Tierwelt:Unterwasserkrabben klonen Blumentiere

Krabbe mit Anemonen

"Pompom-Krabbe" lautet ein Spitzname der Krabben, die stets zwei See-Anemonen in ihren Scheren halten.

(Foto: dpa)

Die Tiere imponieren Angreifern mit Anemonen in ihren Scheren. Um an Nachschub zu kommen, haben sie hinterlistige Tricks auf Lager.

Von Ali Vahid Roodsari

Lybia-Krabben tragen den Spitznamen Boxer. Der Grund: In jeder Schere halten die wenige Zentimeter großen Meeresbewohner eine Seeanemone, ein sogenanntes Blumentier. Es sieht aus, als trügen die Krabben Boxhandschuhe. Wenn ein Feind anrückt, wedeln die Tiere wie wild mit den Anemonen. Oft gelingt es ihnen auf diese Weise, den Angreifer abzuschrecken.

Bisher war es ein Rätsel, woher die Krabben die Blumentiere bekommen. Forscher der israelischen Bar-Ilan-Universität haben jetzt herausgefunden, dass die Tiere Anemonen klonen, von Artgenossen stehlen oder sogar beides tun.

In ihrem ersten Experiment, vorgestellt im Fachmagazin PeerJ, nahmen die Biologen den Krabben eine der beiden Seeanemonen weg. Daraufhin teilten die Tiere das andere Exemplar, wie im Video zu sehen ist.

Beide Teile regenerierten sich innerhalb weniger Tage, die Krabbe hat somit einen Klon erschaffen. In einem zweiten Experiment setzten die Forscher zwei Krabben gemeinsam in ein Aquarium. Eine Krabbe hatte eine Seeanemone in ihren Scheren, die andere nicht. Die beutelose Krabbe attackierte daraufhin ihre Artgenossin und stahl ihr eines der Blumentiere. Beide Krabben klonten dann ihren Besitz, sodass jedes wieder zwei Anemonen in den Scheren trug.

Die asexuelle Vermehrung eines anderen Tieres ist in der Natur einzigartig und beeinflusst die genetische Vielfalt auf besondere Weise. Eine Untersuchung der Anemonen von frisch gefangenen Krabben zeigte, dass sich die Tiere genetisch gleichen - oder zumindest sehr ähnlich sind.

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