Vorurteil oder Tatsache?:Männer wollen Blondinen

Lesezeit: 12 min

Und zwar mit großen Brüsten und blauen Augen. Ein Vorurteil? Nein, sagen zwei Evolutionspsychologen, nur eine von etlichen "politisch unkorrekten Wahrheiten". Wir stellen zehn davon vor.

Markus C. Schulte von Drach

Alle Männer lieben kurvenreiche Blondinen. Ein Vorurteil, oder? Wer so etwas behauptet, der muss sich den Vorwurf der politischen Unkorrektheit gefallen lassen.

Die Blondine schlechthin: Marilyn Monroe. (Foto: Foto: AP)

Und doch ist etwas daran, sagen die Evolutionspsychologen Alan S. Miller von der Hokkaido University in Japan und Satoshi Kanazawa von der London School of Economics and Political Science.

Und sie gehen noch viel weiter. Eigentlich, so sagen sie, tendieren Menschen von Natur aus zur Vielweiberei, die übrigens vor allem für Frauen vorteilhaft sein soll. Sind Menschen schön, dann bekommen sie mehr Töchter, haben sie aber Söhne, so lassen sie sich nicht so häufig scheiden.

Insgesamt zehn politisch unkorrekte Wahrheiten haben die beiden Wissenschaftler kürzlich in der Fachzeitung Psychology Today veröffentlicht. Und sie glauben, ihre Überzeugung gut begründen zu können.

Skeptische Leser müssen sich bei diesem Ansatz erst einmal bereit finden, bestimmte Voraussetzungen zu akzeptieren. Wer etwa die Evolutionstheorie ablehnt, kann gleich aufhören zu lesen.

Denn die zwei Forscher leiten ihre Erkenntnisse von der Tatsache ab, dass alle Menschen zwar einen Teil ihrer Persönlichkeit individuell entwickeln - andererseits aber geprägt sind durch das Erbe unserer Ahnen, die sich im Verlauf der Evolution über Jahrmillionen an ihre Umwelt angepasst haben.

Und dieses Erbe betrifft nicht nur unseren Körperbauplan, sondern auch unser Verhalten und unsere Gefühle. Zwischen allen Menschen gibt es deshalb große Übereinstimmungen, völlig unabhängig von der Kultur, in der sie aufwachsen.

Zudem ist der Einfluss unseres Unterbewussteins auf unser Verhalten viel stärker, als wir es wahrnehmen oder wahrhaben wollen, sagen die Forscher. Das gilt gerade dann, wenn es um Überlebens- und Fortpflanzungsstrategien geht. Und eigentlich geht es letztlich immer genau darum.

"Die Bedeutung einiger Ideen", so warnen die Forscher, "könnten als unmoralisch, unseren Idealen entgegengesetzt oder beleidigend erscheinen." Und mit Sicherheit dürften sich die Wissenschaftler auf den Vorwurf des Sexismus gefasst machen.

Wir stellen die zehn "politisch unkorrekten Wahrheiten" hier vor, möchten allerdings betonen, dass sie nicht unbedingt die Meinung der Redaktion widergeben.

Da ihre Behauptungen auf wissenschaftlichen Belegen basieren, müsse man sie als wahr betrachten, so Miller und Kanazawa. "Ob man es mag oder nicht - die menschliche Natur ist einfach nicht politisch korrekt."

Wie überzeugend die Erklärungen sind, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Hier geht's zur "politisch unkorrekten Wahrheit" Nummer eins Männer stehen auf Blondinen mit Kurven

1) Männer stehen auf Blondinen mit Kurven

Blond, große Brüste . . . Pamela Anderson zeigt einige Eigenschaften, auf die Männer angeblich abfahren. (Foto: Foto: dpa)

(Und Frauen wollen wie solche aussehen)

Seit Hunderten, vielleicht seit Tausenden Jahren färben sich manche dunkelhaarige Frauen ihr Haar blond.

Und weltweit machen sie sich - unabhängig von der Haarfarbe - Sorgen um ihre Figur. Die Tendenz ist nach Einschätzung der Psychologen deutlich: Frauen möchten aussehen wie Barbiepuppen - und das beobachtet man auch dort, wo es Barbiepuppen gar nicht gibt.

Schuld daran ist die Vorliebe der Männer. Die nämlich stehen auf junge, blonde, kurvenreiche Frauen mit festen großen Brüsten. Und dafür gibt es offenbar biologische Gründe.

Mit einer jüngeren Frau haben Männer größere Chancen auf Nachwuchs. Und gerade helle Haare sind Miller und Kanazawa zufolge ein unbewusst wahrgenommenes Zeichen von Jugend. Schließlich werden sie mit zunehmendem Alter dunkler. Glänzendes Haar sei darüber hinaus ein Zeichen für Gesundheit.

Und dass Männer meist auf eine verhältnismäßig schmale Taille abfahren, lässt sich ebenfalls einfach erklären. Solche Frauen haben aufgrund ihres Hormonhaushalts offenbar weniger Probleme, schwanger zu werden und können bereits relativ früh empfangen.

Die Vorliebe vieler Männer - aber auch Frauen - für blaue Augen hängt angeblich damit zusammen, dass sich unsere Pupillen erweitern sich, wenn wir etwas Interessantes sehen. Das ist bei blauen Augen besonders gut zu beobachten. Kann man beim Gegenüber erkennen, wie dieser auf uns reagiert, macht ihn das für uns offenbar attraktiver.

Große Brust - große Fruchtbarkeit

Und dass Männer auf große Brüste stehen, können die Evolutionspsychologen auch erklären. So habe etwa kürzlich eine Studie an polnischen Frauen gezeigt, dass dieses Merkmal - allerdings im Zusammenhang mit einer schmalen Taille - auf große Fruchtbarkeit hinweist. Gemessen hatten die Wissenschaftler dazu die Spiegel der zwei Geschlechtshormone Östradiol und Progesteron.

"Männer wissen, dass blonde Frauen mit festen großen Brüsten nicht alle fünfzehn Jahre alt sind", schreiben Miller und Kanazawa. "Aber sie finden sie trotzdem attraktiv, weil ihre entwicklungsgeschichtlich entstandenen psychologischen Mechanismen von den modernen Erfindungen getäuscht werden, die in der Umwelt unserer Vorfahren nicht existierten."

Das Vorurteil wäre demnach keines. Und obwohl Männer im Zeitalter von Schönheitschirurgie, Haartönungen und farbigen Kontaktlinsen natürlich wissen, dass es sich nicht um natürliche Hinweise auf hohe Fruchtbarkeit handeln muss, lassen sie sich davon beeinflussen.

Hier geht's weiter zur "politisch unkorrekten Wahrheit" Nummer zwei Menschen sind von Natur aus polygam

10) Wie Selbstmordattentate mit Vielweiberei zusammenhängen

Die Bereitschaft, für eine Sache zu sterben, beschränkt sich nicht auf einen Kulturkreis. Aber wenn religiöse Gründe im Spiel sind, dann sind Selbstmordattentäter meistens Muslime, sagt Diego Gambetta von der Oxford University.

Dabei habe dieser Zusammenhang eigentlich nicht direkt etwas mit dem Islam zu tun, vermutet der Forscher. Es sei vielmehr eine indirekte Folge der Toleranz gegenüber der Vielweiberei.

Dass wohlhabende Männer viele Frauen haben können, so erklären Miller und Kanazawa die Idee des Briten, führt dazu, dass weniger gutgestellte, junge Männer geringere Chancen auf Fortpflanzung haben. Dies wiederum verstärkt den Wettbewerb und die Bereitschaft, mit Gewalt zum Ziel zu kommen.

"Vergleicht man alle Gesellschaften", so schreiben Miller und Kanazawa, "stellt man fest, dass Polygynie einhergeht mit höheren Raten von Mord und Vergewaltigung - selbst wenn man alle anderen wichtigen Faktoren berücksichtigt."

Die Vielweiberei allein sei allerdings noch kein Grund, dass sich ein Mann zum Selbstmordattentäter entwickelt. Denn, so die Evolutionspsychologen, Gesellschaften in Schwarzafrika und der Karibik, die stärker polygyn sind als Nordafrika oder die Länder des Mittleren Ostens, zeichnen sich zwar durch eine große Zahl von Gewalttaten und Bürgerkriegen aus, aber nicht durch Selbstmordattentate.

Neben der Vielweiberei wirkt auf junge Muslime auch das Versprechen des Koran, im Himmel stünden 72 Jungfrauen für jeden Märtyrer bereit. So verlockend das für jeden Mann sein mag - wer im Diesseits bereits Chancen auf wenigstens eine Frau hat, wie es in monogamen Gesellschaften der Fall ist, ist vermutlich weniger stark motiviert, als Märtyrer auf einen Reproduktionserfolg im Jenseits zu setzen.

Für junge Muslime aber - und bei islamistischen Selbstmordattentätern handelt es sich in der Regel um verhältnismäßig junge Singles - ist diese Aussicht immer noch besser als nichts.

2) Menschen sind von Natur aus polygam

In den westlichen Zivilisationen und auch in vielen anderen Kulturen ist die offiziell vorherrschende Beziehungsform zwischen Geschlechtspartnern die Monogamie.

Doch weltweit und historisch betrachtet sind Menschen von Natur aus eigentlich polygam (auf ein Individuum kommen gleichzeitig mehrere Geschlechtspartner) . Zwar ist Polyandrie, bei der eine Frau mehrere Männer heiratet, sehr selten. Polygynie aber, also Vielweiberei, war in der Geschichte der Menschheit die vorherrschende Beziehungsform. Das zeigen nicht nur historische Beispiele, sondern lässt sich ableiten von der unterschiedlichen durchschnittlichen Körpergröße von Mann und Frau.

Bei Primaten, zu denen die Art Homo sapiens gehört, und auch bei vielen Vertretern anderer Ordnungen haben Wissenschaftler einen starken Zusammenhang zwischen dem Größenunterschied zwischen Männchen und Weibchen und der Tendenz zur Polygynie nachgewiesen.

Je größer das Männchen im Vergleich zum Weibchen ist, desto mehr Partnerinnen bilden seinen Harem. Männer sind nun im Schnitt etwa zehn Prozent größer und zwanzig Prozent schwerer als Frauen. Und dies, so die Forscher, deute darauf hin, dass Menschen zur Vielweiberei tendieren.

Auch wenn Miller und Kanazawa damit jeglicher Romantik die Grundlage zu entziehen scheinen: Tatsächlich gilt auch heute im Prinzip noch, dass eine Frau und ihre Kinder besser versorgt sein könnten, wenn sie sich mit anderen Frauen und deren Kindern das Vermögen eines einzigen, aber sehr reichen Mannes teilen, als wenn sie einen armen Partner für sich allein hat.

In der Gesellschaft kommt es den Forschern zufolge letztlich darauf an, ob die verfügbaren Mittel gleichmäßig oder unterschiedlich auf die Männer verteilt sind. In den meisten modernen Gesellschaften ist die materielle Situation der meisten männlichen Mitglieder so ähnlich, dass sich trotz der Polygynie-Tendenz meist mehr oder weniger monogame Verhältnisse eingestellt haben.

Hier geht's weiter zur "politisch unkorrekten Wahrheit" Nummer drei Frauen profitieren eher von der Vielweiberei, Männer eher von der Monogamie

3) Frauen profitieren eher von der Vielweiberei, Männer eher von der Monogamie

In einer Gesellschaft, in der Monogamie vorherrscht, haben nur wenige Frauen die Chance, einen der wenigen reichen Männer zu ergattern. Diese Frauen haben dann zwar einen großen Vorteil (sie müssen das Vermögen ihres Mannes höchstens mit inoffiziellen Konkurrentinnen teilen).

Doch andere Frauen, die selbst mit einem Teil dieses Vermögens besser gestellt wären als mit einem armen Partner, bleiben außen vor. Für Frauen bietet die Vielweiberei demnach bessere Chancen, gut versorgt zu werden, als die Monogamie.

Dagegen haben in einer Monogamie selbst arme, unattraktive Männer gute Chancen, überhaupt eine Partnerin für sich zu gewinnen, da die reichen Konkurrenten weniger Frauen an sich binden als in einer Polygynie.

Dass heute viele Frauen selbständig und materiell gut gestellt sind, widerspricht diesen Erklärungen übrigens nicht unbedingt: Auch dort, wo Frauen emanzipiert sind, organisieren die meisten Menschen ihre Fortpflanzung nicht anders als zuvor.

Reiche Frauen müssen einfach nur weniger darauf achten, sich einen reichen Mann zu suchen. Sie können sich mehr von anderen wünschenswerten Eigenschaften leiten lassen, etwa dem Aussehen oder der Verlässlichkeit eines potentiellen Partners.

Hier geht's weiter zur "politisch unkorrekten Wahrheit" Nummer vier Paare mit Söhnen bleiben eher zusammen

4) Paare mit Söhnen bleiben eher zusammen

Statistisch gesehen lassen Paare mit mindestens einem Sohn sich seltener scheiden, als solche, die nur Töchter bekommen haben.

Miller und Kanazawa erklären sich das folgendermaßen: Der Mann hat besonders gute Chancen, sich fortzupflanzen, wenn er wohlhabend ist und über einen hohen Status und viel Macht verfügt.

Um seinen eigenen Reproduktionserfolg zu maximieren, muss ein Vater auch seinen Nachwuchs möglichst gut ausgestattet ins Leben entlassen. Was er zu vergeben hat, ist für Söhne jedoch wichtiger als für Töchter. Deshalb bleibt ein Mann eher bei seiner Frau, wenn sie gemeinsam einen Sohn haben.

Für eine Tochter dagegen ist das, was er zu vererben hat, weniger wichtig. Schließlich kommt es beim weiblicher Nachwuchs - wie bei allen Frauen - vor allem auf Schönheit und Jugend an. Und darauf hat die Anwesenheit des Vaters keinen Einfluss. Deshalb trennen sich Väter mit Töchtern eher von ihrer Partnerin, als solche mit Söhnen.

Hier geht's weiter zur "politisch unkorrekten Wahrheit" Nummer fünf Schöne Menschen haben mehr Töchter

5) Schöne Menschen haben mehr Töchter

Es gibt offenbar Faktoren, die mitentscheiden, welches Geschlechtschromosom der Vater zum Nachwuchs beisteuert. Zwar ist noch nicht klar, wie das physiologisch vor sich geht. Doch wie die sogenannte Trivers-Willard-Hypothese besagt, zeugen wohlhabende Eltern mehr Söhne, arme Eltern mit niedrigem sozialen Status dagegen eher Töchter.

Das hängt vermutlich damit zusammen, dass Söhne, denen großer Reichtum zur Verfügung steht, sich theoretisch eine größere Zahl von Beziehungen zu Frauen und mehr Nachwuchs leisten können. Begrenzt wird dies nur durch die materiellen Mittel, nicht aber durch ihre Zeugungsfähigkeit.

Töchter können aufgrund der biologischen Grenzen jedoch nur eine begrenzte Zahl von Kindern zur Welt bringen - völlig unabhängig davon, ob sie aus einem armen oder reichen Elternhaus stammen.

Tatsächlich, so berichten die Evolutionspsychologen in Psychology Today, haben zum Beispiel US-Präsidenten und Vizepräsidenten sowie ihre Minister mehr Söhne als Töchter. Arme Hirten in Ostafrika dagegen bekommen eher Töchter. Und auch der Wunsch nach einem Sohn ist offenbar weltweit stärker unter wohlhabenden Personen als unter Armen.

Letztere, so Miller und Kanazawa, wünschen sich einer großen internationalen Umfrage zufolge tatsächlich eine Tochter. Die Liste der Belege für die Trivers-Willard-Hypothese ließe sich fortsetzen.

Die Evolutionspsychologen gehen nun davon aus, dass sich die Hypothese über die Faktoren Reichtum und Status hinaus verallgemeinern lässt:

Wenn Eltern Eigenschaften haben, die sie vererben können, und die ihren Söhnen mehr Vorteile bringen als ihren Töchtern, dann bekommen sie auch eher Söhne. Und das gleiche gilt auch umgekehrt.

Nun spielt die äußere Schönheit von Frauen für ihre Chancen auf Fortpflanzung eine größere Rolle als für Männer. Demnach sollte eine verallgemeinerte Hypothese besagen, dass schöne Eltern mehr Töchter als Söhne bekommen. Und das ist tatsächlich der Fall. Amerikaner, die als "sehr attraktiv" bewertet werden, bekommen als erstes Kind mit einer Wahrscheinlichkeit von 56 Prozent eine Tochter, während es bei allen anderen 48 Prozent sind.

Hier geht's weiter zur "politisch unkorrekten Wahrheit" Nummer sechs Was Bill Gates und Paul McCartney mit Kriminellen gemeinsam haben

6) Was Bill Gates und Paul McCartney mit Kriminellen gemeinsam haben

Weltweit und zu allen Zeiten wurde und wird beobachtet, dass bei Männern während der Pubertät die Bereitschaft, Verbrechen zu verüben, stark wächst. Bei jungen Erwachsenen lässt sie nach und verschwindet bei den meisten Männern jenseits des 30. Lebensjahres weitgehend. Diese Bereitschaftskurve in Abhängigkeit vom Alter lässt sich überhaupt für riskantes Verhalten zeichnen.

Doch wie Miller und Kanazawa erklären, gilt dieser altersabhängige Verlauf generell für jedes quantifizierbare Verhalten, dass von potentiellen Fortpflanzungspartnerinnen beobachtet werden kann - und eine Leistung voraussetzt.

Es gilt auch für die Produktivität von Künstlern und Genies. Selbst Musiker und Wissenschaftler erreichen den Spitzenwert ihrer Produktivität als junge Erwachsene - dann wird sie schwächer.

Bei Frauen ist diese Kurve übrigens weit schwächer ausgeprägt: Sie zeigt keinen so deutlichen Spitzenwert und verändert sich auch mit dem zunehmenden Alter nicht so stark.

Bill Gates und Paul McCartney sind für die Evolutionspsychologen zwei gute Beispiele für ihre Idee. Der Ex-Beatle hat seit Jahren keinen Hit mehr geschrieben, und von dem Computer-Genie Gates ist nicht mehr viel übrig

Soweit die Beobachtung. Doch was steckt dahinter? Kreativität und Bereitschaft zu Verbrechen und Gewalt sind sämtlich Ausdrücke des Bedürfnisses junger Männer, im Wettbewerb um Partnerinnen zu bestehen, vermuten die Evolutionspsychologen. Entwickelt haben sie sich als Mittel der Wahl unter den Umweltbedingungen, die zur Zeit der Frühmenschen geherrscht hatten.

Allerdings lässt das Interesse am Wettbewerb dramatisch nach, wenn der erste Nachwuchs da ist. Schließlich müssen die Kinder versorgt und geschützt werden.

Das ist allerdings meist erst etliche Jahre nach der Pubertät soweit, da die Männer vor der ersten Fortpflanzung erst den Zugang zu ausreichend Ressourcen gesichert und einen ordentlichen Status erreicht haben müssen, um für eine Partnerin attraktiv zu sein.

So lässt sich der Anstieg der Gewaltbereitschaft und als Alternative für weniger aggressive Wettbewerber der Zuwachs an Kreativität erklären. Wenn es schließlich zur Reproduktion kommt, lässt beides stark nach.

Wieso aber kommt es überhaupt zum Wettbewerb zwischen den Männern mit all seinen Konsequenzen?

Einfach deshalb, weil bei Menschen, wie auch bei vielen Tieren, die Weibchen unter den Bewerbern auswählen.

"Frauen", so schreiben Miller und Kanazawa, "sagen oft NEIN zu Männern. Männer mussten fremde Länder erobern, Schlachten gewinnen, Symphonien komponieren, Bücher oder Gedichte schreiben, Kathedralendecken anmalen, wissenschaftliche Entdeckungen machen, in Rockbands spielen oder neue Computersoftware entwickeln, um Frauen ins Bett zu kriegen". Selbst Zivilisationen hätten Männer aufgebaut und zerstört, nur um Frauen so zu beeindrucken, dass diese endlich JA sagten.

Hier geht's weiter zur "politisch unkorrekten Wahrheit" Nummer sieben Die Midlife-Crisis ist ein Mythos

7) Die Midlife-Crisis ist ein Mythos

Viele Männer machen in der Mitte des Lebens eine Krise durch, bei der der Eindruck entsteht, sie würden sich wünschen, wieder jung zu sein und noch einmal von vorn beginnen zu können.

Tatsächlich erleben viele Männer eine Alterskrise. Aber die hängt nicht mit ihrem eigenen Alter zusammen, sondern ... mit dem Alter ihrer Frau.

Will ein Mann seinen Fortpflanzungserfolg optimieren, so ist eine Frau jenseits der Wechseljahre für ihn nicht mehr so interessant. Er wendet sich verstärkt wieder jüngeren Frauen zu.

Ein 50-jähriger Mann mit einer 25-jährigen Frau, so erklären Miller und Kanazawa, mache keine Midlife-Crisie durch, ein gleichaltriger Mann mit einer fünfzigjährigen Frau schon. Und "wenn dieser Mann sich ein neues rotes Sportauto kauft, dann nicht, weil er seine Jugend zurückwill; er versucht, seine ältere Frau durch eine jüngere zu ersetzen, indem er Wohlstand demonstriert."

Hier geht's weiter zur "politisch unkorrekten Wahrheit" Nummer acht Für einen männlichen Politiker ist es natürlich, alles für eine Affäre zu riskieren

Die Affäre mit Praktikantin Monica Lewinsky machte US-Präsident Bill Clinton zum Gespött der Öffentlichkeit. (Foto: Foto: AP)

8) Für einen männlichen Politiker ist es natürlich, alles für eine Affäre zu riskieren

Wie konnte Bill Clinton nur seine Karriere aufs Spiel setzen, als er Ende der Neunziger eine Affäre mit einer 24-jährigen Praktikantin im Weißen Haus anfing?

Die Antwort ist ganz einfach, wenn man der Geschichtswissenschaftlerin Laura Betzig folgt. Mächtige Männer hatten in der Geschichte der westlichen Staaten zwar immer nur eine Ehefrau. Aber gelebt haben sie in der Regel polygyn.

Neben der Gemahlin gab es immer Geliebte, Konkubinen oder weibliche Sklaven. Mit einer Ehefrau wurden legitime Kinder gezeugt, mit den anderen Frauen die Kegel ("Mit Kind und Kegel" bedeutete ursprünglich: Mit ehelichen und unehelichen Kindern). Und der Fortpflanzungserfolg war entsprechend hoch.

Männer suchen politische Macht - bewusst oder unbewusst - mit dem Ziel, Zugang zu mehr Frauen zu haben, erklären Miller und Kanazawa. Die Frage, warum der US-Präsident eine Affäre mit einer jungen Frau eingegangen sei, sei aus der Sicht eines Darwinisten eine dumme Frage, so die Evolutionspsychologen. Man könnte dann auch fragen, warum jemand, der hart gearbeitet hat, sein Geld ausgeben will.

Das Besondere an Bill Clintons Affäre war ihrer Einschätzung nach nicht, dass er eine hatte, sondern nur, dass er dabei erwischt wurde.

Hier geht's weiter zur "politisch unkorrekten Wahrheit" Nummer neun Männer belästigen Frauen, weil sie keine Sexisten sind

(Foto: Foto: iStock)

9) Männer belästigen Frauen, weil sie keine Sexisten sind

Männer treffen an ihrem Arbeitsplatz immer häufiger auf Kolleginnen. Und damit steigt die Zahl sexueller Belästigungen. Doch anders als viele Frauenrechtlerinnen annehmen, sind die sexuellen Belästigungen, zu denen es am Arbeitsplatz kommt, keine Folge des noch immer herrschenden Patriarchats.

Man müsse vielmehr zwei Typen von sexueller Belästigung unterscheiden, die auf den Psychologen Kingsley R. Browne zurückgehen, so Miller und Kanazawa. Zum einen gibt es die Belästigung nach dem Prinzip "Quid pro quo": Du musst mit mir schlafen, wenn du deinen Job behalten oder Karriere machen willst.

Diese Form der Belästigung hängt damit zusammen, dass Männer ein Bedürfnis nach schnellem Sex verspüren - und bereit sind, dafür alle verfügbaren Mittel anzuwenden, erklären die Psychologen. Es ginge dabei nicht nur um Macht, wie manche Feministinnen behaupten. Vielmehr werde die Macht genutzt, um zum Sex zu kommen.

Der zweite Typ sexueller Belästigung hängt damit zusammen, dass Männer am Arbeitsplatz - wie auch woanders - sich gegenseitig als Konkurrenten beleidigen, einschüchtern und erniedrigen. Frauen erweitern lediglich das Spektrum der Konkurrenz - und werden nun genauso behandelt wie männliche Kollegen zuvor. Die Frauen, erklären Miller und Kanazawa, würden demnach hier gar nicht als Frauen belästigt, sondern genauso wie Männer. Und zwar gerade weil diese nicht zwischen männlichen und weiblichen Arbeitskollegen unterscheiden.

Hier geht's weiter zur "politisch unkorrekten Wahrheit" Nummer zehn Wie Selbstmordattentate mit Vielweiberei zusammenhängen

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: