Wetter in Deutschland:Standortvorteile für Sonnenhungrige

Wetter in Deutschland: So sonnig ist Deutschland

So sonnig ist Deutschland

(Foto: Grafik: SZ/Quelle: Deutscher Wetterdienst)

Heute um 18.11 Uhr kommt die Sonne zurück. Am häufigsten blicken lässt sie sich über das Jahr verteilt überraschenderweise nicht im Süden des Landes. Zur Sonnenwende eine Übersicht der Messergebnisse der Wetterstationen der Republik.

Von Andreas Frey

Sonne tut gut. Lichtmangel kann müde, matt und antriebslos machen. Manche Menschen werden sogar krank und leiden unter einer veritablen Winterdepression. Insofern ist die gute Nachricht: Das Schlimmste ist nun überstanden. Um 18:11 Uhr an diesem Samstag kommt die Sonne zurück. Zu diesem Zeitpunkt erreicht sie ihren Wendepunkt auf der Südhalbkugel der Erde und bewegt sich fortan wieder stetig in Richtung der nördlichen Hemisphäre.

Der Tag dauert an diesem Samstag in München nur acht Stunden und 21 Minuten. Die Sonne taucht erstmals um 8:01 Uhr am Horizont auf und verabschiedet sich Punkt 16:22 Uhr. Mit jedem Breitengrad in Richtung Norden nimmt ihre Präsenz weiter ab: In Husum zeigt sich die Sonne an diesem Samstag ganze sieben Stunden und 16 Minuten über dem Horizont. Ihre Strahlen dringen zudem um diese Jahreszeit nur selten durch den Dunst hindurch. Die Sonne muss sich den Himmel mit Nebel, Hochnebel und anderen grauen Phänomenen der Meteorologie teilen.

Licht sickert zwar immer durch die Wolkendecke, die meisten Menschen nehmen die Sonne aber nur wahr, wenn ihre Strahlen direkt auf die Erde treffen. Die gefühlte Bilanz einer Jahreszeit hängt mithin hauptsächlich davon ab, wie häufig sich die Sonne am Himmel hat blicken lassen. Auch deshalb messen Meteorologen seit Jahrzehnten die Sonnenscheinstunden an vielen verschiedenen Orten.

Ein sogenannter photoelektrischer Sensor erkennt anhand der Bestrahlungsstärke, wenn Licht direkt einfällt - und nicht zuvor geschluckt, gespiegelt, gestreut oder gebrochen wurde. Solch indirekt eintreffendes Licht bezeichnen Forscher als Diffusstrahlung. Die Summe aus direkter und indirekter Strahlung heißt Globalstrahlung. Am stärksten ist diese im Süden der Republik.

Von der puren, unverschleierten Sonne verwöhnt ist hingegen vor allem der Nordosten Deutschlands - und nicht etwa der Südwesten. Dem langjährigen Klimamittel der Jahre 1961 bis 1990 zufolge ist die Station Zinnowitz auf der Insel Usedom mit 1917 Sonnenstunden im Jahr der am meisten beleuchtete Ort der Republik. Durchschnittlich bekommt jeder Fleck in Deutschland pro Jahr 1535 Stunden lang direkte Sonnenstrahlung ab.

Trüber Westen

Trüber geht es vor allem im Westen zu. Hier macht sich das wechselhafte Wetter zwischen Nordsee und Alpenrand bemerkbar. Große Unterschiede ergeben sich auch mit der Höhe: So ragen exponierte Berggipfel häufig aus dem grauen Dunst heraus, während manche Täler besonders nebelanfällig sind.

Sonnenbad in München

Sonnenbadende in München Mitte Dezember dieses Jahres.

(Foto: dpa)

Das sonnigste Jahr, das je in Deutschland registriert wurde, erlebten die Menschen auf dem 980 Meter hohen Klippeneck auf der Schwäbischen Alb. Im Jahre 1959 kam der solitäre Berggipfel in den Genuss von 2329 Sonnenstunden.

Aus technischen Gründen kann der Sonnenschein in Deutschland erst seit 1951 verglichen werden. Aus den Messwerten von 2000 Stationen setzt sich das Deutschland-Bild zusammen. Schlusslicht ist nach der offiziellen Rekordliste des Deutschen Wetterdienstes (DWD) weiterhin die Station im bayerischen Ruhpolding mit einem Wert von 929 Stunden im Jahre 1995, worüber der Bürgermeister nach wie vor nicht glücklich ist.

"Minimumwerte sind tatsächlich bedenklich", sagt der Klimatologe Frank Kaspar vom DWD. Es gibt Flecken in Deutschland, die vor allem im Winter fast überhaupt nicht bestrahlt werden. Da Standorte von Wetterstationen allerdings mit Bedacht ausgewählt werden, wird die Horizontabschattung berücksichtigt. Gleichwohl stehen der Sonne zwischen ihrem Auf- und ihrem Untergang am Meer natürlich weniger Hindernisse im Weg als am Rand eines Gebirges.

Besonders sonnenscheinreich verliefen die Jahre 1959, 2003 und 2011. Das aktuelle Jahr reiht sich wegen des dunklen Frühjahrs voraussichtlich im unteren Mittelfeld ein.

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