Wissensnachrichten:In der Sternenfabrik

Der europäischen Südsternwarte Eso gelingt eine spektakuläre Aufnahme eines Sternennebels. Wiederauferstandene Arten sollen besondere Namen erhalten. Die Wissensnachrichten der Woche.

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Kinderstube der Sterne

Gas- und Staubnebel im Sternbild Schütze

Quelle: dpa

Der europäischen Südsternwarte Eso ist eine spektakuläre Aufnahme einer gigantischen kosmischen Sternenfabrik gelungen. Das Bild zeigt drei Gas- und Staubnebel: Der Adler- und der Omeganebel sowie die lichtschwache, leuchtende Wolke mit der Katalognummer Sharpless 2-54 gehören zu einem riesigen Komplex, in dem neue Sonnen entstehen.

Die drei Nebel im Sternbild Schütze liegen rund 7000 Lichtjahre von der Erde entfernt und schillern angeregt vom Licht der jungen Sterne rot bis pink, der typischen Farbe wasserstoffreicher Regionen. Das Bild zeigt feinste Details der kosmischen Sternfabrik und wurde aus mehreren Dutzend Einzelaufnahmen der Großbildkamera OmegaCAM am VLT Survey Telescope (VST) der Eso in Chile zusammengesetzt. Es enthält rund 3,3 Milliarden Bildpunkte und ist damit den Angaben zufolge eines der größten Bilder, die bisher von der Eso veröffentlicht wurden.

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Pompöse Begriffe machen Gemüse attraktiver

Pressekonferenz "Die Zukunft der Gemeinschaftsverpflegung von Kindern und Jugendlichen in der Biostadt München"

Quelle: Matthias Ferdinand Döring

Welches Gericht darf es sein? Zur Auswahl stehen: "Mais", "salzarmer Mais", "vitaminreicher Mais" und "gerösteter, verschwenderisch butteriger Süßmais". Die Antwort liegt auf der Hand, werden Gemüsegerichte mit blumigen Beschreibungen gepriesen, die nach kulinarischen Höchstleistungen klingen, dann entscheiden sich Restaurantbesucher auch eher für diese Angebote. Das gilt selbst dann, wenn alle Varianten identisch sind und sich ausschließlich darin unterscheiden, wie sie beworben werden. Das berichten Psychologen um Bradley Turnwald von der Stanford University im Fachjournal Jama Internal Medicine. Nüchterne Gesundheitsversprechen steigerten die Lust auf Gemüse im Gegensatz zu kulinarisch-überhöhten Beschreibungen hingegen nicht.

Für die aktuelle Untersuchung veränderten die Psychologen die Art, wie Gemüse in einer Uni-Mensa beworben wurde. Die Speisen wurden ausschweifend als Aromaspektakel angeboten oder nüchtern ("Mais") beschrieben. Zudem boten die Forscher die Gerichte in zwei verschiedenen Varianten an, die den gesundheitlichen Wert betonten - entweder hieß es, das Gemüse sei arm an einem unerwünschten Stoff (etwa Kochsalz) oder reich an Erwünschtem (Vitamine). 46 Tage lang beobachteten die Wissenschaftler, wie sich die Beschreibungen darauf auswirkten, wie viele Besucher sich für Gemüsegerichte entschieden. Kulinarische Lyrik verleitete im Vergleich zur nüchternen Beschreibung 25 Prozent mehr Besucher dazu, die Speise zu wählen. Im Vergleich zur Frei-von-Beschreibung waren es sogar 41 Prozent mehr und 35 Prozent mehr als in der Beschreibungsvariante, die auf Vitaminreichtum hinwies. Das Fazit also lautet: Gemüse sollte stets mit fein zubereiteten Wort-Gerichten angepriesen werden.

Sebastian Herrmann

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Kinderlähmung fast ausgerottet

Polio vaccination in Pakistan

Quelle: dpa

Regierungen und Unternehmen haben 1,2 Milliarden weitere US-Dollar für die Ausrottung der Kinderlähmung zugesagt. Das Geld fließt in die Bekämpfung einer Krankheit, von der es in diesem Jahr weltweit nur noch fünf Fälle gab. Sie traten in Afghanistan und Pakistan auf - und bedeuten einen historischen Tiefststand.

Dass dennoch eine so hohe Summe gebraucht wird, war von Anfang an abzusehen: Der letzte Schritt hin zur Ausrottung einer Krankheit ist der schwerste. Dann muss sichergestellt werden, dass auch die Kinder in besonders abgelegenen, umkämpften und impffeindlichen Regionen das Polio-Vakzin erhalten. Die Seuchenkontrolle muss intensiviert werden. "Wir dürfen bei diesem letzten Schritt nicht versagen. Wenn wir jetzt keine Geschichte schreiben, werden und sollten wir streng von der Geschichte bestraft werden", warnt Unicef-Geschäftsführer Anthony Lake. Seit 1988 kämpft eine globale Initiative gegen das Poliovirus. Damals wurden noch mehr als 350 000 Kinder jährlich durch den Erreger gelähmt.

Berit Uhlmann

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Namen für auferstandene Arten

Mammut aus Elfenbein

Quelle: picture-alliance/ dpa

Mittlerweile kann man sich es vorstellen, die Fortschritte in den Labors sind ja gewaltig: Vielleicht stapft in einigen Jahren tatsächlich wieder ein Präriemammut durch die Nationalparks, vielleicht watscheln dann wieder Dodos über Mauritius und jagen Beutelwölfe in Tasmanien.

Vor allem mit drei Methoden arbeiten Forscher daran, ausgestorbene Arten wiederzubeleben: Man versucht heute lebende Arten wieder in ihre frühere Wildform zurückzuzüchten, etwa ein Hausrind zum Auerochsen. Ein anderer Weg ist das Klonen, bei dem altes genetisches Material verwendet wird. Und drittens könnten Gen-Ingenieure das Genom heute lebender, naher Verwandter alter Arten umbauen.

Selbst wenn einer der Wege funktionieren würde, gibt es aber ein Problem, warnen Forscher um den Biogeografen Axel Hochkirch von der Universität Trier in Science: Bei keinem Ansatz käme eine Kreatur heraus, die tatsächlich eine exakte Kopie der Original-Art wäre. Schon aus rechtlichen Gründen etwa in Fragen des Naturschutzes sollten die wiederauferstandenen Tiere deshalb neue Namen bekommen. Und damit es kein Durcheinander in der zoologischen Nomenklatur gibt, schlagen die Autoren vor, einfach das Kürzel "recr." (vom lateinisch "recrearis": wiederbelebt) an den Namen aller auferstandenen Tiere zu hängen. Aus dem Präriemammut mit dem wissenschaftlichen Namen Mammuthus columbi würde dann Mammuthus recr. columbi.

Christian Weber

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Ein Meer blüht

Black Sea

Quelle: Norman Kuring/Nasa

Die türkisen Wirbel im Schwarzen Meer erinnern an das Geblubber, das in Lavalampen zu beobachten ist. Tatsächlich entstehen die farbigen Strukturen durch eine Phytoplanktonblüte, wie sie dort im Frühsommer sehr häufig ist. Die Haptophyta im Schwarzen Meer - dabei handelt es sich um komplex strukturierte einzellige Algen - enthalten Kalziumkarbonat. Vermehren sich die Algen massenhaft, reflektiert dieses das Licht so, dass die Planktonblüte sogar vom All aus zu sehen ist.

Diese Aufnahme hat der Nasa-Satellit Aqua aus zahlreichen Einzelbildern zusammengesetzt und an die Erde gefunkt. Besonders stark vermehrt sich das Phytoplankton dort, wo viele Nährstoffe in das Schwarze Meer eingetragen werden, insbesondere an den Mündungen der Donau sowie des Don und des Dnjpr. Vom All aus betrachtet handelt es sich um ein Farbspektakel, das gerade seinen Höhepunkt erlebt.

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Survival of the Oldest

Rothirsch

Quelle: dpa

So nach neun bis zehn Jahren haben es zumindest die Hirschkühe in den kanadischen Provinzen Alberta und British Columbia geschafft: Sie haben beste Aussichten, ihre natürliche Lebenserwartung zu erreichen - also zehn weitere Jahre durch den Wald zu spazieren, Rinde von jungen Bäumen abzuziehen und den Männchen bei ihren Brunftkämpfen zuzusehen. Der Grund: In diesem Alter sind sie so gewitzt und vorsichtig, dass sie "nahezu unsichtbar für menschliche Jäger" geworden sind. So formulieren es die Autoren einer neuen Studie im Fachmagazin Plos One.

Das Team um den Wildbiologen Henrik Thurfjell von der University of Alberta in Edmonton wollte nun herausfinden, wieso die weiblichen Hirsche mittleren Alters dieses Verhalten zeigen. Schließlich gebe es zwei Möglichkeiten: Zum einen könnte es sein, dass einfach über das erste Lebensjahrzehnt ausgesiebt wird, weil die leichtfertigen oder übermäßig mutigen Kühe eher von Jägern erschossen werden und die von Geburt an vorsichtigen Tiere eher übrig bleiben. Oder ist es so, dass die überlebenden Tiere im Lauf der Jahre aus den Fehlern ihrer Artgenossen gelernt haben und besser wissen, wie man im Wald überlebt?

Die Forscher wollen mit ihrer Studie die zweite Hypothese belegt haben. Sie statteteten 49 weibliche Hirsche im Alter von ein bis 18 Jahren mit GPS-Halsbändern aus und verfolgten ihre Wege über zwei bis vier Jahre. Dabei zeigte sich, dass die Tiere mit wachsender Lebenserfahrung ihr Verhalten änderten. Die älteren Kühe verkleinerten unter anderem ihren Bewegungsradius und hielten sich eher in rauem Gelände sowie im Wald auf, sie mieden die Nähe von Straßen. So verringerten sie das Risiko, Jägern zu begegnen. Leider berichten die Forscher nicht, ob auch Hirschmännchen lernen können. Sie wurden von der Studie ausgeschlossen, weil sie aufgrund einer deutlich stärkeren Bejagung ohnehin geringere Chancen hätten, altersweise zu werden.

Christian Weber

© SZ.de/dpa/chrb
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