Wildpferde in den USA:Geburtenkontrolle für Mustangs

Die wild lebenden Pferdeherden werden mit Hubschraubern gehetzt und in Gatter getrieben

Die wild lebenden Pferdeherden werden in den USA mit Hubschraubern gehetzt und in Gatter getrieben

(Foto: AFP)

Zehntausende wilde Pferde und Esel gibt es in den USA. Doch die zuständige Aufsichtsbehörde hat ihre Zahl offenbar völlig falsch eingeschätzt. Auch würden unhaltbare Methoden benutzt, um die Größe der Populationen zu kontrollieren, kritisiert der Nationale Forschungsrat.

Von Christopher Schrader

Die Behörde, die im amerikanischen Westen für Zehntausende wilde Pferde und Esel zuständig ist, hat gerade eine ziemliche Ohrfeige bekommen. Ein Komitee des Nationalen Forschungsrats NRC hat der Bureau of Land Management (BLM) genannten Aufsichtsbehörde bescheinigt, die Zahl der Tiere völlig falsch eingeschätzt und unhaltbare Methoden zur Kontrolle der Herden benutzt zu haben.

"So weiter zu machen wie bisher, ist teuer und unproduktiv für das BLM und die Öffentlichkeit, der es dient", schließt das 14-köpfige Forscherteam. Es schlägt sich deutlich auf die Seite von Tierschützern, die den Umgang mit den Mustangs und Burros genannten wilden Pferden und Eseln kritisieren.

Die Vierbeiner leben in Bundesstaaten westlich der Rocky Mountains. Es sind geschätzt 35.000 Mustangs und 6000 Burros. Sie stammen von Reit- und Lasttieren ab, die einst Konquistadoren, Indianerstämmen und frühen Siedlern gehörten.

Ihr Lebensraums weckt das Interesse von Viehhaltern, Minenbesitzern, Geländewagenfahrern und anderen. Weil das BLM die kommerzielle Nutzung des öffentlichen Landes zulässt, betrachten Tierfreunde die Behörde mit Argwohn, besonders wenn sie jedes Jahr etwa 10.000 der Pferde einfangen lässt.

Dann treiben Hubschrauber im Tiefflug die verängstigten Tiere in getarnte Gatter, und Lastwagen bringen sie auf Ranches, wo sie für 40 Dollar pro Monat bis zum Lebensende in Pension bleiben. Darum leben inzwischen mehr Mustangs hinter Zäunen als in Freiheit.

Diese "Roundup" genannte Praxis kritisieren die Forscher vom NRC scharf. Nur das Entfernen einer so großen Zahl von Tieren lasse die Herden kräftig wachsen, um 15 bis 20 Prozent pro Jahr. Es gebe genug Futter, sie stießen niemals an die Grenzen, die ihnen das Habitat setzt. Wäre hingegen das Futter knapp, würden die Stuten seltener trächtig und weniger der Jungtiere erlebten die Geschlechtsreife. So argumentieren Tierschützer, die zudem dafür eintreten, dass Raubtiere wie Pumas und Wölfe helfen könnten, die Herden zu regulieren.

Bereits erfolgreich eingesetzt

Das Komitee setzt die Akzente anders. Statt die Herden erst wachsen und dann viele Tiere verenden zu lassen, wenn es ihnen an Futter und Wasser fehlt, empfiehlt es Geburtenkontrolle für Mustangs.

Zwei Präparate könnten bei Stuten das Interesse an der Paarung und die Befruchtung von Eiern verhindern, ein drittes bei Hengsten den Samenausstoß lahmlegen. Die Präparate werden bei Elchen, Hirschen und Wildpferden bereits erprobt, die Forscher halten sie für zuverlässig.

Die Mittel einzusetzen dürfte eine Fortsetzung des Zusammentreibens bedeuten, heißt es im Report. Das könnte Tierschützer aufbringen, entgegen erster Reaktionen. "Der Bericht ist ein starkes Votum dafür, sofort mit den Roundups aufzuhören", hatte Suzanne Roy, Leiterin der Wild Horse Perservation Campaign, der New York Times gesagt.

Die schärfsten Vorwürfe der Forscher gegen das BLM betreffen die Buchhaltung. Die Behörde habe die Zahl der Mustangs und Burros um zehn bis 50 Prozent unterschätzt. Die Berichte von den Herden seien eine Ansammlung subjektiver Urteile, der Konsistenz fehle.

Und in eine Software, die die Wirkung von Strategien simulieren sollte, habe das Amt Daten eingegeben, ohne deren Zuverlässigkeit zu prüfen. Der Leiter des BLM-Programms, Neil Kornze, bedankte sich trotzdem tapfer für den Bericht.

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