Verhaltensbiologie:Helferfisch

Kaninchenfische haben soziale Fähigkeiten, die man bisher nur einigen Säugetieren und Vögeln zugetraut hat. Während ein Fisch frisst, passt der andere auf und umgekehrt. Beide Tiere profitieren von der Kooperation.

Von Tina Baier

Anders als etwa Schimpansen sind Fische eher nicht als soziale Wesen bekannt. Zu Unrecht, wie australische Zoologen in der Fachzeitschrift Scientific Reports berichten. Ihren Beobachtungen zufolge helfen sich zumindest Kaninchenfische, die sie am nördlichen Great Barrier Reef beobachtet haben, gegenseitig.

Einige der 28 Kaninchenfisch-Arten leben in stabilen Zweierbeziehungen, die auch gleichgeschlechtlich sein können. Sie fressen mit mümmelnden Bewegungen der Oberlippe - daher der Name. Bei vier Arten haben Simon Brandl und David Bellwood vom ARC Centre of Excellence for Coral Reef Studies in Townsville beobachtet, dass einer der Partner Schmiere steht, während der andere tief in die Riffspalten eintaucht, um nach Algen zu suchen.

Der Wächterfisch schwimmt dabei fast senkrecht im Wasser, eine Position, in der er die bestmögliche Übersicht hat. Taucht ein Feind auf, geht die Fluchtreaktion in mehr als 90 Prozent von ihm aus, sein fressender Partner folgt mit leichter Verzögerung. In regelmäßigen Abständen tauschen die Partner ihre Position, sodass beide in Ruhe fressen können. "Ein solches Verhalten wurde bei Fischen bisher noch nie beobachtet", sagt Simon Brandl. "Wir vermuten, dass es sich dabei um reziproke Kooperation handelt."

Darunter versteht man ein Verhalten, bei dem ein Partner in den anderen investiert, ohne dass er sofort einen unmittelbaren Nutzen davon hat. Die Investition bekommt er aber später zurück, und unter dem Strich profitieren beide. Im Fall der Kaninchenfische haben die Wissenschaftler beobachtet, dass Tiere, die bewacht werden, länger fressen und tiefer in die Spalten eintauchen als Fische, die keinen Aufpasser haben.

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