Totale Mondfinsternis über Deutschland:Warten auf die Blutmond-Nacht

Heute Abend lohnt sich ein Blick in den Himmel: Blutrot wird der Mond am Horizont aufgehen und nur schwach vom Firmament schimmern. Wie die totale Mondfinsternis abläuft und wann sie zu erleben ist: Fragen und Antworten.

Lukas Köhler

Wem die Wolken einen freien Blick zum Himmel ermöglichen, der sollte heute Abend ab etwa 21 Uhr in Richtung Südost blicken. Dort wird der Mond blutrot verfärbt aufgehen. Der Grund: Über unseren Köpfen findet die längste Mondfinsternis seit mehr als zehn Jahren statt, bei der die Erde ihren kosmischen Begleiter verdunkelt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Mondereignis.

Kosmisches Schattenspiel: Totale Mondfinsternis

Am Mittwochabend kann überall in Deutschland eine totale Mondfinsternis beobachtet werden, bei der der Erdtrabant in ein rötliches Licht getaucht wird.

(Foto: dpa)

[] Was passiert bei einer Mondfinsternis?

Eine Mondfinsternis kann nur stattfinden, wenn sich Sonne, Erde und Mond in einer Linie befinden und der Mond, von der Sonne betrachtet, hinter der Erde verschwindet. Dieses Phänomen kann nur bei Vollmond geschehen, weil nur dann der Mond der Sonne direkt gegenübersteht.

Da allerdings seine Umlaufbahn im Verhältnis zur Bahn der Erde um die Sonne schief ist, befindet er sich meist teilweise außerhalb des Erdschattens. Weil ihn die Sonne dann direkt anstrahlt, erscheint er uns in der Regel leuchtend hell.

Doch an zwei Punkten schneiden sich die beiden Umlaufbahnen, an den sogenannten Mondknoten. Steht der Mond bei Vollmond in der Nähe eines solchen Knotens, durchläuft er den Erdschatten. Kein direktes Sonnenlicht beleuchtet in diesem Moment den Erdtrabanten und er wird verdunkelt.

Der Mond verschwindet allerdings nicht vollständig vom Firmament, wenn er sich im Kernschatten der Erde befindet. Auch heute Abend können Betrachter deshalb den Mond auf seinem Weg durch den Schatten beobachten. Er erscheint dabei blut- oder rostrot eingefärbt.

[] Warum erscheint der Mond blutrot?

Das liegt an der Lufthülle unserer Erde: Die Lichtstrahlen, die auf die Atmosphäre unseres Planeten treffen, werden um die Erde herum auch in den Erdschatten hinein gebrochen. Dabei werden allerdings die kurzwelligen blauen Lichtanteile zerstreut, während die langwelligen roten Anteile die Mondoberfläche treffen. Er beginnt rötlich zu schimmern. Aus dem gleichen Grund färbt sich auch der Himmel bei Sonnenauf und -untergang rot.

[] Wie oft gibt es eine Mondfinsternis?

Etwa zweimal im Jahr ergibt sich die passende Konstellation aus Sonne, Mond und Erde. Die nächste Mondfinsternis findet am 10. Dezember 2011 statt. Doch nicht immer wird der Mond komplett verdunkelt wie heute Abend.

Außerdem tritt die Konstellation in den nächsten Jahren zu ungünstigen Zeiten ein - nämlich dann, wenn in Deutschland noch heller Tag ist. So wird die nächste totale Mondfinsternis bei uns wohl erst wieder im September 2015 sichtbar sein.

[] Wie lange dauert die Mondfinsternis heute Abend?

Eine Mondfinsternis lässt sich in aller Ruhe beobachten, denn sie zieht sich über mehrere Stunden hin. Heute Abend kann sogar die längste Mondfinsternis seit mehr als einem Jahrzehnt beobachtet werden. 100 Minuten wird der Erdtrabant für seinen Weg durch den totalen Erdschatten benötigen.

Der Ablauf: Um 20:23 Uhr MESZ tritt der Mond in den Kernschatten der Erde ein, nachdem er bereits den Halbschatten durchquert hat. In unseren Breitengraden wird er in diesem Moment noch gar nicht aufgegangen sein.

Erst zwischen 21:07 Uhr (München) und 21:43 Uhr (Hamburg) erscheint der Mond am südöstlichen Horizont. Mit seiner rötlichen Färbung beschert er den Beobachtern wohl einen der spektakulärsten Mondaufgänge der vergangenen Jahre.

Zwischen 21:23 Uhr und 23:03 Uhr befindet er sich in der Phase der totalen Verfinsterung, die um 22:13 Uhr am stärksten ist. Kurz nach Mitternacht verlässt er den Kernschatten schließlich wieder, bevor etwa eine halbe Stunde später die Finsternis für den Beobachter nicht mehr sichtbar sein wird.

Die Wetteraussichten für das Ereignis sind für den größten Teil Deutschlands gut: Die meisten Wolkenfelder sollen bis zum Abend weitergezogen sein oder sich aufgelöst haben. Einzig in Teilen Nordrhein-Westfalens könnte ein bedeckter Himmel die Blutmond-Betrachtung stören.

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