Transplantationsmedizin:Warten auf den perfekten Moment

Die Chirurgen Edgar Biemer und Christoph Höhnke haben sich seit Jahren auf die spektakuläre Transplantation ganzer Arme vorbereitet.

Martin Thurau

Für die Praxisklinik an Münchens teurer Maximilianstraße wirbt das Ärzteteam mit seiner Erfahrung, aber auch mit der Adresse und mit "Diskretion".

Hier liegt heute eines von Edgar Biemers Betätigungsfeldern. Eines, denn der Plastische Chirurg operiere im In- und Ausland, heißt es auf der Homepage. "Aktuell" baue er als Berater außerdem eine "chirurgische Infrastruktur" in Baku in Aserbaidschan auf.

Rund 20 Jahre lang leitete Biemer, 65, die Abteilung für Plastische und Wiederherstellungschirurgie am Klinikum rechts der Isar, Ende vergangenen Jahres wurde er emeritiert. Doch für die publicityträchtige Operation, die am vergangenen Wochenende unter seiner Führung lief, kehrte er an seine alte Wirkungsstätte an der TU München zurück.

Biemer gilt als Pionier der Mikrochirurgie, als Spezialist für die diffizilen Eingriffe beispielsweise, mit denen nicht nur Knochen stabilisiert, sondern auch all die durchtrennten Sehnen, Nerven und Gefäße wieder verbunden werden. Mit der sogenannten Retransplantation von abgetrennten Händen und Fingern hat das TU-Klinikum reiche Erfahrung: 1975 war es europaweit das zweite Krankenhaus, das solche Eingriffe einführte.

Kein noch so erfahrener Chirurg macht freilich eine Operation wie am letzten Wochenende aus dem Stand, ohnehin läuft sie nicht ohne ein großes Team. Die Münchner Ärzte haben sich jahrelang darauf vorbereitet. Bereits im Jahr 2001 planten sie einen ähnlichen Eingriff: eine doppelte Handtransplantation.

Zum ersten Mal sollte eine solche Operation in Deutschland stattfinden, es war ein Wettlauf zwischen mehreren Spezialkliniken darum entstanden. Die Rollen im Münchner Team waren für den Tag X verteilt, die Ethikkommission des Klinikums hatte zugestimmt. Doch erst jetzt für die Armtransplantation fanden sie Empfänger und Spender.

Lange warten musste auch Christoph Höhnke. Er leitete mit Edgar Biemer am Wochenende das rund 40-köpfige Transplantationsteam, an dem allein etwa 20 Ärzte beteiligt waren.

Höhnke sammelte seit 1984 zunächst Erfahrungen in der Organverpflanzung, sein wissenschaftlicher Schwerpunkt ist seitdem die Transplantationsforschung, er arbeitet heute vor allem zu Fragen der Übertragung von Fremdgeweben; 1993 kam er an die TU, schon mit dem Wunsch, wie er sagt, ein solches Transplationsprojekt zu verwirklichen. Unterstützt werden die Plastischen Chirurgen von der Abteilung für Transplantationschirurgie.

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