Weltraum:Da fehlt doch was

Dunkle Materie, so vermuten Astronomen, gibt es im Weltall mehr als sichtbare. Doch nun haben Astronomen eine Überraschung erlebt: Im Umfeld unseres Sonnensystems gibt es offenbar keine Dunkle Materie.

Laura Hennemann

Im Weltall gibt es mehr dunkle als sichtbare Materie, haben Astronomen in den vergangenen Jahren festgestellt. Doch als sie jüngst versuchten, Anzeichen für diese ominöse unsichtbare Materie im Umfeld unseres Sonnensystems zu finden, entdeckten sie überrascht: In diesem Teil der Milchstraße gibt es offenbar keine Dunkle Materie.

Dunkle Materie

Eine künstlerische Darstellung der Milchstraße. Das blaue Licht deutet die Verteilung Dunkler Materie an.

(Foto: Eso/L. Calçada)

Astronomen um Moni Bidin von der Universidad de Concepción in Chile haben Sterne im Umkreis von 13.000 Lichtjahren um die Sonne untersucht. Dann summierten sie die Massen der beobachteten Objekte und prüften, ob sich deren relative Bewegungen allein aus den gegenseitigen Anziehungskräften erklären lassen. Tatsächlich war das Bewegungsmuster mit der Gravitation der sichtbaren Himmelskörper vereinbar.

Es gibt also um das Sonnensystem herum keine Anzeichen für Dunkle Materie (The Astrophysical Journal, online).

Das Ergebnis ist unerwartet, weil mit der gleichen Untersuchungsmethode bisher überall im Universum eine Dynamik von Sternen und Galaxien gemessen wurde, die auf große Mengen Dunkler Materie hinweist.

Für die neuen Ergebnisse "gibt es keine einfache Erklärung", schreiben die Forscher. Möglicherweise ist die Dunkle Materie innerhalb der Galaxis anders verteilt, als bisher angenommen wurde. Zum Beispiel könnte ihr Vorkommen die Form eines Rugbyballs haben, der senkrecht zur Ebene der spiralförmigen Milchstraße steht. In den Außenregionen der Milchstraße, also auch in der Umgebung des Sonnensystems, gäbe es dann tatsächlich weniger oder keine Dunkle Materie.

Dies würde auch erklären, weshalb es noch nicht gelungen ist, die theoretisch vorausgesagten Partikel der Dunklen Materie, so genannte "Wimps" eindeutig nachzuweisen.

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