Regelmäßig meldet sich eine Sehnsucht, doch bitte endlich von allen anderen sogenannten Mitmenschen in Ruhe gelassen zu werden. Endlich mal alleine und niemandem Rechenschaft schuldig zu sein, klingt in Phasen sozialer Überforderung wie eine paradiesische Verheißung.
Doch Vorsicht, wer zu lange alleine oder gar einsam ist, der fokussiert sich zu stark auf sich selbst. Das wiederum kann dazu führen, sich erst recht einsam zu fühlen; beziehungsweise darf darüber spekuliert werden, dass die Wandlung zum Egozentriker dazu führt, dass Mitmenschen automatisch auf Abstand gehen. Psychologen um John Cacioppo von der University of Chicago berichten zumindest im Fachmagazin Personality and Social Psychology Bulletin, dass sich Einsamkeit und Ichbezogenheit gegenseitig hochschaukeln.
Für ihre Studie begleiteten sie über zehn Jahre den Seelenhaushalt von 229 Bewohnern von Cook County, Illinois. Die Probanden erschienen jährlich, um umfangreiche Fragebögen auszufüllen. Dabei stellten die Psychologen fest, dass Einsamkeit in einem Jahr mit besonderer Ichbezogenheit im Jahr darauf korrelierte. Einen ähnlichen, wenn auch nicht ganz so deutlichen Effekte, identifizierte Cacioppo auch im umgekehrten Fall, dass also Ichbezogenheit Einsamkeit im Folgejahr begünstigte. Die Gesellschaft anderer Menschen mag zwar anstrengend sein, doch ohne soziales Umfeld mutiert man leicht zum seltsamen Schrat.