Verbrecherjagd:Auf der Keimspur

Verbrecher könnten künftig anhand ihrer bakteriellen Fingerabdrücke überführt werden. Denn die Keime der Handflächen sind sehr individuell und haften lange am Tatort.

Wenn der Verbrecher schon längst geflüchtet ist, sind einige seiner Hautkeime häufig noch am Tatort. Aus ihnen könnten Ermittler womöglich schon bald bakterielle Fingerabdrücke erstellen und Gesetzesbrecher entlarven. Denn jeder Mensch beherbergt Milliarden Krankheitserreger und harmlose Keime auf seiner Haut, wobei diese Mikrobengemeinschaften häufig erstaunlich individuell sind.

Forscher der University of Colorado haben nun getestet, ob Personen anhand hinterlassener Bakterien zweifelsfrei identifiziert werden können (PNAS, online). Dafür machten sie Abstriche von neun Computertastaturen und -mäusen und den Handflächen der jeweiligen Besitzer. Dann analysierten sie das Erbgut der gefundenen Bakterien. Diese Daten verglichen sie mit Proben von öffentlichen Tastaturen und mit den Hautbakterien von 270 weiteren Personen. Bei allen neun Privatrechnern gelang es den Forschern, die Eigentümer zu identifizieren.

Selbst zwei Wochen, nachdem ein Mensch einen Gegenstand berührt hat, können die für ihn verräterischen Bakterien noch nachgewiesen werden. Umgekehrt können sich die Täter selbst durch wiederholtes Händewaschen kaum von den verräterischen Bakterien befreien. Als Spuren wären sie besonders wertvoll, wenn sowohl normale Fingerabdrücke als auch Speichel- oder Blutreste für die herkömmliche DNS-Analyse fehlen. Das Erbgut der Hautbewohner könnte dann wichtige Indizien liefern. Bevor aber Gerichte auf solche Daten zurückgreifen können, müssen weitere Studien die Eindeutigkeit und Verlässlichkeit der Methode belegen.

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