Was vom Kosmos übrig bleibt:Das Ende kommt - aber wann?

Alles hat ein Ende. Nicht nur wir, sondern die ganze Menschheit, die Erde, die Sonne, überhaupt alles wird irgendwann verschwinden. Wissenschaftler haben ausgerechnet, wann es soweit ist.

Markus C. Schulte von Drach

Der Gedanke, dass alles einmal ein Ende haben wird, behagt uns nicht. Dabei müssen nicht nur wir alle eines hoffentlich fernen Tages sterben. Die ganze Welt steuert seit ihrer Geburt auf ihren Tod zu. Wie lange haben wir noch?

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(Foto: Foto: Google Earth)

Das Ende kommt - aber wann?

Das Ende der Menschheit

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(Foto: Foto: AFP)

Seit es Leben auf unserem Planeten gibt, sind Arten neu entstanden - und wieder ausgestorben. Offenbar ist es das Schicksal jeder Tier- und Pflanzengruppe, irgendwann verdrängt zu werden und zu verschwinden. Auch wenn wir es gern glauben möchten - es gibt keinen Grund zu glauben, die Menschheit wäre vor diesem Ende gefeit.

Selbst eine so erfolgreiche Art wie der Mensch mit allen seinen technischen Errungenschaften könnte ein Opfer einer Katastrophe werden, wie sie die Erde in der Vergangenheit immer wieder erlebt hat. So starben vor etwa 65 Millionen Jahren die Dinosaurier aus - eine extrem erfolgreiche Tiergruppe, die alle möglichen ökologischen Nischen besetzt und so viele Formen entwickelt hatte. Und doch sind die Urzeitechsen verschwunden.

Viele Wissenschaftler vermuten, dass damals ein Meteor auf der Erde eingeschlagen ist und das Klima verändert hat. Ein solches Ereignis kann sich in der Zukunft wiederholen - und uns könnte das gleiche Schicksal ereilen wir die Dinosaurier.

Eine andere Gefahr droht von tödlichen Viren, die zu einer weltweiten Pandemie führen und sämtliche Vertreter der Spezies Homo sapiens dahinraffen. Wann allerdings solche Ereignisse eintreten werden, lässt sich nicht vorhersagen.

Der australische Physiker Brandon Carter hat deshalb 1983 einen anderen Ansatz gewählt, um das Ende der Menschheit zu datieren: das sogenannte Doomsday Argument. Diese auch als Carter-Katastrophe bezeichnete Wahrscheinlichkeitsrechnung geht davon aus, dass alle heute lebenden menschlichen Individuen rein zufällig gerade jetzt ihren Platz in der Menschheitsgeschichte eingenommen haben.

Unterteilt man diese Geschichte ausgehend von ihrem Beginn vor 200.000 bis 160.000 Jahren und einem hypothetischen Ende irgendwann in der Zukunft in zwei Hälften, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie und ich zur zweiten Hälfte aller in dieser Geschichte auftretenden Menschen gehören, 50 Prozent.

Mit anderen Worten: Die Hälfte aller menschlichen Wesen wurde bis heute schon geboren, die andere Hälfte hat die Geburt noch vor sich.

Intuitiv erschließen sich diese Berechnungen den meisten Menschen nicht. Aber glauben wir den Berechnungen Carters und anderer Wissenschaftler, die unabhängig von ihm auf die gleiche Idee gekommen sind, so lässt sich das Ende der Menschheit tatsächlich statistisch berechnen:

Bis heute sind etwa 60 Milliarden Menschen geboren worden, von denen derzeit etwa 6,7 Milliarden leben. Sollte sich die Lebenserwartung bei 80 Jahren und die Weltbevölkerung bei 10 Milliarden stabilisieren, dann werden wir mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent innerhalb von etwa 9000 Jahren ausgestorben sein.

Das Ende kommt - aber wann?

Das Ende des Lebens auf der Erde

Die Sonne wird derzeit immer heißer. Das wird erst ein Ende haben, wenn sie sich von einem sogenannten Hauptreihenstern in einen Roten Riesen verwandelt hat. Und während ihre Wärme das Leben auf der Erde überhaupt erst ermöglicht hat, wird sie auch sein Ende besiegeln. In 500 Millionen Jahren, so vermuten einige Wissenschaftler, wird die Temperatur auf der Erdoberfläche für die meisten Organismen tödlich hoch sein und in den nächsten Milliarden Jahren werden nur noch jene Wesen existieren können, die tief in der Erde leben.

Das Ende kommt - aber wann?

Das Ende des Planeten Erde

Wenn sich die Sonne in etwa fünf Milliarden Jahren in einen Roten Riesen verwandelt, dann wächst ihre Oberfläche dramatisch. Ihr Radius wird so groß sein wie die Umlaufbahn der Venus. Weder dieser Planet noch der Merkur werden das überstehen. Auf der Erde dagegen wird die Oberfläche schmelzen. Was danach passiert, ist unklar. Wächst der Rote Riese weiter, so wird er irgendwann auch die Erde verschlucken. Möglicherweise wird sich unser Planet - oder das, was von ihm dann noch übrig ist - von der Sonne entfernen, da deren Masse immer geringer wird und die Planeten deshalb weniger stark anzieht.

Das Ende kommt - aber wann?

Das Ende der Sonne

Das Schicksal anderer Sterne zeigt uns, was der Sonne noch bevorsteht. Nachdem sie zum Roten Riesen geworden ist, wird ihr irgendwann der Wasserstoff als Brennstoff ausgehen, dann folgen Helium, Kohlenstoff und Sauerstoff. Unser Stern wird zu einem Weißen Zwerg schrumpfen, nicht viel größer als die Erde, aber mit einer irre hohen Dichte. Schließlich wird die Sonne auskühlen und sich in sieben Milliarden bis einer Billionen Jahre in einen kalten Schwarzen Zwerg verwandeln.

Das Ende kommt - aber wann?

Das Ende des Sonnensystems

Jene Planeten, die nicht von der Sonne verbrannt wurden, bleiben bestehen - vorerst. Vielleicht ist sogar die Erde darunter. Auf jeden Fall aber werden Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und die Himmelskörper im Asteroiden- und Kuipergürtel, zum Beispiel Ceres und Pluto, weiterhin existieren. Ob sie allerdings um den Weißen Zwerg kreisen, in ihn hineinstürzen oder ins All entschwinden werden, ist unklar.

Das Ende kommt - aber wann?

Das Ende unserer Galaxie

Das Hubble-Teleskop und andere Geräte, mit denen Astronomen ins Weltall blicken, zeigen es deutlich: Immer wieder geraten Galaxien in den Einflussbereich der Anziehungskräfte ihrer Nachbarn, stoßen zusammen, zerren aneinander, zerreißen sich gegenseitig und bilden neue Sternenformationen. Auch unsere Galaxie, die Milchstraße, wird in etwa zwei Milliarden Jahren den Andromedanebel rammen. Die beiden Sternensysteme werden sich innerhalb der dann folgenden drei Milliarden Jahre immer wieder abstoßen und anziehen und schließlich zu einer neuen, elliptischen Galaxie, der Milkomeda, verschmelzen, in deren Zentrum sich neue Sterne und Supernoven bilden.

Dieser Prozess soll nach weiteren zwei Milliarden Jahren beendet sein. Wie US-Forscher mit Hilfe einer Simulation herausgefunden haben, würde unsere Sonne, die derzeit bereits relativ weit entfernt vom Milchstraßen-Zentrum liegt, zusammen mit der Erde noch weiter hinaus in die Außenbereiche dieses neuen Sternensystems geschleudert.

Das Ende kommt - aber wann?

Das Ende der Sterne

Wieder lehrt uns die Beobachtung anderer Galaxien, womit die Sterne rechnen müssen. Es existiert zwar noch viel freie Materie, aus der sich neue Sterne bilden. Doch es gibt auch alte Galaxien, in denen alles Gas und aller Staub schon aufgebraucht wurden. Irgendwann ist es mit der Neuentstehung der Himmelskörper demnach vorbei. Und schließlich wird auch der letzte Stern seinen Wasserstoff verbraucht haben, sich in einen Roten Riesen, dann in einen Weißen Zwerg verwandeln und zuletzt als Schwarzer Zwerg enden. In vielleicht hundert Billionen Jahren dann werden nur noch ausgekühlte Sterne existieren.

Das Ende kommt - aber wann?

Das Ende der Materie

In dem nun dunklen Universum werden schließlich nach und nach die kalten Schwarzen Zwerge von den Schwarzen Löchern verschlungen, bis nur noch diese übrig sind. Selbst jene langlebigen atomaren Teilchen, die noch im Kosmos existieren könnten, die Protonen, werden schließlich zu Elektronen, Positronen, Neutrinos zerfallen. In 1030 bis 1050 Jahren wird auch das letzte Proton von diesem Schicksal ereilt werden.

Das Ende kommt - aber wann?

Das Ende der Schwarzen Löcher

Hat der Astrophysiker Stephen Hawking recht, so schlucken Schwarze Löcher, die das Universum am Ende der Zeit unter sich aufteilen werden, nicht nur alles, was in ihre Reichweite gerät. Sie geben auch Strahlung ab. Das bedeutet einen Verlust an Masse - und möglicherweise am Ende die völlige Auflösung. In vielleicht 10100Jahren wird es schließlich nur noch eines geben: Strahlung.

Das Ende kommt - aber wann?

Das Ende

Das Letzte, was in unserem Kosmos noch existieren wird, sind Photonen und jene Elementarteilchen, die den Schwarzen Löchern entgangen sein könnten. Bei einer Temperatur knapp über dem absoluten Nullpunkt werden diese immer weiter auseinandergetrieben. Und die Welt wird schwarz und leer sein - bis zum nächsten Urknall, wenn er denn kommt.

Und so wenig uns der Gedanke behagt, dass alles einmal in Finsternis enden wird - immerhin können wir sagen: Ich war dabei.

Und ein bisschen Zeit haben wir ja noch.

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