WHO warnt vor Pandemie:Angst vor der Schweinegrippe

In Mexiko sind mehr als 60 Menschen an einer Schweinegrippe-Infektion gestorben. In den USA werden erste Infektionen gemeldet - die WHO befürchtet eine weltweite Epidemie.

Ein völlig neuer Erreger der Schweinegrippe hat in Mexiko bisher mehr als 60 Menschen das Leben gekostet und die Sorge vor einer Pandemie ausgelöst, also einer Ausbreitung auf mehrere Kontinente. Staatspräsident Felipe Calderón sagte, seine Regierung habe die Laborergebnisse zur Art des Virus erst am Donnerstag erhalten.

Grippe dpa

Nur mit Maske in die Metro: Pendler in Mexiko-Stadt

(Foto: Foto: dpa)

"Wir tun alles, was notwendig ist", sagte Calderón nach einer Krisensitzung der Regierung. "Wir sind uns bewusst, wie ernst das Problem ist." In 20 der 68 Todesfällen konnte der Erreger eindeutig nachgewiesen werden, wie Gesundheitsminister José Angel Cordoba am Freitag mitteilte. Mehr als Tausend Menschen sind an der Grippe erkrankt.

Der Erreger weist genetische Merkmale des Schweins, von Vögeln und auch des Menschen auf - in einer Art, wie es die Forscher bislang noch nicht beobachtet haben. "Wir sind sehr, sehr besorgt", sagte WHO-Sprecher Thomas Abraham.

Auch in den USA wurden Infizierte registriert: Wie der US-Nachrichtensender CNN am Samstag unter Berufung auf die Gesundheitsbehörde berichtete, wurde bei acht Menschen das Virus nachgewiesen. In New York werden laut CNN 75 Schüler untersucht, die über Husten, Fieber, Hals- und Kopfschmerzen geklagt hatten.

In Japan wurde unterdessen am Samstag bei allen Passagieren eines Fluges aus Mexiko Fieber gemessen, um ein Einschleppen der Schweinegrippe zu verhindern. Die Regierungen in Nicaragua und Kolumbien hatten bereits am Freitagabend Maßnahmen angekündigt, um den Ausbruch der Grippe in ihren Ländern zu verhindern.

Deutsche Behörden beobachten die Situation derzeit, teilte das Auswärtige Amt mit. Es sei bislang nicht bekannt, ob auch deutsche Staatsbürger in Mexiko von der Seuche betroffen seien.

In Mexiko schlossen die Behörden unterdessen in Mexiko-Stadt Schulen, Museen, Bibliotheken und Theater. In Bussen und U-Bahnen wurden Schutzmasken an Fahrgäste verteilt.

Allein 13 der bestätigten Todesfälle wurden in Mexiko-Stadt registriert. Vier Fälle gab es in der zentral gelegenen Stadt San Luis Potosi, zwei nahe der US-Grenze in Baja California und ein Fall im südmexikanischen Staat Oaxaca.

"Möglicherweise ist es bereits zu spät"

Experten sind derweil über die Entwicklung beunruhigt. "Wir haben es mit einem neuen Virus zu tun, und er verbreitet sich von Mensch zu Mensch", sagte der Grippe-Experte Arnold Monto von der Universität Michigan. Bisher sei die Schweinegrippe in den meisten Fällen direkt vom Schwein auf den Menschen übertragen worden.

Der Pandemie-Experte Michael Osterholm von der Universität Minnesota sagte, möglicherweise sei es bereits zu spät, den Ausbruch einzudämmen. In Mexiko-Stadt gebe es täglich Hunderte und Tausende von Reisenden. Es sei zu vermuten, dass es bereits zahlreiche weitere Infektionen gebe, die bisher noch nicht bekannt seien.

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