Was schützt wie?:Haut und Sonne

Alles, was Sie für den Sommer über schützende Cremes, Kleidung und Gefahren wissen müssen. Zehn brennende Fragen und die Antworten aus der Wissenschaft.

Katrin Blawat

1. Welche Arten von Sonnencreme gibt es?

Was schützt wie?: Creme auf unserer Haut: 25 Substanzen als chemische UV-Filter zugelassen.

Creme auf unserer Haut: 25 Substanzen als chemische UV-Filter zugelassen.

(Foto: Foto: iStockPhoto)

Sonnenschutzmittel filtern die UV-Strahlung der Sonne, sodass nur ein kleiner Teil davon die Haut erreicht.

Die Filter können chemisch oder physikalisch wirken. Produkte mit chemischem Sonnenschutz enthalten Substanzen wie Salicyl- oder Zimtsäure, die beim Einreiben in die Haut eindringen. Dort nehmen sie die Energie der UV-Strahlen auf und wandeln sie in Wärme- oder Lichtenergie um - beides schadet der Haut nicht.

In Europa sind derzeit etwa 25 Substanzen als chemische UV-Filter zugelassen. In Cremes mit physikalischem Schutz reflektieren mineralische Teilchen die Sonnenstrahlung. Sie prallt von deren Oberfläche ab. Die reflektierenden Mineralien sind meistens Zinkoxid oder Titandioxid, die man auf der Haut als kleine, funkelnde Teilchen sehen kann.

Viele Cremes wirken sowohl physikalisch als auch chemisch. Vor allem in Produkten mit hohem Lichtschutzfaktor überwiegt aber meist der chemische Schutz, weil sonst so viele reflektierende Teilchen nötig wären, dass sie ein unangenehmes Gefühl auf der Haut hinterlassen würden.

Immer mehr Sonnencremes enthalten außer den UV-Filtern auch Substanzen, die die Haut noch besser schützen und ihr Altern aufhalten sollen: Vitamin E, Aloe Vera oder "Anti-Falten-Komplexe". "Wer sich in der Sonne aufhält, kann aber auch von diesen Produkten keine Wunder erwarten", sagt Ursula Lüders von der Stiftung Warentest. "Pure Sonnencreme ist ohnehin die beste Vorbeugung gegen alternde Haut."

Sonnencreme gibt es in Discountern genauso wie in exquisiten Kosmetikabteilungen. Als Qualitätsmerkmal eignet sich der Preis aber nicht. "Wir finden immer wieder sehr gute Produkte, die besonders teuer oder besonders preiswert sind", sagt Ursula Lüders.

Entscheidend für die Wahl der richtigen Creme sollte nicht zuletzt ein subjektives Kriterium sein, sagt die Expertin: "Manche Produkte stinken einfach."

2. Enthält Sonnencreme schädliche Stoffe?

Vor allem Sonnencreme, deren Schutz auf chemischen Filtern basiert, hat ein Imageproblem. "Für viele Menschen bedeutet chemisch gleich böse und krank machend.

Da kann man mit wissenschaftlichen Argumenten wenig ausrichten", weiß die Expertin der Stiftung Warentest aus Verbraucherumfragen. Bis vor zwei Jahren standen einige der Substanzen in Verdacht, im Körper ähnlich wie Östrogene zu wirken.

Diesen Vorwurf haben Wissenschaftler und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) jedoch widerlegt. "Da können wir Entwarnung geben", sagt Renate Krätke vom BfR. Lediglich bei der Substanz 4-Methylbenzylidene Camphor (4-MBC) besteht noch das Risiko, dass sie im menschlichen Körper ähnlich wie ein Schilddrüsenhormon wirken könnte.

Tierversuche an Ratten ließen diesen Verdacht aufkommen, und bislang konnten die Forscher ihn nicht entkräften. Ein Blick auf die Angaben der Inhaltsstoffe genügt jedoch, um zu erkennen, dass es genügend Sonnencremes mit anderen chemischen Filtern gibt.

Allenfalls Menschen, die zu Allergien neigen, tun gut daran, auf physikalischen Sonnenschutz mit reflektierenden Teilchen umzusteigen. Außerdem sollten sie Produkte ohne Emulgatoren aus Polyethylenglykolen (PEG) verwenden, die die sogenannte Mallorca- Akne auslösen können. Duftstoffe setzen nur noch wenige Hersteller ihren Cremes zu.

Diese Substanzen lösen häufig Allergien aus - auch bei normalerweise unempfindlichen Menschen. Duftstoffe haben daher in keiner Sonnencreme etwas zu suchen.

3. Was bedeutet der Lichtschutzfaktor?

Der Lichtschutzfaktor (LSF) gibt an, wie viel länger man sich, eingecremt mit einem Produkt, in der Sonne aufhalten kann als ohne jeden Schutz.

Um aus dem LSF eine individuelle Zeitangabe abzuleiten, muss man seinen Hauttyp und den daraus resultierenden Eigenschutz des Körpers kennen (siehe Tabelle).

Bei Menschen mit dem Hauttyp zwei beispielsweise beträgt der Eigenschutz etwa zehn Minuten. Erst wenn diese Menschen länger in der Sonne bleiben, ohne sich einzucremen, rötet sich ihre Haut. Benutzen sie Produkte mit LSF 20, verzwanzigfacht sich die Zeitspanne.

Ausreichend eingecremt, müssen sie erst nach etwa drei Stunden Hautrötungen befürchten. Häufig vermittelt der LSF jedoch eine trügerische Sicherheit. Zwar hat Stiftung Warentest bisher nur in Einzelfällen festgestellt, dass die auf der Flasche angegebenen Werte nicht mit der tatsächlichen Schutzwirkung übereinstimmen.

Eine häufige Fehlerquelle ist aber der Verbraucher selbst. Die meisten Menschen verwenden weniger als zwei Milligramm Sonnencreme pro Quadratzentimeter Haut, wie es in der Industrie zur Normierung üblich ist. "Die Bestimmung des LSF im Labor müsste sich den Gewohnheiten der Menschen anpassen", fordert Renate Krätke vom BfR.

Verwirrend ist zudem, dass ein Sonnenschutzmittel mit LSF zwölf zwar annähernd doppelt so viel Schutz bietet wie eine Creme mit LSF sechs.

Doch bei Produkten mit den Schutzfaktoren zehn und 20 gilt diese Rechnung nicht mehr. Creme mit LSF zehn absorbiert 90 Prozent der Strahlen, eine mit doppelt so hohem Schutzfaktor aber nur 95 Prozent.

Selbst Sunblocker lassen einen kleinen Teil der Strahlung durch - hundertprozentigen Schutz durch Creme gibt es nicht. Für Menschen mit empfindlicher Haut gilt: eine Creme mit möglichst hohem LSF benutzen.

Allerdings beschreibt der LSF nur den Schutz vor einer Art von UV-Strahlen: den kurzwelligen und energiereichen UVB-Strahlen. Sie dringen in die oberen Hautschichten ein und schädigen dort die Zellen; dann entsteht Sonnenbrand. Den größten Anteil der UV-Strahlung - bis zu 95 Prozent - machen aber die langwelligen UVA-Strahlen aus, die tiefere Hautschichten erreichen. Lange interessierten sich Ärzte und Industrie nicht für einen UVA-Schutz.

Häufige Sonnenallergien und der meist tödlich verlaufende schwarze Hautkrebs waren die Folgen. Erst seit einigen Jahren schützen immer mehr Cremes auch vor den langwelligen Strahlen.

Ein neues Logo, das die Buchstaben "UVA" in einem Kreis zeigt, steht für "angemessenen Schutz". Dann beträgt der UVA-Schutz mindestens ein Drittel des UVB-Schutzes, der auf der Packung angegeben ist. "Es kann aber noch niemand sagen, ob das ausreichend ist und wie viel UVA-Schutz wir überhaupt brauchen", sagt Ursula Lüders von der Stiftung Warentest.

4. Wie und wann soll man sich eincremen?

Viele Menschen tragen nur ein Viertel der Crememenge auf, die für einen verlässlichen Sonnenschutz nötig wäre.

Also gilt: mehr benutzen, als man eigentlich möchte. Wer sich auf den angegebenen Lichtschutzfaktor verlassen können will, müsste zwei Milligramm Creme pro Quadratzentimeter Haut verbrauchen. Für den ganzen Körper bräuchte man dann etwa 30 Milliliter. Eine 300-Milliliter- Flasche würde bei zwei Anwendungen täglich gerade mal fünf Tage lang reichen.

Bis vor wenigen Jahren galt die Regel, dass vor allem chemisch wirkende Sonnencreme erst nach etwa einer halben Stunde wirkt. Dafür gebe es keine wissenschaftliche Grundlage, urteilte das BfR vor zwei Jahren. Doch noch immer raten Experten, zwischen Eincremen und Sonnenbad etwas Zeit verstreichen zu lassen.

"Wenn die Creme vollständig in die Haut eingezogen ist und sich verteilt hat, ist der Schutz gleichmäßiger", sagt Peter Altmeyer, Direktor der Bochumer Universitäts-Hautklinik. Einmal cremen ist gut, doch wirklich helfen kann Sonnenmilch erst, wenn man sie regelmäßig neu aufträgt.

Nur dann besteht die schützende Wirkung, die der Lichtschutzfaktor verspricht, dauerhaft fort. Ansonsten bleibt nachmittags nicht viel übrig von der Lotion, mit der man sich morgens Arme und Beine eingecremt hat. Schweiß zum Beispiel wäscht jede Sonnencreme ab.

Zudem macht er die Haut noch UV-empfindlicher, weil er sie aufweicht und seine Tropfen wie Brenngläser wirken können. Auch Sand und Kleidung rubbeln im Lauf des Tages die schützende Schicht von der Haut.

5. Welchen Schutz bietet Kleidung?

Selbst die modernsten Sonnenschutzmittel können die klassischen drei H's in ihrer Wirkung nicht übertreffen: Hut, Hemd, Hose. Kleidung schützt die Haut umso besser, je dichter gewebt und dunkler sie ist. Nylon, Seide und Polyester blocken die meisten Strahlen.

Haut und Sonne

6. Brauchen Kinder besondere Cremes?

Die oberste Hornschicht der Haut benötigt mindestens die ersten zwei Lebensjahre, bevor sie so dick geworden ist, dass sie den Körper vor UV-Strahlung schützen kann.

Erst von der Pubertät an verfügt die Haut über den vollen Eigenschutz. Kinder sollten daher besonders gut eingecremt werden - aber nicht unbedingt mit speziellen Kinderprodukten. Die schnitten im vergangenen Jahr in einer Untersuchung von Öko-Test nicht besonders gut ab.

Bei vier der 21 getesteten Produkte lag der tatsächliche Lichtschutzfaktor unter dem angegebenen, und einige Mittel erwiesen sich trotz der Deklaration auf der Verpackung nicht als wasserfest.

Jede normale Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor schütze Kinder ausreichend, sagt die Sonnenschutz-Expertin Ursula Lüders. Babys unter einem Jahr sollten sowieso nicht in die Sonne.

Für ältere Kinder gelten die klassischen Regeln: möglichst viel Haut mit Kleidung bedecken, den Rest reichlich, häufig und mit hohem Lichtschutzfaktor eincremen. Dazu eignen sich mineralische Produkte mit Titan- oder Zinkoxid besonders gut, weil sie nicht im Verdacht stehen, Allergien zu fördern. Außerdem sieht man besser, wo schon gecremt ist.

Diesen Vorteil bieten auch manche Sonnensprays speziell für Kinder, die so lange farbig bleiben, bis sie in die Haut eingezogen sind.

7. Ist wasserfeste Creme wirklich wasserfest?

Noch einen Meter unter der Wasseroberfläche kommen drei Viertel der UVA- und die Hälfte der UVB-Strahlen an. Wasserfeste Sonnencreme ist also sinnvoll.

Nach dem Duschen oder Baden im Meer sollte man sich dennoch neu eincremen. Vor allem bewegtes Wasser wäscht die Creme schnell ab. Rubbelt man sich danach noch kräftig mit dem Handtuch trocken oder läuft durch Sand, kann man sich auf den alten Schutz nicht mehr verlassen.

Wer stark schwitzt, verliert mit dem Schweiß auch die wirksamen Substanzen der Sonnencreme. Nach einer Richtlinie der europäischen Vereinigung der Kosmetikindustrie (Colipa) gilt ein Produkt als wasserfest, wenn nach einem Aufenthalt von zweimal zwanzig Minuten in bewegtem Wasser mindestens die Hälfte des UV-Schutzes erhalten bleibt.

"Extra wasserfest" sind Mittel, die diesen Schutz auch noch nach viermal zwanzig Minuten gewähren. "Sonnencreme, die zu hundert Prozent wasserfest ist, gibt es nicht", sagt Birgit Huber vom Industrieverband Körperpflege.

8. Warum klebt Sonnencreme?

Generell gilt: Je unangenehmer sich die Creme auf der Haut anfühlt, desto besser schützt sie.

Vor allem wasserfeste Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor verwenden UVFilter auf Ölbasis. Das tut der Haut gut, die so nicht nur vor der Sonne, sondern gleichzeitig vor dem Austrocknen geschützt wird. Der Verbraucher aber ärgert sich über das klebrige Gefühl.

Inzwischen gibt es zwar einzelne Produkte, die speziell auf ein frischeres Hautgefühl hin entwickelt wurden. Viele Menschen bevorzugen zum Beispiel Sonnensprays, weil die weniger klebrig erscheinen. Doch grundsätzlich im Griff haben die Hersteller das Problem noch nicht.

"Vor allem die Flecken in der Kleidung werden eher schlimmer, wenn der Anteil des UVA-Schutzes weiter steigt", sagt Ursula Lüders von der Stiftung Warentest. Substanzen, die die langwelligen Strahlen unschädlich machen, verursachen hartnäckige gelbe Flecken in T-Shirts und Hosen. "Damit müssen wir im Moment noch leben.

Da hilft nur, die Creme lange einziehen zu lassen", sagt die Expertin.

9. Hilft Vorbräunen gegen Sonnenbrand?

Wer vor dem Strandurlaub ins Solarium geht, bekommt dort zwar eine braune Haut, aber keinen zusätzlichen Schutz gegen Sonnenbrand. Solarien färben die Haut mithilfe von UVA-Strahlen. Sie bewirken, dass sich Melanin- Farbpigmente, die sich schon in der Haut befinden, neu verteilen.

Das geht ziemlich schnell, daher reichen für den gewünschten Teint wenige Besuche im Solarium. Doch nur UVB-Strahlen, die in Solarien kaum eingesetzt werden, fördern den Aufbau eines besseren Eigenschutzes der Haut: die sogenannte Lichtschwiele, eine robuste Hautschicht.

Nach zwei bis drei Wochen verdickt sich diese Hornschicht der Oberhaut. Je behutsamer man die Haut an die Strahlen gewöhnt, desto dicker wird die Hornschicht - und desto länger dauert es, bis sie sich durch den normalen Zellverlust wieder abbaut. Wer langsam bräunt, hat also länger etwas von der Farbe.

Mit der Lichtschwiele bildet der Körper einen Eigenschutz, der etwa dem Lichtschutzfaktor vier entspricht. UVBStrahlen regen aber auch die Entstehung von neuem Melanin an. Diese frisch gebildeten Farbstoffmoleküle sind für die verzögerte Bräune verantwortlich, die ihren Höhepunkt nach einer Woche erreicht.

Selbstbräunercremes hingegen, deren Wirkstoffe mittlerweile auch in einigen Sonnencremes enthalten sind, bewerten Fachleute ebenfalls als ungeeignet für die Urlaubsvorbereitung. Die Substanzen färben zwar die oberste Hautschicht - günstigstenfalls gleichmäßig braun, häufig aber auch streifig und entengelb.

Den natürlichen Eigenschutz der Haut fördern die Produkte aber nicht. Öko-Test beurteilte vor zwei Jahren 14 der 18 getesteten Selbstbräuner mit mangelhaft oder ungenügend, weil ihre Abbauprodukte giftiges Formaldehyd im Körper entstehen lassen, das unter Krebsverdacht steht.

10. Was braucht die Haut nach der Sonne?

In der Drogerie ist das Angebot an "After- Sun-Produkten", die die von der Sonne gestresste Haut beruhigen sollen, fast so groß wie das an Sonnenschutzmitteln. Die Lotionen riechen angenehm, und Minzextrakte sollen der gereizten Haut Kühlung verschaffen.

"Das wirkt aber nur sehr kurz", sagt Ursula Lüders. Die After-Sun-Mittel fühlen sich so angenehm an, weil sie kein Fett enthalten. Gerade das braucht die Haut aber nach einem Sonnenbad. Besser als die speziellen Mittel sind daher gewöhnliche Körperlotionen mit etwas Fett.

"Spätestens nach dem Urlaub sollte man auf eine fetthaltige Lotion umsteigen", rät Lüders. Sonnenbrand entsteht, wenn UV-Strahlen die Hornzellen der Haut so sehr geschädigt haben, dass die Zellen platzen.

Das geschieht drei bis sechs Stunden nach einem zu ausgiebigen Sonnenbad. Die Zellen setzen Substanzen frei, die der Körper als Fremdstoffe einordnet und mit einer Entzündung bekämpft. Die Blutgefäße schwellen an, das verursacht Schmerzen und die heiße, rote Färbung.

Die akuten Folgen eines Sonnenbrands verschwinden nach einigen Tagen von allein, weil der Körper die geschädigten Hautzellen durch neue ersetzt. Wenn sich die Haut zu schälen beginnt, ist das Schlimmste vorüber. Aspirin gegen die Entzündung, kühlende Quarkwickel oder spezielle Mittel aus der Apotheke - und natürlich Schatten - können die Zeit bis dahin erträglicher machen.

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