Weltwasserwoche:Verbände fordern Kampf gegen Wasserkrise

WWF und Unicef warnen vor den massiven Folgen von Wassermangel - vor allem in armen Ländern. Doch auch die Erste Welt wird seine Auswirkungen spüren.

Zum Start der Weltwasserwoche 2009 am Sonntag in Stockholm haben internationale Verbände verstärkte Anstrengungen im Kampf gegen die weltweite Wasserkrise gefordert.

Weltwasserwoche: Kostbares Nass: Nicht überall auf der Welt sprudelt das Wasser so reichlich, dass auch noch für eine Wasserschlacht genug da ist wie hier in im Schweizer Lausanne.

Kostbares Nass: Nicht überall auf der Welt sprudelt das Wasser so reichlich, dass auch noch für eine Wasserschlacht genug da ist wie hier in im Schweizer Lausanne.

(Foto: Foto: Reuters)

"Die Auswirkungen des Klimawandels, die zunehmende Verbauung durch Infrastruktur für Wasserkraft, Schifffahrt und der steigende Bedarf an landwirtschaftlichen Gütern und Nahrungsmitteln sind die größten Herausforderungen für eine nachhaltige und gerechte Wassernutzung", sagte Martin Geiger, Leiter des Bereichs Süßwasser bei der Umweltschutzorganisation WWF Deutschland.

Wegen der vom Menschen verursachten Erderwärmung schmelzen etwa die Gletscher im Himalaya rapide ab, was die Wasserversorgung von mehreren hundert Millionen Menschen in Bangladesch, China, Indien, Nepal und Pakistan bedrohe, wie er weiter sagte.

Doch auch Deutschland werde direkt von den Auswirkungen betroffen sein. "In einer globalisierten Welt ist auch ein wasserreiches Land wie die Bundesrepublik in seinem Wasserbedarf nicht mehr unabhängig", warnte Geiger. "Wenn beispielsweise die Himalaya-Gletscher verschwinden und in Indien das Wasser knapp wird, ist unsere Versorgung mit Baumwolle betroffen."

So kommt eine aktuelle WWF-Studie zu dem Ergebnis, dass die Bundesrepublik durch den Import von landwirtschaftlichen Gütern jedes Jahr auf 2181 Milliarden Kubikmeterwasser aus indischen Ressourcen angewiesen ist. Angesichts der wachsenden, weltweiten Probleme sei es geradezu paradox, dass die UN-Konvention für ein nachhaltiges, verantwortungsvolles und vor allem grenzüberschreitendes Management von Trinkwasservorkommen noch immer auf Eis liege.

Unicef: Vor allem Kinder leiden

"Die internationale Staatengemeinschaft hat es bisher nicht geschafft, dieses wichtige Abkommen zu ratifizieren und umzusetzen", kritisierte Geiger. Doch nur so könnten in Zukunft Konflikte um Wasserressourcen geschlichtet und gelöst werden.

Unicef prangert an, dass der Mangel an sauberem Trinkwasser vor allem für Kinder in den ärmsten Ländern tödliche Folgen habe. Nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen sterben täglich 4500 Kinder in Entwicklungsländern durch schmutziges Wasser und mangelnde Hygiene.

Zwar hätten mittlerweile 87 Prozent der Weltbevölkerung Zugang zu trinkbarem Wasser, doch fast eine Milliarde Menschen weltweit seien immer noch nicht ausreichend versorgt. Besonders schlecht sei die Situation in Afrika südlich der Sahara.

Zur Weltwasserwoche, die jährlich vom Stockholmer Internationalen Wasserinstitut veranstaltet wird, kommen vom 16. bis 22. August internationale Experten und Entscheidungsträger zusammen. Unicef leitet bei der Konferenz mehrere Seminare zu Themen wie sanitäre Versorgung in Schulen und zu Durchfallerkrankungen.

GTZ wünscht regionale Lösungen

"Wir brauchen größere Anstrengungen, um das Überleben von Millionen Mädchen und Jungen zu sichern", forderte Unicef-Geschäftsführerin Regine Stachelhaus. Regierungen müssten besser dafür sorgen, dass trinkbares Wasser als Allgemeingut auch den ärmsten Bevölkerungsschichten zur Verfügung stehe.

Jedem Menschen Zugang zu sauberem Wasser in ausreichender Menge zu verschaffen, ist nach Überzeugung der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) in Eschborn nur mit regionalen Lösungen möglich. "Die beste Wasserquelle ist effizienter Umgang." Das sagte GTZ-Entwicklungshilfeexperte Andreas Kuck.

Derzeit sei für eine Milliarde Menschen die Versorgung mit einem Minimum von 50 Litern Wasser pro Tag nicht gesichert. In Deutschland verbrauche jeder Bürger täglich etwa 120 Liter.

Zwar gebe es etwa in Afrika akuten Wassermangel, aber "in vielen Ländern müsste man den Wasserkonsum erstmal senken", sagte Kuck. Vor allem in der Landwirtschaft gebe es riesiges Einsparpotenzial. Effizienter Umgang rechne sich viel mehr als große zentrale Anlagen wie Transportleitungen über weite Strecken, Kanalsysteme oder Entsalzungsanlagen. Solche Großprojekte seien wirtschaftlich kaum darstellbar.

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