Wissensnachrichten der Woche:In Deutschland leben jetzt sieben Schlangenarten

Wieso es eine neue Schlangenart gibt und wie es dem kürzlich abgebrochenen Rieseneisberg ergeht: die Wissensnachrichten der Woche.

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Die Barren-Ringelnatter ist jetzt eine eigene Art

Barren-Ringelnatter

Quelle: dpa

Woher der Name der Ringelnatter kommt, ist nicht genau bekannt. Manche glauben, er habe mit der Fähigkeit der Schlangen zu tun, sich stark einzuringeln. Andere führen ihn auf die Nackenflecken der Tiere zurück, die eine Art Halsring bilden. Fest steht seit Kurzem, dass es in Deutschland zwei verschiedene Arten gibt. Die Ost-Ringelnatter und die Barren-Ringelnatter (Foto), die in Westdeutschland lebt und bisher lediglich als Unterart galt. Dass es sich in Wahrheit um eine eigene Spezies handelt, fanden Wissenschaftler der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung anhand genetischer Analysen von insgesamt 1600 Schlangen heraus.

Beide Arten leben meist in der Nähe von Gewässern und fressen Amphibien. Die in Deutschland unter strengem Schutz stehenden Schlangen können länger als anderthalb Meter werden. Sie sind nicht giftig und deshalb für Menschen ungefährlich. Unter anderem in Bayern galten sie früher sogar als Glücksbringer und als Beschützer kleiner Kinder. In manchen Märchen ist von Ringelnattern als "Unken" die Rede. In den Geschichten lieben die Schlangen Milch, die sie oft gemeinsam mit Kindern aus einer Schüssel trinken.

Tina Baier

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Rieseneisberg steckt fest

Eisberg A68

Quelle: dpa

Der vor einem Monat in der Westantarktis abgebrochene Eisberg A68 hat sich bisher kaum von der Stelle bewegt. "Im Moment scheint er nicht richtig wegzukommen", sagte Daniela Jansen, Glaziologin am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung. Die Strömung habe noch keine Angriffsfläche an dem Giganten gefunden, um ihn mit sich fortzutreiben.A68 ist einer der größten Eisberge, die je beobachtet wurden. Er wiegt laut AWI mehr als eine Gigatonne und hat eine Fläche von 5800 Quadratkilometern.

Der Eisberg wackle in der Bucht im Larsen-C-Schelfeis hin und her, die durch seine Ablösung in der Zeit vom 10. bis 12. Juli entstanden war, sagte Jansen. Dabei habe sich der Koloss bereits ein bisschen gedreht, so dass sich der Spalt zur Schelfeiskante in Richtung Süden schon verbreitert habe. Schelfeis schwimmt auf dem Meer, wird von Gletschern gespeist und wächst immer weiter ins Meer, bis Teile abbrechen.

Die Wissenschaftlerin rechnet nun damit, dass sich an der Position des Eisbergs erst im antarktischen Sommer etwas ändern werde. Jetzt im Winter drücke zu viel Meereis gegen den Giganten. Im Sommer verziehe sich das zu Eis gefrorene Meerwasser vor der Küste.

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13 Millionen Jahre alter Schädel gefunden

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Quelle: AFP

Die Entdeckung eines 13 Millionen Jahre alten Schädelknochens in Kenia liefert neue Erkenntnisse über die Evolution der Affen. Anatomisch ähnelte die auf den Namen Nyanzapithecus alesi getaufte, lange ausgestorbene Affenart einem heute lebenden Gibbon-Baby. Die Entdeckergruppe um den Biologen Fred Spoor vom University College London betont im Journal Nature jedoch, dass N. alesi ziemlich sicher kein direkter Vorfahr dieser auf Bäumen wohnenden kleinen Menschenaffen war.

Die Forscher konnten durch ein Röntgenverfahren Strukturen im Innenohr des fossilen Schädels sichtbar machen, die sich deutlich von denen der Gibbons unterscheiden. Im Verhältnis zur Körpergröße ist der Bogengang im Innenohr von Gibbons groß angelegt, was ihnen hilft, sich im Raum zu orientieren, während sie sich mit ihren langen Armen von Ast zu Ast schwingen. Bei N. alesi war dieser Teil des Gleichgewichtsorgans jedoch verhältnismäßig klein. Spoor und Kollegen schließen daraus, dass N. alesi kein geschickter Baumakrobat war und sich nur sehr langsam durch die Baumkronen bewegen konnte.

Ein dermaßen altes und noch dazu so vollständiges Fossil ist ein seltenes Glück für Paläontologen. N. alesi und viele seiner Zeitgenossen, die heute noch unbekannt sind, lebten im Regenwald - wo sich die Knochen meist zersetzen, bevor sie durch geologische Prozesse konserviert werden.

Hanno Charisius

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Schutz vor Passivrauchen zeigt Wirkung

Rauchverbot

Quelle: Zavoral Libor/dpa

Immer weniger Menschen sterben in Deutschland wegen Passivrauchens an Lungenkrebs. Das zeigen Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) in einer Studie im International Journal of Public Health. Auch das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg bestätigt diesen Trend. "In den letzten 20 Jahren ist die Passivrauchbelastung in Deutschland deutlich zurückgegangen", sagt Krebspräventions-Expertin Ute Mons. Grund dafür seien neben der stetig sinkenden Zahl an Rauchern die Nichtraucherschutzgesetze von 2007/2008. Sie waren Basis für das Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen sowie in Restaurants.

Aus Sicht der Expertin waren die vor zehn Jahren teils hitzig diskutierten Verbote rückblickend ein voller Erfolg. "Wir haben einen gewissen Übersprungseffekt beobachtet: Auch zu Hause nehmen Raucher mittlerweile mehr Rücksicht auf Familienmitglieder", sagt Mons. Diese seien deshalb seltener giftigem Rauch ausgeliefert.

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Impfung verhindert Klinikeinweisungen

Polio vaccination in Pakistan

Quelle: dpa

Impfungen gegen Rotaviren haben in den Jahren 2008 und 2013 etwa 380 000 Kinder in den USA davor bewahrt, ins Krankenhaus zu müssen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, erschienen im Journal of the Pediatric Infectious Diseases Society.

Leshem und Kollegen stellten fest, dass die Zahl der Krankenhauseinweisungen seit Einführung der Impfung im Jahr 2006 kontinuierlich gesunken ist. Im Jahr 2008 behandelten Ärzte noch gut 100 000 Kinder mit einem Magen-Darm-Infekt im Krankenhaus, 2013 waren es nur noch etwa 70 000. Insgesamt fielen so etwa 1,2 Milliarden US-Dollar weniger direkte Behandlungskosten an, schreiben die Forscher. "Unsere Ergebnisse bestätigen, dass das Impfprogramm gegen Rotaviren Wirkung zeigt und effektiv ist," sagt Studienautor Leshem. Die Bemühungen, möglichst alle Kinder in den USA zu impfen, sollten daher weitergehen, so der Arzt.

Rotaviren sind die häufigste Ursache für Darminfektionen bei Kindern, weltweit erkranken jedes Jahr etwa 100 Millionen an den Durchfällen. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben etwa 200 000 bis 300 000 von ihnen an der Infektion, meist in armen Ländern mit schlechter Gesundheitsversorgung. In Industrienationen sind Todesfälle hingegen selten. Das Virus wird über Kontakt mit Stuhl übertragen. Es gibt eine Schluckimpfung gegen die Erreger.

Felix Hütten

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Schlangen färben sich schwarz

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Quelle: Picasa/ Claire Goiran

Umweltverschmutzung verändert die Hautfarbe mancher Seeschlangen. Das berichten Wissenschaftler um Claire Goiran von der Université de la Nouvelle-Calédonie im Fachmagazin Current Biology. Die Biologen untersuchten die Schlangenspezies Emydocephalus annulatus, deren schwarz gefärbter Körper üblicherweise mit weißen Bändern geringelt ist. In abgelegenen und weitgehend unberührten Regionen pazifischer Riffe lebten Schlangen mit der üblichen Färbung. Suchten die Forscher hingegen in Gegenden, die stärker durch industrielle Abwässer belastet waren, entdeckten sie vor allem Schlangen, die einen durchgängig schwarzen Körper ohne weiße Ringe.

Offenbar gelingt es den Tieren auf diese Weise, mit toxischen Substanzen zurechtzukommen. Die schwarze Haut, so ergaben chemische Analysen, bindet mehr Umweltgifte. Durchgängig schwarze Schlangen häuteten sich zudem häufiger, ein Indiz dafür, dass die Tiere auf diese Weise Gifte entsorgen. Auch von anderen Tieren ist bekannt, dass sie ähnlich auf Umweltverschmutzungen reagieren: Motten oder Tauben sind in Gegenden dunkler gefärbt, in denen die Luft stark verschmutzt ist. Das Gefieder von Stadttauben bindet zum Beispiel mehr Zink, wenn es dunkel ist.

© Sz.de/dpa/beu
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