Überfischung:Ein bisschen Schutz für den Roten Thun

Die Fischereinationen haben sich darauf geeinigt, das Fanglimit für Thunfisch lediglich um 600 Tonnen herabzusetzen. Das sei "geradezu lächerlich", beklagen Umweltschützer.

Nach tagelangem Ringen haben sich die Fischereinationen in Paris nur auf eine geringfügige Reduzierung der Fangquote für den als bedroht geltenden Blauflossen-Thunfisch geeinigt. Nach dem Beschluss der Vertreter aus 48 Ländern sollen in Zukunft im Ostatlantik und dem Mittelmeer 600 Tonnen weniger Thunfisch pro Jahr gefangen werden. Bislang lag die von der Internationalen Kommission für den Schutz des Thunfischs im Atlantik (ICCAT) festgelegte Fangquote für den auch Roten Thun genannten Fisch bei 13.500 Tonnen im Jahr. Nun sind es 12.900 Tonnen. Darüber hinaus seien Maßnahmen zum Schutz mehrerer Arten von Haien und Meeresschildkröten ergriffen worden.

Dosenthunfisch oft falsch gekennzeichnet

Bislang wurden im östlichen Atlantik und dem Mittelmeer 13.500 Tonnen Blauflossen-Thunfisch im Jahr gefangen . Nun sollen es 12.900 Tonnen sein.

(Foto: dpa)

Umweltschützer hatten eine Senkung der Quote um mindestens das Zehnfache sowie die Einführung von Rückzugsräumen in den Fortpflanzungszonen des Roten Thuns im Mittelmeer und dem Golf von Mexiko gefordert. Dieser Vorschlag sei bei der Konferenz "in fünf Minuten und ohne die geringste Reaktion der Mitgliedstaaten vom Tisch gewischt" worden, sagte Charles Braine von der Tierschutzorganisation WWF.

"Dem Roten Thunfisch wurde erneut der Schutz verweigert, den er dringend benötigt", sagte Sue Lieberman von der US-Umweltorganisation Pew Environment Group. Die Bestände seien bereits jetzt stark überfischt. Die Organisation Oceana erklärte, die Maßnahmen seien "geradezu lächerlich" und "ein massiver Fehlschlag für den Blauflossen-Thunfisch und den Schwertfisch". Lediglich für Haie und Meeresschildkröten gebe es einen allerdings bescheidenen Fortschritt.

Dagegen begrüßten die Umweltschützer den Hai-Schutz. Die Konferenz hatte ein völliges Handelsverbot für Weissspitz-Haie aus dem Atlantik beschlossen. Auch mehrere Arten des Hammerhais und des Kurzflossen-Makos sollen demnach besser geschützt werden. Nur in Schwellenländern dürfen sie in Küstengewässern noch für den örtlichen Verzehr gefangen werden. Nach einem Beschluss der ICCAT müssen Fischer im Atlantikraum künftig außerdem eine Spezialausrüstung bei sich tragen, mit der sie versehentlich gefangene Meeresschildkröten von Angelhaken befreien können.

Die Fangquote für Blauflossen-Thunfisch war bereits 2009 um 8500 Tonnen auf 13.500 Tonnen gekürzt worden. Zudem war die Fangperiode verkürzt worden. In der EU verfügen vor allem Frankreich, Spanien, Malta und Italien über große Thunfischflotten. Hauptabnehmer der bedrohten Art ist Japan, wo 80 Prozent des im Mittelmeer gefangenen Roten Thuns verbraucht werden. Japan kündigte in Paris schärfere Kontrollen zur Eindämmung der illegalen Fischerei und des Verkaufs von Rotem Thunfisch auf dem Schwarzmarkt an, auf dem das feine Fleisch für den Konsum von Sushi sehr gefragt ist.

Die Europäische Union hatte sich nach langem Ringen auf eine gemeinsame Position geeinigt, wonach die Fangquote beibehalten oder allenthalben leicht reduziert werden sollte. EU-Fischereikommissarin Maria Damanaki nannte die ICCAT-Entscheidung "einen Schritt in die richtige Richtung". Die Pariser Einigung sieht zudem eine leichte Umverteilung des Fangquoten-Anteils unter den betroffenen Ländern vor, insbesondere unter Algerien, Libyen, der Türkei und Ägypten. Die EU-Staaten, von denen vor allem Frankreich, Spanien und Italien betroffen sind, behalten ihren Anteil von zusammen 56 Prozent der Fangquote.

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