WHO-Bericht:Armutsrisiko Krankheit

Nicht nur ein Problem der Entwicklungsländer: 100 Millionen Menschen rutschen jährlich in die Armut ab, weil sie keine Krankenversicherung haben.

Jedes Jahr rutschen dem Weltgesundheitsbericht zufolge 100 Millionen Menschen weltweit in die Armut ab, weil sie nicht krankenversichert sind. Die unzureichende Finanzierung der Gesundheitsversorgung sei nicht nur ein Problem von Entwicklungsländern, heißt es im diesjährigen Weltgesundheitsbericht, aus dem die Tageszeitung Die Welt am Montag zitierte.

Children Receive Emergency Care At Pediatric Hospital

Ein schwerer Unfall kann in manchen Ländern schon den Abstieg in die Armut bedeuten.

(Foto: Getty Images)

So seien in den USA Privatleute meistens deshalb überschuldet, weil sie Behandlungskosten nicht selbst zahlen konnten. Auch in Griechenland, Portugal, Polen und Ungarn erlitten viele Menschen "finanzielle Härten", da sie direkt für ihre medizinische Versorgung zahlen müssten.

Dem Bericht nach ruft die WHO ärmere Länder dazu auf, die staatlichen Ausgaben für die Gesundheitsversorgung zu erhöhen, etwa durch Steuern auf Alkohol und Tabak. Reichere Länder sollten dagegen für mehr Effizienz in ihren Gesundheitssystemen sorgen. Nach Angaben der WHO werden jährlich fast 300 Milliarden US-Dollar aufgrund von Ineffizienz im Krankenhausbereich vergeudet. Eine Durchsicht zahlreicher Studien habe ergeben, dass Krankenhäuser bei gleichem Aufwand durchschnittlich 15 Prozent mehr leisten könnten.

Außerdem seien die Anreize innerhalb der Gesundheitssysteme zum Teil falsch gesetzt. Die Industrieländer ermahnt die WHO, ihren Verpflichtungen gegenüber Entwicklungsländern stärker nachzukommen. Wenn alle Geberländer ihre Zusagen unverzüglich erfüllen würden, könnten sogar die "Millenniumsziele" erreicht werden, mit denen die Gesundheitsversorgung in den ärmsten Ländern der Welt verbessert werden soll. Bis zum Jahr 2015 könnten dann mehr als drei Millionen Menschenleben gerettet werden. Die WHO fordert in diesem Zusammenhang, die nötigen Gelder auf "innovativen Wegen" zu beschaffen, etwa durch eine Abgabe auf Devisentransaktionen.

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