UN-Klimagipfel:"Was wir nicht haben, ist Zeit"

Zum Auftakt der Klima-Konferenz von zahlreichen Staats- und Regierungschefs in New York hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zum Kampf gegen den Klimawandel aufgerufen - mit deutlichen Worten. Auch Bundeskanzlerin Merkel forderte vor dem Plenum drastische Schritte

Michael Bauchmüller

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat die Staaten zu raschen Schritten gegen den Klimawandel aufgerufen. Zum Auftakt einer Klima-Konferenz von Staats- und Regierungschefs aus aller Welt malte Ban ein dramatisches Bild von den Folgen der Erderwärmung.

Ban Ki Moon UNO Klima AFP

Ban Ki Moon bei seiner Rede vor der Klima-Konferenz

(Foto: Foto: AFP)

"Die Zeit der Zweifel ist vorüber", sagte Ban mit Blick auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse. "Wenn wir nicht handeln, werden die Folgen des Klimawandels zerstörerisch sein." Einen Tag vor Beginn der UN-Generalversammlung waren 70 Staats- und Regierungschefs Bans Einladung gefolgt, darunter auch Kanzlerin Angela Merkel. Noch nie hat es zum Klimawandel eine so hochrangig besetzte Konferenz gegeben.

"Industriestaaten müssen Anstrengungen verstärken"

Von dem Treffen müssten Signale auch für die Klimakonferenz in Bali am Ende des Jahres ausgehen, forderte der UN-Generalsekretär. "Unser Ziel darf kein geringeres sein als ein Durchbruch in Bali", sagte Ban. "Was wir nicht haben, ist Zeit." Die Bali-Konferenz im Dezember soll den Boden bereiten für ein neues Klimaabkommen der Vereinten Nationen.

Soll der internationale Klimaschutz nach Ende des Kyoto-Protokolls nahtlos fortgesetzt werden, müsste dieses Abkommen bis Ende 2012 in Kraft treten. Vor allem Industriestaaten müssten dazu ihre Anstrengungen verstärken, so Ban. Zudem bräuchten Entwicklungsländer Anreize, mehr für den Klimaschutz zu tun. Dies dürfe aber nicht deren Chancen auf Wirtschaftswachstum schmälern.

Unterstützt wurde Ban vom Vorsitzenden des internationalen Wissenschaftler-Gremiums IPCC, Rajendra Pachauri. "Selbst wenn wir sofort die Emissionen von Treibhausgasen stabilisieren, wird sich die Erderwärmung noch viele Jahre fortsetzen", warnte er. Folgen des Klimawandels seien schon jetzt unumgänglich.

Ein gemeinsames Niveau erreichen

Umso beherzter müsse die Weltgemeinschaft aber die Emissionen senken. Während die Kosten eines ungebremsten Klimawandels sich kaum abschätzen ließen, werde die Vermeidung von Emissionen "unseren Wohlstand allenfalls ein paar Monate später wachsen lassen", warb Pachauri.

Ähnlich argumentierte auch Merkel. Vor dem Plenum wiederholte sie ihren Vorschlag, den Klimaschutz stärker an den Pro-Kopf-Emissionen festzumachen. Langfristig würden die Emissionen der Industrieländer dann sinken, die der Entwicklungsländer könnten noch etwas steigen - bis ein gemeinsames Niveau erreicht wäre. "Das verlangt nicht zu viel von jedem", sagte sie.

Wie auch Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy verlangte Merkel eine Verminderung der Treibhausgas-Emissionen um 50 Prozent bis 2050. Auch in ihrer Rede vor der Generalversammlung an diesem Dienstag will Merkel auf den Klimaschutz eingehen.

Vaclav Klaus bleibt skeptisch

Sarkozy kündigte an, er wolle den Kampf gegen den Klimawandel zu einem Schwerpunkt der französischen EU-Präsidentschaft im kommenden Jahr machen.

Dagegen erneuerte Tschechiens Präsident Vaclav Klaus seine skeptische Haltung. "Die hypothetische Bedrohung beruht auf spekulativen Erkenntnissen", sagte er. Die wissenschaftliche Debatte werde zu einseitig geführt.

In vier Arbeitskreisen erörterten die Staatschefs Möglichkeiten, dem Klimawandel zu begegnen. Für Montagabend hatte Ban zudem einen kleinen Kreis von Staatsleuten zu einem "privaten" Abendessen eingeladen, darunter neben Merkel und Sarkozy auch US-Präsident George W. Bush.

Dieser hat für Donnerstag zu einem separaten Klima-Treffen nach Washington geladen. Hier sollen allein die 18 Staaten mit dem größten Energieverbrauch über Strategien zum Klimaschutz beraten.

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