Was Gesichter verraten:Welches ist der Seitensprung-Kandidat?

Frauen ziehen aus Gesichtern so ihre Schlüsse. Deshalb bevorzugen sie eher feminine Typen als Beziehungspartner.

Markus C. Schulte von Drach

Lange ist es her, dass Wissenschaftler wie Johann Caspar Lavater und Cesare Lombroso vergeblich versuchten, aus Gesichtsmerkmalen und Schädelformen auf den Charakter einer Person zu schließen. Im Alltag aber nutzen wir die Züge unseres Gegenübers offenbar durchaus, um uns ein Bild von seiner Persönlichkeit zu machen.

Was Gesichter verraten: Welcher Typ ist treu? A (links) oder B (rechts).

Welcher Typ ist treu? A (links) oder B (rechts).

(Foto: Foto: University of Durham)

So gilt ein maskulines Gesicht - also eines mit kantigem Kinn, kräftiger Nase und eher kleinen Augen - für Frauen als Hinweis auf Dominanz. Männer, die mit solchen Eigenschaften ausgestattet sind, gelten im Vergleich zu femininer wirkenden Männern jedoch zugleich als schlechtere Väter, als weniger fürsorglich und weniger warm.

Und: Ihnen wird eine stärkere Tendenz zum Seitensprung unterstellt.

Deshalb sind sie als Partner für langfristige Beziehungen nicht so gefragt wie weniger männliche Typen mit weicheren Zügen, vollen Lippen, größeren Augen und dünnen, gebogenen Augenbrauen.

Das zeigt eine britische Studie von Wissenschaftlern der University of St. Andrews und der University of Durham (Personality and Individual Difference, doi: 10.1016/j.paid.2007.03.008).

Die Forscher um Lynda Boothroyd und David Perrett hatten 400 Versuchspersonen Paare von männlichen Gesichtern gezeigt und sie gebeten, den abgebildeten Personen Persönlichkeitseigenschaften zuzuordnen.

Darüber hinaus sollten sie das sexuelle Verhalten und die elterlichen Fähigkeiten der Männer einschätzen.

Die Abbildungen waren digital bearbeitet worden, so dass die gezeigten Gesichter jeweils besonders männlich oder weiblich wirkten.

Gesundheit ist wichtig

Ein wichtiger Punkt bei der Einschätzung potentieller Partner ist auch die Gesundheit. Tatsächlich beurteilten die Versuchsteilnehmer Personen mit gesünderer Gesichtsfarbe ebenfalls als dominant. Darüber hinaus vermuteten sie dahinter jedoch auch eher ehrgeizige, wohlhabende Männer, die besser zum Partner und Vater taugten, als weniger gesund wirkende Personen.

Doch auch Personen mit älter wirkenden Gesichtern wurden als potentielle Partner insgesamt positiver eingeschätzt als jünger dargestellte Personen.

"Es gibt eine große Übereinstimmung unter Frauen, wenn es darum geht, Äußerlichkeiten zu beurteilen", erklärte Boothroyd. "Sie nutzen ihren Eindruck möglicherweise, um zu entscheiden, ob sie sich mit einer Person einlassen. Und die Entscheidung hängt davon ab, was die Frau gerade für eine Art von Beziehung sucht."

Dass Frauen, wenn es um einen möglichen Partner geht, einerseits zwischen maskulin und feminin unterschieden und andererseits zwischen gesund und ungesund, deute darauf hin, dass eine Vorliebe für Männlichkeit nichts zu tun habe mit einer Vorliebe für Gesundheit, erklärt Boothroyd. Ein gesund wirkendes Gesicht aber ist für sie auf jeden Fall ein gutes Zeichen.

David Perrett stimmt zu: "Es ist die Gesundheit der Männer, die für alle guten Qualitäten als Partner und Persönlichkeit steht." Ihre Ergebnisse, so Perrett, widersprechen den Annahmen, dass Machismo Fitness und Widerstandskraft gegenüber Krankheiten anzeige.

Mit Männlichkeit erwecke man vielleicht den Eindruck von Dominanz, erklärt der Forscher, aber nicht unbedingt den Anschein einer guten physischen Verfassung.

"Einen gesunden Mann betrachten Frauen aber als geeignet für das Familienleben und als Quelle für Wohlstand."

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