähnliche Gene. Das liegt an ihrem Einsatz als Lasttier auf Langstrecken.

Von Hanno Charisius

Die Seidenstraße war nicht nur die wichtigste Handelsroute zwischen Europa und Asien, sondern zum Teil auch Ausbreitungsweg für die Gene von Kamelen. Die bislang umfassendste Analyse von Kamel-Erbgut aus verschiedenen Regionen der Welt und Zeitepochen zeigt, wie stark der Mensch die Entwicklung der Paarhufer in der Vergangenheit beeinflusst hat. Im Fachjournal PNAS berichtet ein internationales Team um die Wiener Veterinärmedizinerin Pamela Burger, wie es dazu kam, dass sich viele Kamele genetisch sehr stark ähneln, obwohl sie mehrere Hundert oder sogar Tausende von Kilometern entfernt leben: Weil der Mensch die Tiere bereits vor langer Zeit als Langstreckentransportmittel benutzt hat, und sich diese am Zielort mit den lokalen Kamelen vermischt haben. Die Forscher fanden in Ostafrika allerdings eine Kamelgruppe, die sich stark von den übrigen Schwielensohlern unterscheidet. Wahrscheinlich haben geografische und kulturelle Barrieren den Handel mit dieser Region stark beeinträchtigt und damit auch den Genfluss der Kamel-DNA gebremst. Die neuen Daten bestätigen, was Archäologen bereits aus Kamelfossilien und Aufzeichnungen rekonstruiert hatten. Die Forscher glauben, dass wild lebende Kamele - bis sie ausstarben - auch immer wieder ihre Gene mit den domestizierten Rassen vermischt haben. Das habe dazu beigetragen, dass sich die Tiere an härteste Lebensbedingungen wie etwa in der Wüste Libyens ( Foto) anpassen konnten.

© SZ vom 12.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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