Wasserkraft:Jeder zehnte Zug fährt mit Wasserkraft

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Neues Kraftwerk am Rhein-Main-Donau-Kanal nutzt bereits existierende Staustufe

Dieter Thierbach

(SZ vom 24.02.1999) Mit vier Prozent der Stromerzeugung ist die Wasserkraft laut Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) die älteste und wichtigste der regenerativen Energien in Deutschland. Erzeugt wurden im vergangenen Jahr 16 Milliarden kWh. Der Umwelt wurden rund 17 Millionen Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid erspart. Bei der Bahn besitzt der Einsatz von Wasserkraft als Energiequelle eine lange Tradition. Die DB-Energie, eine Tochter der Deutschen Bahn AG, erzeugt in bundesweit zwölf Anlagen rund zehn Prozent des gesamten Strombedarfs der Züge mit Wasserkraft.

Seit Mai letzten Jahres errichten die Bayernwerk Wasserkraft AG und die Bahn in Bad Abbach an der Donau - zwischen Kehlheim und Regensburg - ein neues Wasserkraftwerk, das ausschließlich Bahnstrom erzeugt. Der Bauherr, die Bayernwerk-Wasserkraft AG, investiert in das Projekt rund 30 Millionen Mark. Für das neue Kraftwerk, das auf eine Leistung von 3500 Kilowatt ausgelegt wird, machen sich die Betreiber einen günstigen Umstand zunutze. Im Bereich des neuen Kraftwerkes fließt der Rhein-Main-Donau-Kanal etwa fünf Meter höher als der eigentliche Flußlauf der Donau. Dieser geringe Höhenunterschied ermöglicht die Stromerzeugung: Ohne einen künstlichen Stau errichten zu müssen, strömen rund 90 Kubikmeter Wasser je Sekunde aus dem Kanal in den tiefer gelegenen Donauarm und treiben dadurch die Turbine des Kraftwerkes an.

Unsichtbare Turbinen

"Das vollständig in einen vorhandenen Staudamm eingebaute und deshalb nahezu unsichtbare Kraftwerk erzeugt pro Jahr 21 Millionen Kilowattstunden Bahnstrom", erklärt Klaus Niekamp, technischer Geschäftsführer der DBEnergie. "Damit sparen wir jährlich sechs Millionen Liter Dieselkraftstoff ein. Dies ist ein Volumen, mit dem 10 000 Diesel-PKW im Durchschnitt ein Jahr lang fahren könnten".

Im März 2000 soll das Bauprojekt abgeschlossen sein und das Kraftwerk Bahnstrom mit einer Spannung von 15 000 Volt in das Oberleitungsnetz der Bahn liefern. Das neue Wasserkraftwerk dürfte das letzte seiner Art sein, denn, so Klaus Niekamp, "eine neue Anlage bekommt man nur dann genehmigt, wenn so gut wie kein Eingriff in die Natur vorgenommen wird". Und das sei heute so gut wie ausgeschlossen oder durch Auflagen nicht wirtschaftlich darstellbar.

Die Nutzung anderer regenerativer Energiequellen scheiden für die Bahn aus. "Wir beschäftigen uns zwar seit langem damit, sind aber noch zu keinem anwendbaren Ergebnis gekommen". Der Grund liegt in der Verfügbarkeit des erzeugten Stromes. "Wenn wir einen Teil unserer Energieerzeugung auf Windkraftanlagen verlagern würden, dann müßten wir hinter jeden Windpark ein Kohle- oder Gaskraftwerk als Puffer installieren, das dann den Strom erzeugt, wenn der Wind mal nicht weht." Das gleiche gilt für Solaranlagen. Es liegt nun mal in der Natur der Sache, daß Züge auch dann fahren müssen, wenn es dunkel wird.

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