Vögel im Winter:Mann, seid ihr tapfer!

Während ihre Luxus-Kollegen im Süden tropische Käfer naschen, halten ein paar gefiederte Freunde hier wacker die Stellung.

Von Rebecca Casati

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Vögel im Winter:Die anderen kommen auch gleich

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Quelle: Alessandra Schellnegger

Dieses ist ein schönes, aber kein sehr typisches Bild, denn in dem leeren Baum sitzt ganz allein eine Krähe, und die ist in der Regel ein sehr geselliger Vogel und hockt oft mit zahlreichen anderen Exemplaren zusammen. Man könnte sowieso sagen: Die Krähen sind die Prolls unter den Vögeln. Ihr Blick ist dreist, sie machen Krach, und zwar das ganze Jahr hindurch, aber jetzt im Winter schallt ihr Krrr-ah noch lauter durch die unbelaubten Bäume. Sie treiben sich gerne auf Müllhalden herum. Sie mögen Fleisch, Würmer, Obst oder Nüsse, fressen aber auch ganz unbekümmert Fäkalien. Und weil sie weder besonders hübsch noch besonders zutraulich sind, füttert kaum jemand sie freiwillig. Ihnen ist's wahrscheinlich einerlei. Für den Winter sind sie vergleichsweise gut gerüstet. Und nicht mal Schnee lässt sie fahl wirken.

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Vögel im Winter:Nix Flausch

Möwen im Hafen

Quelle: dpa

Obwohl sich gegen die Kälte auch unterschiedliche Vogelarten in Schlafgemeinschaften aneinanderkuscheln - die Piratenpartei würde es "Flausch-Kolonie" nennen -, ist jeder sich selbst der Nächste, wenn es um die raren Protein-Snacks geht. In Gewässernähe sollte man sich seiner Beute nie sicher sein. Möwen bedrängen ihresgleichen sowie andere Vogelarten, zum Beispiel die Blässhühner oder Graureiher, kreischen, flattern und stalken so lange, bis einer die Beute, der andere das Nachsehen hat - so, als gäbe es kein Morgen. Was in extremen Wintern für viele "Standvögel" ja auch der Fall ist.

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Vögel im Winter:Die Wache

Deutschlands älteste staatliche Vogelschutzwarte wird 100

Quelle: dpa

Eulen haben in verschneiten Wintern mit das schwerste Los aller Daheimgebliebenen. Mäuse, ihre Hauptnahrungsquelle, bewegen sich unterhalb der Schneedecke voran. Wer Glück hat, zumindest als Eule, schmuggelt sich durch ein offenes Scheunentor und geht dort auf Mäusejagd. Die weniger Glücklichen müssen sich auf Friedhöfe, in Parks, aber auch an den Rand von schneeberäumten Straßen kauern und so lange warten, bis eine arglose Spitz- oder Wühlmaus ihren Blick kreuzt. Leider werden die Eulen auf diese Art häufig selber Opfer: des Verkehrs. Umso unverdrossener gehen die Überlebenden bereits im Februar wieder auf Partnersuche. Das aus Edgar Wallace und auch allen anderen Spukschloss-Filmen berühmte "Uh-Huuu" ist nämlich nichts anderes als ein Paarungsruf.

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Vögel im Winter:Nostalgie-Bonus

Schnee in München

Quelle: dpa

Auch Enten tun sich eher schwer im Winter. Vor allem wenn Schnee liegt und die Wasserdecken gefroren sind, sodass sie nicht mehr "gründeln" können. Dann bleiben kaum noch Orte, wo sie überhaupt nach ihrer Nahrung - Sämereien, grüne Wasser- und Uferpflanzen, aber auch Schnecken, Frösche und Larven - suchen können. Und dann fällt ihre Hauptbalzzeit auch noch gleich auf den Januar; den Monat, in dem sich sowieso kaum jemand sexy und attraktiv fühlt! Immerhin kommen sie dank Fettschicht und dichten Gefieders ganz gut mit Kälte zurecht. Außerdem füttern die Menschen sie aus nostalgischen Gründen gerne. Das beste Überwinterungslager für sie ist wahrscheinlich Hamburg. Wasser gibt's genug. Und Hamburger halten Enten für die vollkommensten Tiere, die Gott je schuf.

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Vögel im Winter:Aua

Stadtvögel zwitschern heller - Kohlmeise

Quelle: dpa

Die Kohlmeise kommt recht leidlich durch. Ihr harter Schnabel kann sogar Haselnüsse knacken. Auch Äpfel verschmäht die Meise nicht, überhaupt ist sie ein Generalist und muss es sein, denn wenn sie nur einen Tag lang nichts Essbares findet, stirbt sie. Trotzdem ist es falsch, ihr aus Semmeln herausgepulte Teigteile hinzustreuen. Man soll gar kein frisches Brot füttern, weil es in den Winzlings-Mägen aufquillt. Ideal sind ungesalzene, ungeröstete Erdnüsse sowie Sonnenblumenkerne, auch eingerollt in Schmalz. Immer wieder heißt es, in Ungarn hätte man Kohlmeisen dabei beobachtet, wie sie Zwergfledermäuse aus ihren Höhlen gezerrt und sich über sie hergemacht hätten. Aber das war vielleicht eher umgekehrt. Und auch gar nicht in Ungarn, sondern in Rumänien.

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Vögel im Winter:Alles, was rund ist

Amsel im Vogelhaus

Quelle: Daniel Reinhardt/dpa

Die bevorzugte Winternahrung von Amseln klingt wie ein gutes Biokeksrezept: Nüsse, Mais, Rosinen, Äpfel, Haferflocken, Beeren. Besonders letztere sind vitaminreich und ein wichtiger Baustein des winterlichen Amsel-Menüs. Die dieser Tage wirklich alles nimmt, was irgendwie farbig und rund aussieht und von Bäumen und Büschen hängt. Dank ihrer flötenden Sangeskunst, diverser Gedichte, spätestens aber seit dem Beatles-Hit "Blackbird" haben die Menschen zur Amsel ein eher inniges Verhältnis und rücken bereitwillig Futter für sie heraus. Wer einmal mit ihrer Fütterung begonnen hat, zum Beispiel im eigenen Garten, sollte das übrigens auch in den kommenden Jahren beibehalten. Und Wasser nicht vergessen. Ein paar Wochen müssen wir alle noch durchhalten.

© SZ vom 12.01.2013/mcs
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