Wissensnachrichten der Woche:Der Zeh der Priestertochter

Forscher untersuchen eine der ältesten Prothesen der Welt, werfen einen Blick auf die Vorfahren der Hauskatzen und suchen Methoden, eine Schwangerschaftsvergiftung zu erkennen. Die Wissensnachrichten der Woche.

DNA könnte Schwangerschaftsvergiftung verraten

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(Foto: Mascha Brichta/dpa)

Eine Schwangerschaftsvergiftung früh zu erkennen, könnte künftig möglich sein, so berichtet es ein internationales Team um die klinische Chemikerin Linda Morgan von der University of Nottingham aktuell im Fachjournal Nature Genetics. Zum ersten Mal haben die Wissenschaftler bestimmte DNA-Varianten im Erbgut von Babys gefunden, die das Risiko für eine solche Vergiftung erhöhen. Dafür hatten Morgen und Kollegen das Erbgut von 4380 Kindern analysiert, die nach einer Präeklampsie zur Welt gekommen waren und mit jenem von mehr als 300 000 gesunden Menschen verglichen. Und haben so die auffälligen DNA-Variationen gefunden. Betroffene Schwangere leiden vor allem an erhöhtem Blutdruck, scheiden vermehrt Eiweiß über den Urin aus. Kommen starke Kopfschmerzen, kindliche Wachstumsstörungen oder Oberbauchschmerzen hinzu, sind die Frauen von einer besonders schweren Form der Krankheit betroffen. Die Organe des Kindes werden nicht richtig durchblutet, das Baby kann nicht gedeihen, und den Müttern droht wegen des erhöhten Blutdrucks eine Hirnblutung. In Deutschland erkranken jährlich etwa zwei von hundert Schwangeren daran.

Die Vorfahren der Hauskatze

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(Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Die Vorfahren der heutigen Hauskatzen stammen sowohl aus dem alten Ägypten als auch aus dem Gebiet der heutigen Türkei. Das hat ein internationales Forscherteam anhand des Erbguts der Tiere herausgefunden. Menschen hielten Katzen bereits vor mehr als 9000 Jahren, unter anderem auf Zypern. Sie sollten Getreideschädlinge fressen. Solche Katzen gelangten der neuen Untersuchung zufolge bereits 4400 vor Christus nach Südosteuropa. Im ersten Jahrtausend vor Christus kam dann eine weitere genetische Linie hinzu. So breiteten sich während des Römischen Reichs domestizierte Katzen aus dem alten Ägypten aus. Heute findet sich das Genmaterial beider Linien in Hauskatzen.

Wundheilung von Fröschen lernen

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(Foto: dpa)

Tiefe Hautwunden verheilen beim Menschen nur, indem sich ein Narbengewebe bildet. Krallenfrösche können solche Wunden dagegen ohne Narben schließen. Könnte man einen derartigen Heilprozess auch in der Humanmedizin in Gang setzen, um beispielsweise Schnittverletzungen, Verbrennungen und Operationswunden zu behandeln? Japanische Biologen haben herausgefunden, dass an der narbenlosen Wundheilung der Frösche Zellen beteiligt sind, die nicht aus dem angrenzenden Hautgewebe stammen, sondern aus Gewebeschichten darunter. Möglicherweise könnten auch beim Menschen bestimmte Zellen aktiviert werden, um eine vergleichbare Hautregeneration zu erzielen, berichten die Forscher im Fachblatt Developmental Dynamics. "Es war ein unerwartetes Ergebnis, dass Zellen außerhalb der Haut zur Regeneration beitragen", sagt Hitoshi Yokoyama von der Tohoku University in Sendai, der Leiter der Arbeitsgruppe. Oberflächliche Hautverletzungen heilen auch beim Menschen, ohne Spuren zu hinterlassen. Wird aber die unterste Hautschicht verletzt, verschließen Bindegewebszellen die Wunde durch ein Narbengewebe. Dieses ist allerdings kein vollwertiger Ersatz für die intakte Haut, unter anderem weil es keine Haarfollikel und keine Schweißdrüsen enthält.

Der Zeh der Priestertochter

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(Foto: Matjaz Kacicnik/dpa)

Eine gute Prothese ist ein Meisterstück der Technik. Sie muss ein verlorenes Körperteil ersetzten, darf aber nicht drücken und kratzen, sonst quält sie ihren Träger jeden Tag. Dass ein solch wichtiges Ersatzteil also gut sitzen muss, wussten schon die alten Ägypter: Basler Forscher haben einen fast 3000 Jahre alten Zeh aus Holz untersucht und Bestnoten verteilt: "Der künstliche Zeh aus dem frühen ersten Jahrtausend v. Chr. zeugt vom Geschick eines Kunsthandwerkers, der mit der menschlichen Physiognomie bestens vertraut war", schreiben die Forscher. Der Holzzeh war mit einem Gurtband am Fuß der Tochter eines Priesters befestigt. Die Besitzerin müsse wohl viel Wert auf Ästhetik und Tragekomfort gelegt haben, folgern die Wissenschaftler. Doch allein ums Aussehen mag es auch damals nicht gegangen sein, denn der große Zeh eines Menschen ist nicht unwichtig für den aufrechten Gang. Er hilft dem Fuß beim Abrollen und vergrößert die Auflagefläche, sodass ein Mensch im Stand nicht umkippt. Patienten, die den großen Zeh durch eine Amputation verlieren, fühlen sich daher anfangs äußerst wackelig auf den Beinen.

Die Angst der Pumas

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(Foto: Günther Reger)

Pumas fürchten sich vor Menschen und zwar so sehr, dass sie sogar erlegte Beute liegen lassen, die Flucht ergreifen und auch später nicht wiederkommen, um ihr Mahl fortzusetzen. Biologen haben an 17 Pumas in den kalifornischen Santa Cruz Mountains getestet, wie Raubkatzen auf menschliche Stimmen reagieren. Die meisten Tiere nahmen unverzüglich Reißaus, als sie ein aufgezeichnetes Gespräch über einen Lautsprecher zu hören bekamen. Spielten die Biologen statt der menschlichen Stimmen das Gequake von Fröschen ab, ließen sich die Pumas nicht beim Fressen stören, berichtet das Team im Fachblatt Proceedings of the Royal Society B. Die Forscher um Christopher Wilmers von der University of California in Santa Cruz sehen in der Furcht vorm Menschen eine Erklärung für ein Phänomen, auf das sie zuvor gestoßen waren. Sie hatten in städtischen Gebieten vermehrt erlegte Beutetiere entdeckt. Sie vermuten, dass die Pumas bei ihrer Mahlzeit gestört wurden, flohen und erneut jagen mussten, um ihren Hunger zu stillen.

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