Verhaltensforschung:Fliegende Werkzeugmacher

Krähen sind nicht nur schlau - sie besitzen offenbar auch ein Abstraktionsvermögen, wie man es bislang nur von Primaten kannte.

C. Weber

In Experimenten neuseeländischer Forscher haben sogenannte Geradschnabelkrähen (Corvus moneduloides) noch größere geistige Fähigkeiten bewiesen, als man ihnen ohnehin schon zuschrieb:

Krähe, ddp

Krähen sind nicht nur von ihrer Neugier getrieben.

(Foto: Foto: ddp)

Wie das Team um den Biologen Alex Taylor von der University of Auckland berichtet (Proceedings of the Royal Society B, online), gelang es den Vögeln, bis zu drei Werkzeuge zu kombinieren, um an Futter zu gelangen.

Dieser Erfolg deutet auf ein Abstraktionsvermögen hin, das man bislang nur von Primaten kannte.

Die Forscher experimentierten mit sieben Krähen, die sie auf der südpazifischen Insel Neukaledonien gefangen hatten. Im Labor mussten die Tiere dann eine komplexe Aufgabe bewältigen, die nur in mehreren Schritten zu lösen war:

In einer Kiste mit einem Loch befand sich ein Stück Fleisch, das die Krähen nur mit einem langen Stock erreichen konnten. Dieser Stock befand sich in einer vergitterten Schachtel und konnte nur mit einem kleineren Stock herausbugsiert werden. Der kleine Stock wiederum hing an einer Schnur, die an der Sitzstange der Krähen befestigt war.

"Sam" erarbeitete sich das Futter ohne einen Fehler

Dabei hatten die Vögel bei vorangegangenen Versuchen unterschiedliche große Erfahrungen entweder mit nur einem oder allen Teilschritten der Aufgabe gemacht. Im aktuellen Experiment gelang es allen fortgeschrittenen Tieren auf Anhieb, das Problem zu lösen.

Die weniger erfahrenen Tiere benötigten zum Teil drei oder vier Versuche, aber auch unter ihnen gab es Hochbegabte: Die Krähe "Sam" etwa untersuchte 110 Sekunden lang die Versuchapparatur und erarbeitete sich dann das Futter, ohne einen einzigen Fehler zu begehen.

Versuchsleiter Alex Taylor staunte: "Es war unglaublich überraschend, herauszufinden, dass die Krähen das Problem lösen konnten, obwohl sie zwei neue Verhaltensweisen erfinden mussten."

Die Ergebnisse lassen vermuten, dass die Vögel tatsächlich kausale Überlegungen vor dem Gebrauch von Werkzeug anstellen. Skeptiker hatten bei früheren, einfacheren Vesuchen vermutet, dass die Tiere nur durch Neugier getrieben nach Stöckchen schnappen und erst dann bemerken, dass man mit ihnen zum Ziel gelangen kann.

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