Wissensnachrichten der Woche:Ordentliche Eichhörnchen legen ihre Nussvorräte streng sortiert an

Und Archäologen finden Spuren eines Mordfalls, der 2000 Jahre her ist. Außerdem in den Wissensnachrichten der Woche: Eine Tropenkrankheit in Rom, und Affen, die sich am Kopf kratzen.

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Spurenfund: 2000 Jahre alter Mord

Verbrechen zur Römerzeit aufgedeckt

Quelle: Thomas Frey/dpa

Archäologen sind in Remagen womöglich einem 2000 Jahre alten Mord auf die Spur gekommen. In einer römischen Müllgrube seien menschliche Ober- und Unterschenkelknochen sowie Fußknochen gefunden worden, teilte der Leiter der Außenstelle Koblenz der Landesarchäologie, Peter Henrich, mit. "Der Rest des Skelettes fehlt."

Da die Römer ihre Toten stets außerhalb ihrer Siedlungen in Gräberfeldern bestattet hätten, dränge sich der Verdacht eines Verbrechens auf: "Hat jemand eine Leiche zerteilt und entsorgt?" Aber auch ein Unfall sei denkbar. "Römische Morde sind beispielsweise auch schon in der Pfalz und in Baden-Württemberg festgestellt worden." Bei der Notgrabung auf einem Areal, auf dem neue Wohnungen und Geschäfte entstehen sollen, entdeckten die Archäologen auch "einen sehr gut erhaltenen Teil eines römischen Badegebäudes mit Fußbodenheizung" sowie Keramik aus Südfrankreich, so Heinrich.

Die Funde stammen aus dem 1. bis 4. Jahrhundert nach Christi. Die Notgrabung könne nur noch bis zum 15. Oktober laufen: "Daher zählt für uns jetzt jede halbe Stunde." Später würden die antiken Mauerreste überbaut. Das nahe Kastell in Remagen war Teil der Tausende Kilometer langen römischen Grenzbefestigung, des Limes.

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Stress auf der Insel

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Quelle: imago

Wenn sich ein Kollege mitten im Gespräch plötzlich am Kopf kratzt, heißt das nicht unbedingt, dass er einen Mückenstich oder gar Läuse hat. Möglicherweise signalisiert er unbewusst, dass er unter Druck steht. "Primaten kratzen sich, wenn sie gestresst sind", schreibt Jamie Whitehouse, Psychologe an der englischen University of Portsmouth in der Fachzeitschrift Scientific Reports.

Whitehouse hat bei einer Gruppe Makaken auf Cayo Santiago - einer Insel, die zu Puerto Rico gehört - beobachtet, dass sich die Affen vor allem dann auffällig oft kratzten, wenn ein ranghöheres Tier in ihre Nähe kam. Die gängige Erklärung dafür ist, dass es sich um eine Übersprungshandlung handelt, also eine Verhaltensweise, die in dieser Situation eigentlich unpassend ist: Der Affe kratzt sich, weil er hin- und hergerissen ist zwischen zwei Handlungsoptionen - etwa Angriff und Flucht - und sich für keine von beiden entscheiden kann.

Nach Ansicht des englischen Wissenschaftlers gibt es aber noch eine andere Erklärung für das seltsame Verhalten. Er vermutet, dass das Gekratze für alle Artgenossen sichtbar macht, wenn ein Tier unter Stress steht. "Das kann dabei helfen, einen Konflikt zu vermeiden", sagt er.

Tina Baier

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Pilze sind die zweithäufigsten Organismen der Welt

Fliegenpilz

Quelle: dpa

Mit schätzungsweise 2,2 bis 3,8 Millionen Arten sind Pilze das zweitgrößte Organismenreich der Erde - nach den Tieren. Pilze übertreffen die Vielfalt der Pflanzen damit um etwa das Sechs- bis Zehnfache. In der Vergangenheit reichten die Spekulationen von etwas mehr als einer halben Million bis zu mehr als fünf Millionen Pilzarten weltweit. Derzeit sind erst 120 000 Pilzarten bekannt und wissenschaftlich beschrieben.

Dies entspricht nur etwa drei bis acht Prozent der geschätzten globalen Pilzvielfalt. Die Pilze sind damit das am wenigsten studierte der drei großen Organismenreiche: Während bei den Pflanzen etwa 80 Prozent von geschätzten 390 000 Arten katalogisiert sind, sind es bei den Tieren etwa 20 Prozent von geschätzten sieben Millionen Arten. Jährlich werden von Wissenschaftlern allerdings nur etwa 1500 neue Pilzarten beschrieben.

Pilze sind in allen Ökosystemen vorhanden, sogar im Meer. Viele Pilze zersetzen totes organisches Material und sind damit ökologisch von zentraler Bedeutung im Nährstoffkreislauf. Die von Forschern des Botanischen Gartens und Botanischen Museums der FU Berlin sowie dem Londoner Royal Botanic Gardens, Kew und dem Natural History Museum erstellte Studie wurde im Fachjournal Microbiology Spectrum veröffentlicht.

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Ordentliche Eichhörnchen

Eichhörnchen mit Beute

Quelle: dpa

Eichhörnchen gehören zu den Organisationstalenten im Tierreich. Nicht nur, dass sie vorbildlich für die Zukunft vorsorgen, indem sie Vorräte anlegen. Die Tiere sind dabei auch noch extrem ordentlich, wie Forscher der University of California in Berkeley herausgefunden haben. Sie vergraben ihre Vorräte nämlich keineswegs willkürlich, sondern fein säuberlich sortiert (Royal Society Open Science).

Eicheln lagern die Tiere demnach an einem andern Ort als Haselnüsse, und Walnüsse bewahren sie getrennt von den Mandeln auf. "Eichhörnchen gehen ähnlich vor wie Menschen, die ihre Einkäufe zu Hause einsortieren", sagt Studienautorin Lucia Jacobs. "Menschen legen zum Beispiel Früchte in ein Regal und Gemüse in ein anderes. Wenn man dann eine Zwiebel sucht, muss man nur an einem Ort nachschauen und nicht in der ganzen Küche." Die Wissenschaftlerin und ihr Team beobachteten über einen Zeitraum von zwei Jahren, wie, wo und was 45 Eichhörnchen auf dem Campus ihrer Universität vergruben.

Tina Baier

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Tropenkrankheit in Rom

Asiatische Tigermücke

Quelle: James Gathany/dpa

Hohes Fieber, starke Gelenkschmerzen, Kopfweh und Bindehautentzündung: Wer derzeit in Rom diese Symptome spürt, muss auch eine ungewöhnliche Ursache in Betracht ziehen. Die italienische Hauptstadt und die etwa 60 Kilometer entfernte Stadt Anzio erleben einen Ausbruch des Chikungunya-Fiebers. Mindestens 27 Menschen sind bereits erkrankt. Die meisten Betroffenen dürften sich schnell wieder erholen, doch in fünf bis zehn Prozent der Fälle können die Gelenke noch nach Monaten schmerzen. Sehr selten leiden Erkrankte sogar über Jahre.

Um die Übertragung der Tropenkrankheit einzudämmen, schränkten die beiden Städte nun Blutspenden ein. Dennoch sind weitere Fälle wahrscheinlich, warnt die europäische Seuchenschutzbehörde ECDC. Denn Chikungunya wird in erster Linie durch Mücken übertragen, die in der Region um Rom noch einige Wochen lang aktiv sein werden.

Verantwortlich sind in den meisten Fällen Asiatische Tigermücken, die aus den Tropen stammen, aber seit Anfang der 1990er Jahre auch in Italien gesichtet werden. Bereits 2007 verbreiteten die Insekten das Virus in dem beliebten Urlaubsland, damals erkrankten etwa 200 Menschen in der norditalienischen Provinz Ravenna an Chikungunya.

Die Asiatische Tigermücke, die zugleich auch die Erreger von Gelbfieber, Dengue und Zika übertragen kann, ist mittlerweile in ganz Südeuropa verbreitet. Zunehmend wird sie auch in Deutschland gefunden. Dem Umweltbundesamt zufolge wurden Eier der Spezies erstmals im Jahr 2007 entdeckt. Seit 2011 werden sowohl die Mücken als auch ihre Eier und Larven mit steigender Häufigkeit nachgewiesen. Es gibt keine Impfung gegen Chikungunya. Einen Schutz vor den Mücken bieten körperbedeckende Kleidung und chemische Abwehrmittel. Heimkehrern aus einem betroffenen Gebiet empfiehlt die ECDC, einen Arzt aufsuchen, wenn sie innerhalb von zwei Wochen nach Rückkehr Chikungunya-typische Symptome bemerken.

Berit Uhlmann

© SZ.de/fehu
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