Zoologie:Fabelhafte Viecher

Lebensmüde Lemminge, mörderische Hornissen, dumme Strauße: Um manches Tier ranken sich hartnäckige Gerüchte. Doch wie viel davon ist Wahrheit und wie viel Legende?

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Pferd, AP

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Kotzende Pferde

"Man hat schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen", sagt der, der Unmögliches für wahr hält. Tatsächlich sind die Haustiere der Gattung Equus so konstruiert, dass sie gar nicht zum Erbrechen in der Lage sind. Pferde können nicht kotzen. Ihre Anatomie verhindert, dass die Nahrung in die Speiseröhre aufsteigt, weil am Mageneingang der Tiere ein hartnäckiger Schließmuskel dem Essen den Rückweg versperrt.

Wieder raus kommt das Futter von Pferden nur dann, wenn es - wie bei einer Schlundverstopfung - gar nicht im Magen ankommen konnte. Aber das ist dann per definitionem kein Kotzen. Man hat Pferde vor der Apotheke höchstens würgen gesehen.

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Skorpion, istock

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Suizidgefährdete Skorpione

Für den Ernstfall ein Gift dabei zu haben, das mag sich mancher Mensch wünschen. Vielleicht ist so die Legende zu erklären, derzufolge Skorpione sich selbst zu Tode stechen, wenn sie sich in auswegloser Lage befinden.

In Wirklichkeit ist es wohl so, dass in Panik geratene Skorpione sich mit ihrem Giftstachel auch einmal selbst erwischen. Vor allem, wenn sie im Feuer eingeschlossen sind, könnten ihre Zuckungen missverstanden werden. Doch die Suizidversuche wären ziemlich sinnlos: Skorpionen macht ihr eigenes Gift gar nichts aus.

Foto: istockphoto

Lemming

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Todessüchtige Lemminge

"Wie die Lemminge" - ist ziemlich verächtlich gemeint. Besinnungslos rennt mit der Meute mit, wem das unterstellt wird - sogar in den eigenen Tod. Dass sich Lemminge in einem Massensuizid in den Ozean stürzen, wird den Nagern spätestens seit dem Walt-Disney-Film "Weiße Wildnis" (1958) zugeschrieben.

Doch der Film war gestellt. Zwar begeben sich Lemminge auf große Wanderungen, wenn sie sich zu stark vermehrt haben. Dann machen sie auch an der Küste nicht Halt. Sie können allerdings ausgezeichnet schwimmen.

Foto: oh

Hornisse, ddp

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Lebensgefährliche Hornissen

Der Volksmund ist sich sicher: Sieben Hornissenstiche töten ein Pferd, für einen Erwachsenen reichen drei und für ein Kind zwei. Die Vorstellung hat dazu beigetragen, dass die zu den Wespen gehörenden Hornissen vielerorts ausgerottet wurden.

Zwar verteidigen die Tiere - wie andere staatenbildende Insekten auch - Volk und Königin gegen Angriffe auf das Nest mit schmerzhaften Stichen. Diese sind aber bis zu 15-mal weniger giftig als Bienenstiche. Eine Zwiebelscheibe reicht zur Linderung. Gefahr droht nur bei allergischen Reaktionen.

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Spinne, dpa

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Verirrte Spinnen

Acht Spinnen soll jeder Mensch pro Jahr unbeabsichtigt verschlucken, weil sie ihm - angezogen von der Feuchtigkeit der Lippen - im Schlaf in den Mund krabbeln. Diese Geschichte wurde bereits 1954 in einem Biologiebuch widerlegt. Doch als eine Journalistin testete, wie schnell sich Unsinn übers Internet verbreitet, erwies sich das Märchen in den Neunzigerjahren wieder als erfolgreich.

Es ist wohl nicht völlig ausgeschlossen, dass ein Mensch irgendwann im Lauf seines Lebens einmal eine Spinne verschluckt. Aber üblicherweise halten sich Spinnen wie die meisten Gliederfüßer von warmem Atem fern. Schließlich sind sie für zahlreiche Tiere begehrte Beute.

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Regenwürmer, ddp

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Zähe Regenwürmer

Wer einen Regenwurm mit dem Spaten erwischt, glaubt, ein gutes Werk getan zu haben. Die Tiere könnten sich regenerieren, so die Mär, anschließend kröchen zwei Würmer davon. Regenwürmer haben in der Tat ein beachtliches Regenerationsvermögen. Die zu den Ringelwürmern gehörenden Tiere können es überleben, wenn ihr Körper in zwei Hälften gehackt wird. Die Amputation übersteht jedoch nur der vordere Teil, der am Drüsengürtel zu erkennen ist. Er kann ein neues Hinterteil ausbilden.

Der Mythos von der Spatenvermehrung der Tiere lässt sich aber wie folgt erklären: Das ursprüngliche Ende des Regenwurms bewegt sich noch unheimlich lang - bevor es endlich abstirbt.

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Libellen, dpa

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Agressive Libellen

Libellen sind wunderschön, aber sie haben nicht den besten Ruf: "Teufelsnadeln" oder "Augenstecher" werden die Insekten genannt, weil Menschen glauben, dass sie stechen können. Wahrscheinlich wirken die Tiere wegen ihrer Größe gefährlich.

Die räuberischen Flieger, die mitunter auch Artgenossen fressen, haben aber weder Stachel noch Stechrüssel. Sie sind für Menschen völlig harmlos. Allerdings könnte, wer sie zu fangen versucht, schon mal kräftig gebissen werden.

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Strauß, Reuters

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Ignorante Strauße

"Meiner Ansicht nach gehört der Strauß zu den dümmsten, geistlosesten Vögeln" schrieb Alfred Brehm schon 1864 in "Brehms Tierleben". Zum Bild des dummen Vogels passt die Vogel-Strauß-Politik: Wenn Gefahr drohe, so wird kolportiert, stecke er den Kopf in den Sand.

Das stimmt nicht. Zwar picken Strauße Steine auf, die in ihrem Magen Pflanzen zerkleinern, und in Savannen können Luftspiegelungen suggerieren, dass der Kopf eines weidenden Straußes im Erdboden verschwinde. Bei großer Gefahr aber laufen Strauße - gar nicht dumm - mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 70 Kilometern in der Stunde davon.

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Störche, ddp

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Segensreiche Störche

Bringt der Klapperstorch doch die Babys? Jahrelang ging die Zahl der Geburten in Niedersachsen genauso zurück wie die Zahl der Störche, das haben Wissenschaftler im Jahr 2004 für die Fachzeitschrift Paediatric and Perinatal Epidemiology berechnet. Doch eine Korrelation macht noch keinen Zusammenhang. Vermutlich ist die Mär vom Klapperstorch vor allem ein wortgeschichtlicher Irrtum: Schon lang gilt Tee aus der Heilpflanze Storchschnabel als Mittel gegen Kinderlosigkeit.

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Elefant, dpa

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Betrunkene Elefanten

Die Szene gehört zu den Highlights im Filmklassiker "Die lustige Welt der Tiere": Afrikanische Elefanten beginnen zu torkeln, nachdem sie Fallobst vom Marula-Baum fressen. Vergorene Früchte enthalten in der Tat Alkohol (etwa drei Prozent). Aber um einen Drei-Tonnen-Giganten betrunken zu machen, bräuchte es etwa 20 bis 60 Kilo Früchte, haben Biologen berechnet.

Sie vermuten eine andere Ursache für die Koordinationsstörungen der grauen Riesen: Die Tiere fressen auch gern die Rinde der Bäume, und die enthält giftige Käferpuppen.

Foto: dpa

Texte: SZ-Wissen 6/2008

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