Umweltschutz:Australien will Plastiktüten verbieten

Australiens Umweltminister Peter Garrett hat angekündigt, Plastiktüten noch in diesem Jahr aus dem Verkehr zu ziehen. Auch China plant ein Verbot der Tragetaschen.

Australien hat angekündigt, Plastiktüten aus dem Verkehr zu ziehen. "Wir wollen damit in diesem Jahr beginnen", sagte Umweltminister Peter Garrett.

Umweltschutz: Peter Garrett: "Die meisten Australier wollen die Plastiktüten loswerden."

Peter Garrett: "Die meisten Australier wollen die Plastiktüten loswerden."

(Foto: Foto: AFP)

Für die Australier ist die Vorstellung, mit eigenen Taschen zum Einkaufen zu gehen, neu. Der Umweltschutz ist in dem Land nicht sehr ausgeprägt. Australien gehört pro Kopf zu den größten Atmosphärenverschmutzern der Welt. Das liegt vor allem an der umfangreichen Kohleindustrie.

Vor einem Jahr machte die frühere Regierung bereits mit einem Verbot von Glühbirnen weltweit Schlagzeilen. Ab 2010 dürfen nur noch Energiesparlampen verkauft werden. Das soll die Emissionen von Treibhausgas reduzieren.

"Die meisten Australier wollen die Plastiktüten loswerden", sagte Garrett, früher Sänger der Rockgruppe Midnight Oil. "Es fliegen schätzungsweise vier Milliarden Tüten herum, landen auf Müllkippen, bedrohen unsere Wildtiere und verschmutzen unsere Strände. Es ist absolut wichtig, dass wir das in den Griff bekommen."

Vor allem Meerestiere halten Plastiktüten oft für Nahrung, verschlucken sie und verenden. Jährlich sterben so insgesamt Zehntausende Wale, Robben und Schildkröten.

Die Vorgängerregierung hatte 2002 einen 64 Seiten langen Bericht über das Problem der Plastiktüten verfasst. Einige Firmen wie Ikea schafften es zwar nach einer Studie der Umweltgruppe "Planet Ark2", den Plastiktütenverbrauch durch eine Gebühr von rund fünf Cent pro Tüte um bis zu 85 Prozent zu senken. Doch blieb der Erfolg von Kampagnen, mit denen sich die Australier freiwillig von den Tüten entwöhnen sollten, nach Angaben von Garrett bescheiden.

Deshalb will er jetzt per Gesetz durchgreifen, sehr zum Ärger des Einzelhandelsverbandes. "Plastiktüten gehören zu unserem Leben", sagte der Vorsitzende Richard Evans. "Man kann das Verhalten der Menschen nicht mit Gesetzen ändern." Der vermehrte Einsatz von Papiertüten sei auch nicht umweltfreundlicher.

Steuern, Verbote, Strafen

Die Australier sind nicht die Ersten, die gegen den Gebrauch von Plastiktüten vorgehen. Erst gestern hat die chinesische Regierung angekündigt, dass Plastiktüten, die dünner sind als 0,025 Millimeter von Juni an verboten werden. Diese Tüten, von denen die Chinesen jährlich drei Milliarden wegwerfen, werden dort als "weiße Umweltverschmutzung" bezeichnet, da sie schnell zerreißen, sich aber kaum recyclen lassen.

In Bangladesch sind Plastiktüten seit 2000 komplett verboten, da sie die Abwasserkanäle während der Monsun-Zeit verstopften und das Überschwemmungsrisiko erhöhten.

In Südafrika müssen Einzelhändler seit 2003 mit Geld- oder Gefängnisstrafen rechnen, wenn sie Plastiktüten umsonst verteilen. In anderen afrikanischen Ländern wie Tansania, Uganda und Kenia sind dünne Tüten verboten, während dickwandige besteuert werden. In San Francisco wurden im März 2006 Plastiktüten in Supermärkten verboten - im Bundesstaat Kalifornien müssen seit Juli alle großen Supermärkte die Tragetaschen zurücknehmen und dem Recycling zuführen.

In Europa haben die Iren als Erste den Kampf gegen die Plastiktüten aufgenommen. Dort wurde bereits 2002 eine Steuer auf die Taschen eingeführt - mit Erfolg. Die Verbreitung der Tüten ist um 90 Prozent zurückgegangen, mit den Steuereinnahmen wird der Umweltschutz gefördert. In Großbritannien wollen 80 Gemeinden ein Tütenverbot einführen oder haben es bereits getan.

Im Deutschen Bundesumweltamt betrachtet man Verbote kritisch, da die alternative Papiertüte nicht wirklich umweltfreundlich ist. Hier hält man das Wiederverwertungssystem für die bessere Idee.

Am besten nutzt man natürlich gleich Einkaufstaschen, die nicht nach dem ersten oder zweiten Einsatz bereits im Müll landen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: