Eine altbekannte Fußballwahrheit: Schiedsrichter haben es schwer. Sie können eigentlich nur verlieren, denn gelobt wird selten, gemeckert nur zu oft. Britische und belgische Wissenschaftler haben nun untersucht, woran es liegt, wenn Schiris Fouls übersehen oder falsch bewerten.
In ihrer Studie, veröffentlicht im Fachmagazin Cognitive Research, spielten sie 20 Unparteiischen aus der belgischen Profiliga und 19 Amateur-Schiedsrichtern kurze Video-Clips alltäglicher Situationen vom Fußballplatz vor: Foulspiele beim Angriff, bei der Ecke - und auch harmlose Spielzüge. Hier ein Beispiel:
Studie Mit solchen Clips haben Forscher die Augenbewegungen von Schiris untersucht Zum Video Artikel
(Video: Cognitive Research )Per Eye-tracking-Technologie untersuchten sie die Augenbewegungen der Probanden. Ergebnis: Während Amateur-Schiris oftmals nur wenige Zehntelsekunden beobachten, wie zwei Spieler aneinander rasseln, fixierten die Profi-Schiedsrichter die brenzlige Situation deutlich länger. Das wirkte sich auch auf das Urteil aus: Während die Unparteiischen aus der Profiliga bei 61 Prozent ihrer Entscheidungen richtig lagen, urteilten die Amateure nur in 45 Prozent der Fälle korrekt.
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass Elite-Schiedsrichter über ein visuelles Suchverhalten verfügen, dass es ihnen ermöglicht, Foulspiele besser zu bewerten", sagt Studienautor Werner Helsen von der Universität Leuven. Die Forscher vermuten, dass die Zeitspanne, in der Schiris ein Foul beobachten, enorm wichtig ist für die korrekte Entscheidung: Strafstoß oder nicht, gelbe Karte oder gar Platzverweis? Die Ergebnisse der Studie stützen die Theorie, dass Schiedsrichter mit langjähriger Erfahrung im Profifußball eine Art Szenengedächtnis aufbauen, das ihnen hilft, im richtigen Moment dort hinzublicken, wo das Foul auch passiert.
